Der Antares-Krieg
hatte. Darauf waren drei weitere Ryall-Schiffe explodiert, gefolgt von zwei Minuten gleichmäßigen gegenseitigen Abschlachtens. Ein Dutzend Schiffe der eigenen Flotte war beschädigt oder zerstört, während sechzehn oder achtzehn Schiffe der Ryall das gleiche Schicksal erlitten. Dann ließ Drake das Feuer auf ein bestimmtes Schiff konzentrieren, das die Rechner als mögliches Flaggschiff der Ryall identifiziert hatten.
Ob Flaggschiff oder nicht, es wurde gut verteidigt. Eine Rakete nach der anderen verschwand in einer Dampfwolke, als Abwehrlaser sie wie lästige Insekten erledigten. Dann, als es den Anschein hatte, dass seine Abwehr unüberwindlich sei, flog das feindliche Flaggschiff lautlos auseinander. Im einen Augenblick versprühte es noch Geschosse und Laserstrahlen in ihre Richtung, im nächsten war es eine expandierende Wolke glühender Gase, deren Schicksal die Vermischung mit dem Plasma der nahen bläulich weißen Doppelsterne war. Die überlebenden Schiffe von Drakes Flottenreserve feuerten, was hinausging, und füllten den Raum mit noch mehr tödlichen Geschossen als am Anfang des Gefechts. Bei dieser Feuergeschwindigkeit würden sie sich in weiteren zwei Minuten verschossen haben; allerdings würden sie auch außer Reichweite sein.
Ein kleiner Stahlsplitter, vielleicht Teil einer im Abwehrfeuer zerplatzten Rakete, traf die Conqueror II und durchschlug das gepanzerte Tor des Hangars. Eben noch war das Schiff unversehrt und einsatzbereit gewesen, nun schoss eine Plasmawolke durch den Hangar und tauchte das Innere in das grelle, kalte Licht einer Blitzentladung, bevor der Splitter sechs Decks durchschlug und eine trichterförmige Zone der Zerstörung zurückließ.
Alles geschah zu schnell, als dass sich ein Angstgefühl hätte einstellen können. Drake wusste nur, dass sich zwei Messer tief in seine Augen bohrten, als im Raum der Flotteneinsatzleitung der Blitz einschlug. Gleichzeitig flog die gläserne Trennscheibe heraus und schickte eine Wolke glitzernder Scherben durch die plötzlich entstandene Schwerelosigkeit. Der Schmerz in seinen geblendeten Augen hatte kaum eingesetzt, als sein Körper in die Haltegurte gepresst wurde und sein Schutzanzug, der bis dahin schlaff gewesen war, sich im Vakuum um seine Gliedmaßen aufblähte.
»Bethany!«, schrie er in sein Helmmikrofon.
Auf den Blitz folgten Dunkelheit und Stille. Diese Stille jagte Drake einen kalten Schauer über den Rücken. Seine schmerzenden Augen sahen nichts als flimmernde Nachreflexe der Blendung. In Panik krallte er nach den Gurten, die ihn auf dem Sitz fest hielten. Was immer dem Schiff zugestoßen sein mochte, war schlimm genug, aber das einzige Geräusch, das auf seinen Schrei antwortete, war sein eigenes angestrengtes Atmen. Unvermittelt sah er seine schlimmste Befürchtung eingetroffen.
78
»Das Flaggschiff ist getroffen!«
Phillip Walkirks Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als die Meldung durchkam. Hastig überflog sein Blick die Bildschirme in der Zentrale, blieb an der taktischen Lagedarstellung hängen. Die Durchbruchsgruppe der Ryall, die seit ihrer ersten Ortung näher gekommen war, entfernte sich bereits. Die beiden Flotten hatten den Punkt nächster Annäherung überschritten, und die beiderseitige Zerstörungswut sollte nun rasch nachlassen. Die nächsten paar Sekunden würden noch gefährlich sein, danach aber wären beide Flotten wieder außer Reichweite.
»Wie schlimm?«, fragte er seinen Nachrichtenoffizier.
»Unbekannt, Commander. Die Triebwerke stehen, und das Schiff ist auf einer natürlichen hyperbolischen Umlaufbahn, obwohl der Rumpf intakt zu sein scheint.«
»Geschwindigkeit anpassen, schnellstens«, befahl er.
»Abwehr ausweiten auf Feuerschutz für Flaggschiff.«
Kaum hatte er den Befehl erteilt, da wurde die gleichmäßige Beschleunigung, die Queen Julia während des Gefechts beibehalten hatte, plötzlich vervierfacht. Die Triebwerke brüllten, und der gleichmäßige Strom bläulich weißer Photonen, der das Schiff antrieb, wurde zu einem Sturm, der hell genug war, um es für kurze Zeit mit dem gleißenden Licht des Doppelsterns aufzunehmen.
Phillip und der Rest der Besatzung auf den Gefechtsstationen wurden in die Sitze gepresst, und sein unfreiwilliges Schnaufen war nicht das einzige, das aus der Bordsprechanlage drang. Zum Glück war die brutale Beschleunigung nur von kurzer Dauer. Sobald die Queen Julia an Conqueror II herangekommen war, schalteten die Triebwerke aus, um sich der Flugbahn des
Weitere Kostenlose Bücher