Der Antares-Krieg
der Brücke der Discovery und blickte auf den Chronometer vor sich. »Sie haben sich verspätet!«
»Bis jetzt nur um ein paar Minuten«, sagte Bethany vom Platz des Beobachters neben ihm. »Und als Mace letzte Woche Verbindung mit ihnen hatte, verlief alles programmgemäß.«
Drake nickte. Die Regeln der Helldiver-Mission verlangten, dass die Zahl der Schiffe im Innern des Ringnebels während der Vermessungsphase möglichst niedrig gehalten wurde. Später, wenn die dort anzutreffenden Gefahren besser bekannt und verstanden wären, würde die gesamte Flotte eindringen. Um Verbindung mit den beiden Kreuzern zu halten, hatten die drei sandarischen Zerstörer den Auftrag erhalten, in Abständen durch den Faltpunkt zu gehen und eine Kommunikationsverbindung herzustellen. Diese erfolgte über Laserstrahl, da alle anderen Formen von Langstreckenkommunikation durch den Antares Neutronenstern gestört waren. Sobald der Kontakt beendet war, kehrte der Zerstörer durch den Faltpunkt zurück und übermittelte die Meldungen der beiden Kreuzer dem Admiral. Plötzlich begannen überall an Bord die Alarmsirenen zu heulen.
»Ausbruch!«, rief einer der Techniker für Raumüberwachung der Feuerleitzentrale. »Wir haben zwei Ziele. Das erste in achttausend, das zweite in fünftausend Kilometern Entfernung.«
»Identifikation?«, fragte Drake.
»Es sind die unsrigen, Captain«, antwortete der Techniker.
»Jedenfalls senden sie das heutige Losungswort.«
»Mr. Haydn! Bitte setzen Sie ein Signal an Captain Marston an Bord der Dagger ab. Sagen Sie ihm ›Willkommen daheim!‹ und bitten Sie ihn, möglichst bald Meldung zu machen.«
»Jawohl, Sir.«
Schon eine halbe Minute später leuchtete Drakes Bildschirm auf und zeigte Bela Marstons breites Gesicht. Der Captain der Dagger lächelte, als er Drakes ansichtig wurde.
»Die Kartierungsexpedition ist zurückgekehrt, Sir. Erbitte Erlaubnis, wieder zur Flotte zu stoßen.«
»Erlaubnis erteilt, Captain«, erwiderte Drake förmlich.
»Haben Sie etwas zu melden?«
»Ja, Sir«, antwortete Marston. »Gemäß unseren Befehlen gingen mein Schiff und der sandarische Kreuzer Terra in den Antares-Ringnebel. Wir kartierten die Gravitationskonstante in einem so weiten Raumvolumen, wie wir es erreichen konnten, ohne die vorgegebene Zeitspanne zu überschreiten. Wir beobachteten auch die Struktur des Nebels und den Antares-Pulsar.«
»Also konnten Sie die gesamten Verhältnisse des Faltraumes innerhalb des Ringnebels klären?«
»Ja, Sir«, antwortete Marston mit selbstzufriedenem Grinsen.
»Auch glaube ich, Sir, einen zweiten Faltpunkt entdeckt zu haben.«
Bethany Lindquist streckte sich schläfrig und wälzte sich herum. Dabei kam ihr Kopf mit etwas Hartem und Scharfem in Berührung, und mit einem Wehlaut wurde sie vollends wach. Trotzdem dauerte es ein paar Augenblicke, bevor ihr einfiel, wo sie sich befand und wie sie in die fremde Schlafkoje gekommen war.
Nachdem Dagger und Terra von ihrer Vermessungsexpedition zurückgekehrt waren, hatten sich in der Flotte Gerüchte wie ein Lauffeuer verbreitet. Die meisten hatten ihren Ursprung in den Fakten von Captain Marstons offiziellem Bericht, nämlich, dass die Wissenschaftler im Zuge ihrer Vermessungen einen zweiten Faltpunkt innerhalb des Ringnebels gefunden hätten. Das Interessante daran war, dass in so kurzer Zeit so viele Variationen desselben Themas erfunden werden konnten. Ein Gerücht besagte, dass der Faltpunkt verschwunden sei, gerade als die Wissenschaftler seine Existenz bestätigt hatten. Ein anderes behauptete, die Erde selbst liege direkt hinter jenem Faltpunkt, und den Leitern der Expedition seien Bedenken gekommen, ob sie Verbindung aufnehmen sollten.
Die Entdeckung bewirkte auch eine offizielle Reaktion. Admiral Gower hatte die sofortige Analyse aller Daten im Hinblick auf die Neuentdeckung angeordnet. Für die kommende Woche setzte er eine Konferenz zur Erörterung der Möglichkeiten und Auswirkungen an. Als sie den Termin erfuhren, erhoben die Wissenschaftler Einspruch. Insbesondere die Astronomen hielten nicht mit sarkastischen Kommentaren zurück. Sie wiesen darauf hin, dass es Jahre erfordern würde, um das gesamte Datenmaterial zu analysieren. Außerdem, so argumentierten sie, gebe es nur eine Handvoll Spezialisten mit den notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen, und auch sie müßten manchmal schlafen. In Anbetracht der verfügbaren Hilfsmittel, erläuterte der leitende Astronom, würde selbst ein vorläufiger
Weitere Kostenlose Bücher