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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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ich halt, dass ihr euch nur meldet, wenn ihr was von mir wollt, aber tue ich nicht trotzdem immer mein Bestes, um euch zu helfen?«, wollte Pip von ihren Schwestern wissen.
    Trotzig sahen die beiden ihre große Schwester an, bis sie diesen Punkt dann doch abnickten.
    »Gut, also. Du gibst Viola ihre Handtasche zurück, und ich nehme Persi mit nach Bristol. Chester wird sich um alles kümmern, ohne dass es dich auch nur einen Penny kostet, versprochen. Chester ist der beste Tierarzt in Südengland.«
    Kaum hatte Pip diese wunderbar einfache Lösung für ein offenbar so enormes Dilemma ausgesprochen, fing Gypsys Unterlippe schon wieder an zu beben.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Pip, sehr darum bemüht, nicht zu ungeduldig zu klingen.
    »Heißt das, dass du wieder wegfährst, Pip? Jetzt, wo Mum wieder auf ist? Wenn du nach Bristol fährst, kommst du dann überhaupt jemals wieder?«
    So sehr Pip sich auch wünschte, nach Bristol zurückzufahren und dort zu bleiben – der einzige Erfolg, den sie bisher auf Arandore erzielt hatte, war, dass ihre Mutter wieder aufgestanden war.
    Und so sehr es sie auch zurück nach Bristol – beziehungsweise zu einem gewissen Menschen dort – lockte, so sehr wusste sie auch, dass sie noch länger in Cornwall bleiben musste.
    Sie schenkte Gypsy ein aufmunterndes Lächeln.
    »Natürlich komme ich zurück, schließlich willst du doch Persi wiederhaben, oder? Ist jetzt wieder alles klar? Ja? Wunderbar. Ich habe heute Vormittag Schweineschulter gekauft – was sagt ihr dazu, wenn ich uns allen einen richtig klassischen Sonntagsbraten mache?«
    »Mit geschmorten Kartoffeln?« Viola war gleich ganz Ohr.
    »Und Yorkshire Pudding?«, wollte Gypsy wissen.
    »Klar«, versprach Pip. »Und Nachtisch gibt’s auch.«
    »Genial!«
    Die beiden strahlten und vergaßen dabei sogar, sich weiter anzugiften.
    Pip ging hinaus in den Garten, um Kartoffeln auszugraben, und staunte, wie allein die Aussicht auf gut gefüllte Mägen sich positiv auf das Familienleben auswirkte. Sie wünschte, all ihre Probleme könnten so einfach gelöst werden.
    Judys Gemütsverfassung war so schnell und problemlos von suizidal zu euphorisch umgeschlagen, wie man es sonst nur von der Wetterlage an der Küste Cornwalls gewöhnt war.
    Ihr blinder Aktionismus gebar reihenweise »gute Ideen« zur Rettung der Finanzlage – nur leider waren diese guten Ideen so schlecht, dass Pip und Susan insgeheim wünschten, Judy läge immer noch oben im Bett und hielte Ruhe. Anstatt ihren ersten bettfreien Vormittag damit zu verbringen, einen Haufen Dinge zusammenzusammeln, die ihrer Meinung nach verkauft werden konnten. Sogenannte Antiquitäten, die Judy zufolge tausende von Pfund wert sein mussten – obwohl allen anderen klar war, dass sie höchstens Tausende von Pence dafür bekommen würde.
    Susan und Flora brachten die Dinge klammheimlich wieder an ihren Platz.
    Als Pip dann mit den Kartoffeln vom Gemüsegarten wiederkam, konnte sie ihre Mutter gerade noch davon abhalten, den uralten Traktor, mit dem sie die drei Hektar Weiden, Obstwiesen und Koppeln mähten, an Farmer Happy zu verscherbeln. Farmer Happy war der nette, stets lächelnde Landwirt jenseits von Gallant, der ihnen immer Schweineohren für die Hunde brachte.
    »Wie sollen wir denn bitte die Gärten in Ordnung halten, wenn du den verkaufst, Mum?«, fragte Pip mit einer Engelsgeduld, während Susan einen leicht konsternierten Farmer Happy wieder nach Hause komplimentierte.
    »Wir haben doch noch den da.« Fröhlich zeigte sie auf den kleinen Flymo, mit dem der Rasen vor Pops Cottage gemäht wurde.
    »Du meinst, Susan soll die ganzen drei Hektar mit dem winzigen Teil da mähen? Mum! Jetzt mal im Ernst! Du kannst keine Sachen verkaufen, die wir a) noch brauchen und die wir uns b) nicht leisten können, neu anzuschaffen.«
    Doch Judy war einfach nur summend zum Haus zurückgegangen, wobei sie sich wie ein Kind die Finger in die Ohren steckte. Das wollte sie alles gar nicht hören.
    »Ich werde mir eine Arbeit suchen.«
    Das war die Idee, mit der Judy sie am nächsten Morgen bei den üblichen Bohnen auf Toast überraschte.
    Susan und Pip wechselten vielsagende Blicke.
    Judy hatte noch nie gearbeitet. Sie hatte mit achtzehn Jahren sehr jung in eine wohlhabende Familie geheiratet, in der Frauen nur dann einen Finger krumm machen mussten, wenn sie ihre manikürten Nägel inspizieren wollten. Abitur war selten, und wenn, dann in der Regel in Kunst und Bio. Judy hatte das

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