Der Antares-Krieg
seine Wahlmöglichkeiten und ihre Risiken. Was er zu tun im Begriff war, bereitete ihm Magendrücken, aber die Entscheidung musste getroffen werden.
»Dunbar, veranlassen Sie die Vorbereitung der Flottenreserve auf einen Hochgeschwindigkeitseinsatz.«
»Jawohl, Sir. Wohin?«
»Spica. Wir werden ihnen in einer entgegengesetzten Umlaufbahn und niedriger Höhe entgegenkommen und sie packen, wenn sie am verwundbarsten sind – während sie den Stern auf einer Seite haben und nicht manövrieren können.«
»Jawohl, Sir. Verstehe.«
Drake beobachtete die Echozeichen der drei verschiedenen Durchbruchsgruppen und versuchte zu berechnen, wann alle drei hinter dem Stern durchkommen würden. Es konnte nur eine Schätzung sein, aber das machte nichts. Die Bordrechner würden es früh genug sagen.
Er wandte sich an Phillip Walkirk, der still neben ihm stand, um den Admiral nicht bei seiner Arbeit zu stören.
»Commander, Sie sollten am besten an Bord ihres Schiffes zurückkehren. Innerhalb einer Stunde werden wir unter hoher Beschleunigung sein. Sie werden die Zeit für die Vorbereitung brauchen.«
»Bin schon unterwegs, Admiral.«
Phillip war so schnell zur Tür hinaus, dass Drake den Luftzug zu spüren glaubte. Er nickte seiner Frau zu und sagte:
»Für dich brauchen wir jetzt einen Beschleunigungssitz zum Anschnallen.«
»Was geht vor da draußen?«, fragte sie. Ihre Stimme klang ängstlich.
»Wir werden es mit den Ryall austragen, wenn sie den Stern umrunden.«
»Was bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass wir ein Gefecht in der Korona des Sterns führen werden.«
77
Seit der Ankunft der Flotte im System Spica hatte Richard Drake viele Stunden mit der Beobachtung der ständig wechselnden Lichtschau verbracht, die von Spica A und B ausging. Gewaltige solare Protuberanzen glühender Gasausbrüche explodierten alle paar Stunden von jedem der beiden Sterne himmelwärts, nur um von den vereinten Schwere- und Magnetfeldern zu anmutigen, spiraligen Feuerrädern verbogen zu werden. Die immerwährenden Pirouetten waren ungemein unterhaltend, und oft hatte er sich gefragt, wie die beiden Sterne aus der Nähe aussehen würden. Diese Frage fand jetzt ihre Beantwortung.
Seine Flottenreserve von vierundzwanzig Schiffen näherte sich dem Doppelsternsystem auf eine Entfernung, wo die Klimaanlagen der Schiffe durch die Wärmestrahlung ihren Dienst zu versagen drohten. Die Flottenreserve Spica befand sich auf Gegenkurs zu der Durchbruchsgruppe der Ryall. Auch sie würde mit hoher Beschleunigung das Doppelsternsystem umrunden, um etwa in die Richtung, aus der sie gekommen waren, in den Raum davonzufliegen. Der einzige Unterschied war, dass die Flottenreserve das Doppelsternsystem in etwas größerer Höhe als die Ryall umrunden und den Feind für kurze Zeit zwischen sich und den Sternen haben würde.
Der Bildschirm zeigte Spica A als einen bläulich weißen Fußball, der seinen Gefährten teilweise verdeckte. Der bloße Anblick des Paares brachte Richard Drake ins Schwitzen. Selbst bei minimaler Vergrößerung und maximaler Filterung füllte das Doppelsterngebilde den Bildschirm und überflutete die Kommunikationsfrequenzen mit dem Rauschen statischer Elektrizität. Untergetaucht in elektrisch leitendem Plasma, waren Botschaften und Befehle zwischen den Schiffen der Flotte nur mit Hilfe von Kommunikationslasern möglich, die einen beschränkten Verkehr erlaubten. Das Plasma und die Hitze spielten auch den Sensoren übel mit; viele der empfindlichsten Instrumente waren eingezogen und unter Schutzklappen verborgen, um sie vor dem Ausbrennen oder Kurzschlüssen zu schützen. So war die Flotte halb blind, als sie nach Kontakt mit dem Feind umhertastete.
Drake lag in seinem zurückgeklappten Sitz und beobachtete seine Schirmbilddarstellungen, die gleichfalls massiv gestört waren, aber zumindest im Radarbereich noch funktionsfähig waren. Er wartete auf die ersten roten Echozeichen, um den Befehl zu geben, der zwei Dutzend Kriegsschiffe ins Gefecht führen würde. Er war nicht allein. Neben ihm war ein zweiter, neu installierter Sitz mit zurückgeklappter Lehne, in dessen Umarmung eine vertraute Gestalt im Schutzanzug angeschnallt lag. So wie sie es in der Schlacht um Sandar getan hatte, begleitete Bethany ihren Mann in die Gefahr. Und so wie damals wünschte Richard, sie wäre sicher zu Hause.
»Alles in Ordnung, Schatz?«, fragte er, nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Worte nicht über die Sprechanlage oder die
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