Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
anhaltenden Lethargie herausgeholt hatte, aus, um vom Rest der Familie als Retterin gefeiert zu werden. Pip würde es schon richten!
    Judys Worte hallten noch immer in ihr nach.
    Ach, Persicoria, Gott sei Dank, dass du zu Hause bist. Ich weiß, der Karren steckt verdammt tief im Dreck, aber jetzt, wo du hier bist, wird alles gut, da bin ich mir ganz sicher!
    Was zum Teufel erwarteten sie denn von ihr? Dass sie eine Bank überfiel? Dass sie hellseherische Fähigkeiten entwickelte und im Lotto gewann?
    Pip verdiente gut, sie hatte ihrer Familie stets so viel von ihrem Gehalt abgegeben, wie sie entbehren konnte, und das würde sie auch weiterhin tun, aber auch sie hatte Rechnungen zu bezahlen, und so sehr sie auch wollte, sie konnte nicht ihr eigenes Leben finanzieren und nebenher das ihrer Familie auf Arandore.
    Sie hatte nichts, das sie verkaufen und somit zu Geld machen konnte. Außer vielleicht ihr Auto.
    Über die letzten fünf Jahre hatte Pip eisern jeden Monat etwas zur Seite gelegt, um eines Tages eine Anzahlung für ihre eigene Immobilie zusammen zu haben.
    Jeden Monat zweihundert Pfund. Sechzig Monate lang. Mit Zins und Zinseszins dürfte sie inzwischen an die sechzehntausend Pfund auf dem Konto haben.
    Ihr war das verdammt viel vorgekommen, aber sie würde es gerne hergeben, wenn sie ihren Schwestern und ihrer Mutter damit zeitlich etwas Luft verschaffen könnte. Der Haken war nur, wenn man sich die Kosten ansah, die Arandore monatlich verursachte, würden die sechzehntausend in Windeseile dahinschmelzen.
    Die Zeit drängte.
    Ihre Schwestern strahlten und lachten, als seien mit dem Wiederauftauchen ihrer Mutter alle Probleme gelöst.
    Als sei der Albtraum vorüber.
    Pip dagegen rang sich nur mit Mühe ein Lächeln ab. Sie wusste, dass die Schwierigkeiten jetzt erst richtig losgingen.

– 11 –
    Die traute Stimmung hielt erwartungsgemäß nicht lange an. Dem äußerst harmonischen Familienabend mit von Judy zubereitetem Essen, Kartenspiel und viel Gelächter bis spät in die Nacht folgte bereits am nächsten Tag wieder das altbekannte, von Hassliebe geprägte Beziehungsgerangel ... Pip war unterwegs, um neue Schuluniformen für Gypsy und Flora zu kaufen, die offenbar kein einziges intaktes Kleidungsstück mehr besaßen, außerdem Milch und Cornflakes, die zwei Nahrungsmittel, die schneller verzehrt waren, als Pip Nachschub besorgen konnte, und als sie zurückkam, jagte Viola Gypsy rund um den Küchentisch.
    Pip verstand nicht gleich, was Viola schrie, während sie Runde um Runde drehten, aber ihr Gesichtsausdruck veranlasste Pip, in die Küche zu sprinten statt zu schlendern.
    Die Hunde, die Pip gerade noch dabei geholfen hatten, die Essenseinkäufe aus dem Kofferraum zu holen, waren noch vor ihr da und pesten nun ebenfalls um den Küchentisch und bellten vor Freude über dieses tolle Spiel.
    Pip erreichte die Küche just in dem Moment, als Viola sich auf ihre jüngste Schwester stürzte und ihr die Hände um den Hals legte.
    »Du mieses kleines ...«, schrie sie.
    »Lass mich los«, quietschte Gypsy, so lange sie konnte.
    »Viola!«, schrie Pip.
    Viola hielt inne, ließ jedoch Gypsys Hals nicht los.
    »Warum möchtest du deine kleine Schwester umbringen?«
    Gypsy zappelte wie ein Fisch am Haken.
    Viola war kurzfristig reumütig und brachte kein Wort raus.
    Pip marschierte zu ihr hin und versuchte, ihre Finger von Gypsys Hals zu lösen. »Viola, würdest du jetzt bitte aufhören, deine Schwester zu würgen!«
    Unwillig ließ Viola los und zog sich zurück.
    »Gut, und jetzt setzt ihr euch beide hin, beruhigt euch und erzählt mir, was los ist«, befahl sie.
    »Beide!«, wiederholte sie, als Gypsy Anstalten machte, sich zu verkrümeln. Pip packte sie gerade noch am Zipfel ihres Pullovers und zog sie auf einen der Stühle am Küchentisch, gegenüber Viola. Gypsy ging davon aus, dass so viel Eichenholz als Schutzwall zwischen ihr und ihrer Furie von einer Schwester ausreichen dürfte.
    Die beiden beäugten sich so hasserfüllt, wie nur Geschwister das in regelmäßigen Abständen hinbekamen.
    »Du auch.« Pip sah Viola durchdringend an.
    Viola war so wütend, dass man förmlich Rauchwölkchen aufsteigen sah, aber schließlich setzte sie sich. Und mit ihr die Hunde.
    »Also. Was zum Teufel ist los?«
    »Sie hat meine Mulberry-Handtasche verkauft.«
    »Was?« Pip runzelte die Stirn.
    »Auf eBay! Die kleine Ratte hat sich in mein Zimmer geschlichen, meine Mulberry-Tasche geklaut und auf eBay für zweihundert

Weitere Kostenlose Bücher