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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Stimme und rhythmischer Sprache erläuterte er ihnen auf fast schon lyrische Weise die Geschichte des auf Arandore gekelterten Cider und pries dessen Vorzüge so überzeugend an, dass Pip, wenn sie nicht ohnehin die glückliche Besitzerin der einzigen existierenden Flaschen gewesen wäre, glatt ihre Seele verkauft hätte, um den gesamten Bestand zu erwerben.
    Die Juroren waren offenkundig beeindruckt.
    Der Chefeinkäufer von St. Wastell hatte die ganze Zeit genickt wie ein Wackeldackel im Fond eines über zahllose Schlaglöcher fahrenden Autos.
    Evangeline war hingerissen.
    Balthazar hätte sie durch ein Freudenhaus führen können, und sie hätte alles ganz entzückend gefunden.
    Als sie mit dem Rundgang fertig waren, reichte Pip ihm Flaschen zweiundzwanzig und einundzwanzig, und nach nur wenigen als »wirklich köstlich« beurteilten Schlucken fing Evangelina ein bisschen an zu kichern.
    »Sag mal, flirtet die mit ihm?«, wollte Viola wissen, als Evangelina Balthazars Arm nun schon zum fünften Mal innerhalb drei Minuten anfasste.
    »Ja«, antwortete Flora.
    »Sehr gut.«
    »Allerdings«, nickte Flora. »Aber gut in dem Sinne, wie wenn man einen Pickel ausdrückt: Kein besonders schöner Anblick, aber trotz der leichten Übelkeit hinterher ein gutes Gefühl ...«
    Fast zwei Stunden waren sie da. Es war schon recht dämmrig geworden, doch das Feuer loderte hell.
    Und obwohl sie alle in diesen zwei Stunden fast nichts anderes getan hatten als zu nicken und zu strahlen und ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen, gab es dann gegen Ende doch einen etwas schrägen Moment, als Evangeline Judy entdeckte und ihre Bulldoggennase rümpfte. Unterm Strich waren sich aber wohl alle einig, dass der Jurybesuch absolut zufriedenstellend verlaufen war.
    Sie winkten dem Convoy nach und seufzten dann erleichtert, als sie endlich die Hände sinken lassen und das aufgesetzte Lächeln abschalten konnten. Sie fielen einander in die Arme, beglückwünschten sich gegenseitig, strahlten und waren so froh, dass dieser Teil des Wettbewerbs, obschon früher als erwartet, überstanden war, und noch dazu so gut. Sie konnten sich gerade noch beherrschen, Balthazar auf ihre Schultern zu heben und als den Helden zu feiern, der er in ihren Augen war, und dann schlenderten sie fröhlich plaudernd zurück zum Feuer und dem Rest der Helferbande.
    Opal, Dudley und Morven, der alte Josh, Mad Mary, Barry und Nigel platzten bereits vor Neugier.
    »Und?« Opal und Dudley klammerten sich bange aneinander fest. »Was meint ihr, wie ist es gelaufen?«
    »Guck sie dir doch an!«, rief Mad Mary aufgeregt. »Denen sieht man an, wie es gelaufen ist!« Sie klatschte vor Freude in die Hände. »Sie waren restlos begeistert, stimmt’s? Ich hab’s gewusst! Ihr seid ja auch einsame Spitze!«
    »Wir wollen den Tag mal besser nicht vor dem Abend loben ...«, wandte Pip vorsichtig ein.
    »Stimmt«, pflichtete Judy ihr bei, »vielleicht sollten wir uns lieber ein wenig stärken für das, was kommen mag.« Schnuppernd reckte sie die Nase hoch. »Ich finde, es riecht verräterisch nach Gegrilltem ...«
    Prompt eröffnete Dudley ihnen, er habe das Feuer dazu genutzt, einige in Alufolie gewickelte Kartoffeln in die Glut zu legen und ein paar Würste zu braten, zu denen Morven selbst gemachten Coleslaw und frisches Brot mit Butter servieren wolle.
    »Es ist angerichtet«, verkündete Josh und verbeugte sich übertrieben.
    »Wir dachten, ihr habt vielleicht Hunger«, gab Morven ihren Senf dazu.
    »Ja, und um ganz ehrlich zu sein, wollten wir nicht, dass die Party jetzt schon zu Ende ist.« Opal fasste Judy am Arm. »Zumal es ja ganz so aussieht, als hätten wir jetzt noch viel mehr Grund zum Feiern ...«
    Judy und Pip gingen ins Haus, um Teller und Besteck zu holen.
    Auf dem Weg zurück zum Feuer und ihren Freunden sahen sie schon wieder ein Paar Scheinwerfer aufs Haus zufahren.
    »Wer ist das denn jetzt noch?«, fragte Judy verwundert. »Das Auto kenne ich nicht. Du?«
    Viola, die ihnen entgegengekommen war, um ihnen gegebenenfalls zu helfen, reckte den Hals und schüttelte den Kopf.
    Auch Susan erhob sich jetzt, war aber genauso ahnungslos.
    Dann drehten sich alle zu Pip um, die mucksmäuschenstill Richtung Scheinwerfer blickte und ein Gesicht machte, als hätte sie einen Geist gesehen.
    »Pip?« Besorgt legte Judy ihr eine Hand auf die Schulter. »Weißt du, wer da im Auto sitzt?«
    Mit von undefinierbaren Gefühlen geweiteten Augen wandte Pip sich an ihre Mutter und

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