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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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weißt.
    Mum war natürlich völlig fertig, aber wir dachten, das sei das übliche Programm, sie würde sich für ein paar Tage im Bett verkriechen, dann wieder aufstehen und sich den nächsten Kerl angeln. Aber, Pip, als ich sie dann mit der Whiskyflasche fand, wurde mir klar, dass viel mehr dahinterstecken musste, dass es nicht nur darum gehen konnte, dass Raphael sie verlassen hatte. Also fragte ich sie sogar, ob sie wieder schwanger sei, aber da hat sie bloß gesagt, ich solle mich nicht lächerlich machen, es würde ja wohl an ein Wunder grenzen, wenn sie in ihrem Alter noch mal schwanger werden würde, und vielleicht sollte sie das Kind dann Jesus nennen, aber natürlich spanisch ausgesprochen ...«
    »Flora!«, rief Pip dazwischen, damit ihre Schwester beim Thema blieb.
    »Tut mir leid, Pip. Also, jedenfalls ... als sie dann aus der Wanne raus wollte, hab ich mich auf sie draufgesetzt und ihr gesagt, dass ich erst wieder aufstehe, wenn sie mir sagt, was los ist. Geschlagene zwanzig Minuten hockten wir beide in dem scheißkalten Wasser, meine Jeans war klatschnass und Mums Füße schon ganz blau, und da hat sie’s mir dann endlich gebeichtet ...« Flora hielt inne und schluckte. »Ach, Pip«, jammerte sie, »sie hat ihm das Geld für die Bar geliehen!«
    »Sie hat ihm das Geld geliehen? Wie viel Geld, Flora?«
    »Seine Telefonnummer gibt es nicht mehr. Susan war letzte Woche sogar in Barcelona, um ihn zu suchen, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt. In der Bar hat keiner was gesagt ...«
    »Wie viel, Flora?« Pip hatte schon einen ganz trockenen Hals.
    Flora verstummte, schluckte wieder hörbar und stammelte dann schluchzend:
    »Alles, Pip. Unser ganzes Geld. Wir sind komplett pleite.«
    Nancy folgte Pip in ihr Zimmer.
    »Ich muss hinfahren«, sagte Pip, während sie Schubladen und Schränke öffnete und ein paar Sachen in ihren Koffer schmiss.
    »Und wann?«
    »Gleich morgen früh.«
    »Und wie lange bleibst du weg?«
    »Das wissen die Götter.«
    »Was ist mit der Praxis?«
    »Muss mir freinehmen.«
    »Und was sagt Chester dazu?«
    »Ich habe noch genügend Urlaubstage, von meinen Überstunden ganz zu schweigen.«
    »Stimmt, deine Familie war bisher ja immer so rücksichtsvoll, ihre Notfälle auf die Wochenenden zu legen«, stellte Nancy trocken fest.
    Pip verharrte und sah ihre Freundin an.
    »Sie brauchen mich, Nancy.«
    »Sie brauchen dich immer, Pip.«
    »Dieses Mal ist es etwas anderes ...«
    »Ja, klar ist es etwas anderes als damals, als Viola das Auto deiner Mutter in den Fluss gefahren hat. Und auch etwas anderes als damals, als Gypsy sämtliche Toiletten mit Zement verstopft hat. Natürlich auch etwas anderes als die Sache mit deiner Mutter, die sich zwei Tage lang mit einer Kiste Pinot Grigio und einem ganzen Brie im Weinkeller eingeschlossen hatte. Und auch etwas anderes, als ...«
    »Nancy, bitte!«, unterbrach Pip sie ziemlich laut.
    Pip wurde sonst nie laut.
    Nancy war so perplex, dass sie einen Schritt zurückwich.
    »Dieses Mal ist es wirklich etwas anderes. Die Kacke ist hochgradig am Dampfen, wenn du so willst.«
    Nancy schwieg, sah Pip an, ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. Dann half sie ihr wortlos beim Packen.
    »Ich muss heute Abend noch mit Chester reden, er hat Bereitschaft und ist in der Praxis.«
    »Klar.«
    »Tut mir leid mit dem Abendessen.«
    »So ein Quatsch. Außerdem habe ich die beiden Scones schon gegessen ...«
    Erst, als Pip die Autoschlüssel in die Hand nahm, fiel ihr das zweite Abendessen wieder ein.
    »O nein! Dan!«
    Nancy hatte schon so viel von Dan gehört, dass sie sofort wusste, von wem die Rede war.
    Pip machte ganz große Unschuldsaugen.
    »Ich habe ihm angeboten, bei uns einzuziehen.«
    Überrascht riss Nancy die Augen auf.
    »Wow, das ging aber schnell, Pip!«
    »Nein, nein, doch nicht so ... Seine momentane Wohnsituation ist unerträglich, und da habe ich ihm das freie Zimmer angeboten, solange er auf Haussuche ist. Tut mir leid, Nancy, ich wollte dich natürlich gefragt haben ...«
    »Kein Problem.« Nancy zuckte die Achseln.
    »Er kommt aber schon morgen ... Ich kann ihn doch schlecht hier aufschlagen lassen, und dann bin ich gar nicht da ...«
    »Ich bin doch da. Jetzt mach dir mal keine Sorgen.« Nancy war völlig unbeeindruckt von der plötzlichen Erweiterung ihrer Wohngemeinschaft und legte Pip beruhigend die Hand auf den Arm. »Ich werde ihn willkommen heißen, ihm alles zeigen, ihn füttern, ihm versichern, dass er jetzt ein

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