Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
nickte langsam.
»Das ist Dan.«
– 31 –
Vollkommen gleichzeitig stiegen sie aus dem Wagen und bewegten sich so synchron, als hätten sie den Auftritt choreographiert.
Erst sahen sie einander an, dann Pip.
Judy und Susan hatten keine Ahnung, was vor sich ging, sie wussten lediglich, dass Nancy sich ziemlich danebenbenommen haben musste, wenn die herzensgute Pip nicht mehr mit ihr reden wollte.
»Na, wenn das mal nicht der Sushi-Liebhaber ist ...«, brummte Viola, die ein bisschen mehr wusste als die anderen.
»Pip?« Die Art und Weise, wie ihre Mutter dieses eine kurze Wort aussprach, verriet, dass sie bereit war, die Überraschungsgäste zu bitten, wieder zu verschwinden. Und zwar nicht besonders höflich.
»Ist schon okay. Irgendwann muss ich ja ...«, sagte Pip.
Keiner rührte sich.
»Ist wirklich alles gut, versprochen.« Pip drückte den Stapel Teller, den sie noch immer in den Händen hatte, ihrer Schwester in die Hand. »Würdet ihr uns bitte mal fünf Minuten alleine lassen?«
Als die Charteris-Damen sich zurückgezogen hatten, machte Nancy schließlich den Mund auf.
»Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet wohl ins gottverdammte Cornwall kommen«, sagte sie und lachte hohl.
»Du hättest nicht extra herzukommen brauchen, Nancy ...«
»Was soll ich denn machen, wenn du keinen einzigen meiner Anrufe annimmst und nie zurückrufst?«
Sie meinte das sicher versöhnlich, aber es klang doch ziemlich aggressiv.
»Ich hatte ziemlich viel um die Ohren, weißt du ...«, entgegnete Pip vorsichtig. »Ich musste mich um so viele Dinge kümmern, die ... na ja, die wichtiger waren ...«
Nancy und Dan sahen einander an. Offenbar hielten sie beide das für eine lahme Ausrede.
»Vielleicht ...«, sagte Dan. »Aber wir ...« Er hielt inne und nahm demonstrativ Nancys Hand. »Nancy und ich, wir dachten, es wäre an der Zeit, ein paar Dinge zu klären.«
Balthazar wartete schon, als Judy, Viola und Susan mit den leeren Tellern zurückkamen. Er war in der Zwischenzeit in Pops Cottage gewesen und hatte ein paar Flaschen von seinem Weingut in Spanien geholt, damit sie gemeinsam davon kosten konnten. Als er die Gläser verteilte, sah er sich suchend um.
»Wo ist Pip?«
Er bemerkte den Blick, den Judy und Susan wechselten.
Viola antwortete, und ihr spöttisches Grinsen verriet alles.
»Wir haben noch mehr überraschenden Besuch bekommen ...«
Pip setzte sich im Hof an den Tisch, an dem sie noch vor zehn Minuten die Juroren der St.-Wastrell-Brauerei und der Herbstmesse mit flaschengegärtem Apfel-Schaumwein bewirtet hatte. Flasche Nummer einundzwanzig war noch halb voll. Normalerweise behielt Pip lieber einen kühlen, nüchternen Kopf, wenn es um Herzensangelegenheiten ging, aber hier und jetzt hielt sie es für angenehmer, sich ein wenig zu betäuben.
Gott sei Dank hatte der Anblick der beiden zusammen ihr nicht so verdammt wehgetan, wie sie erwartet hatte. Im Gegenteil – sie war überrascht, wie relativ kalt es sie ließ, Dan wiederzusehen. Kein Herzrasen, keine Schmetterlinge im Bauch ... Eigentlich empfand sie nur Unbehagen. Fast so, als hätte sie Verdauungsprobleme.
Vielleicht würde es helfen, wenn sie mal rülpste – nicht zuletzt, um das extrem unangenehme Schweigen zu brechen.
»Drink?«, fragte sie schließlich stattdessen und gestikulierte mit der Flasche.
Beide nickten unbeholfen.
Pip schenkte drei Gläser ein.
Zwei schob sie zu ihnen hin, eins nahm sie und prostete ihnen damit zu.
»Zum Wohl.«
Die beiden nahmen ihre Gläser, tranken aber nicht sofort, sondern sahen Pip dabei zu, wie sie mit einem Zug das ihre halb leerte.
Dann zog Nancy einen Stuhl heran, ließ sich darauf sinken, lehnte sich nach vorn und sah Pip ziemlich ernst an.
»Ich musste herkommen, Pip. Ich hatte wirklich keine Lust, aber auch keine andere Wahl. Es macht mich vollkommen fertig, dass du stinksauer auf mich bist.«
Pip seufzte schwer. »Ich bin nicht stinksauer auf dich.«
»Und warum gehst du dann nicht ans Telefon, wenn ich anrufe? Warum rufst du nie zurück?«
Pip zuckte die Achseln. »Also, wenn ich ganz ehrlich bin, ich hatte einfach keinen blassen Schimmer, was ich sagen sollte.«
»Und jetzt? Jetzt, wo ich hier bin? Irgendetwas muss es doch geben, was du sagen willst ... über ... na ja, über uns, über Dan und mich ...?«
Wieder drückten die beiden sich einander ermutigend die Hände, sicherten sich mit einem Blick moralische Unterstützung zu und sahen dann
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