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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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nach – sie bahnte sich einen Weg durchs Gestrüpp zum Ufer, zog sich bis auf die Unterwäsche aus und sprang kopfüber ins Wasser.
    Das eiskalte Nass ließ ihre Nervenenden zunächst protestieren, doch schon im nächsten Moment genoss Pip die wunderbare Abkühlung.
    Als sie noch klein waren, hatten sie immer todesmutig hier gebadet, doch je älter und »vernünftiger« sie wurden, desto fragwürdiger war es ihnen vorgekommen, in solch trübes Wasser zu tauchen. Pip durchdrang das oberflächliche Dickicht aus Wasserpflanzen und stellte erfreut fest, dass das Wasser darunter so klar war, dass sie bis zum Grund sehen konnte.
    Pip legte einige Meter unter Wasser zurück, dann tauchte sie wieder auf und bemerkte, dass sie Gesellschaft hatte.
    Emerald und Eddie paddelten auf sie zu, während Persi am Ufer stand, die Pfote ins Wasser hielt und ein »Ih, ist das kalt!«-Gesicht machte.
    »Wenn du das hier kalt findest, dann hast du wohl noch nie im Haus geduscht!«, rief Pip ihr zu.
    Persi, die sehr wohl schon einmal im Haus geduscht worden war, nachdem sie Bekanntschaft mit einem widerlichen stinkenden Fuchshaufen gemacht hatte, ließ sich nicht überreden. Sie pflanzte ihr Hinterteil auf den festen Uferboden und fing an zu jaulen.

– 18 –
    Während Pip und Susan das Cottage auf Vordermann gebracht hatten, hatte Judy im Pub gearbeitet. Entgegen Pips Erwartung war Judy richtig happy mit ihrer Arbeit hinterm Tresen.
    Dudleys langjährige Ehefrau Opal hingegen war alles andere als happy über diesen Neuzugang bei ihrem Personal. Opal war einmal eine richtige Schönheit gewesen, zart wie eine Frühlingsblume, die in aller Pracht erblühte und dann welkte und nun in sich zusammenfiel. Beim Blick in den Spiegel, der sie einst mit perfekter Haut, vollen, rosigen Lippen und glänzenden, kastanienbraunen Locken erfreute, sieht sie nun Tränensäcke, Falten und struppiges rotes Haar. Dass sie nun ihre Position hinter der Bar mit der von allen Männern im Ort begehrten, auf so natürliche Art glamourösen Judy teilen musste, war der reinste Albtraum.
    Insbesondere, weil Dudley Judy die letzten zwei Jahre, seit sie das Fisherman’s Boots übernommen hatten, aus der Ferne angehimmelt hatte wie ein liebeskranker Jüngling. Er dachte, seine Frau hätte das nicht bemerkt. Hatte sie aber.
    Nicht, dass er der einzige liebeskranke Jüngling im Ort gewesen wäre. Die Frauen in Restormel stellten in den letzten Tagen erstaunt fest, dass sich ihre Männer aus ihren bequemen Fernsehsesseln erhoben und sich im Fisherman’s Boots ein von zarten Händen gezapftes Bier genehmigten.
    In den Pubs in Quinn und Lostwithiel war auf einen Schlag weniger los, und selbst das sonst stets brechend volle Flag Ship in Quinn hatte schon jetzt einen großen Teil seiner etwas älteren Stammkundschaft verloren. Auch der alte Josh, der für alles, von Glühbirnenwechsel bis Töpfewaschen, zuständig war, ließ sich endlich mal die Haare schneiden und ersetzte das uralte Karohemd, das er seit acht Jahren jeden Tag zur Arbeit trug, durch ein neues. Und Dudley ließ sich endlich eine neue Brille verschreiben, damit er wieder scharf sehen konnte.
    Gab es einen Mann, der nicht von Judy hingerissen war?
    Morven, die Köchin, fand, die vielen Männer, die Judy umschwärmten, hatten etwas von Lottospielern: Alle kauften sich ein Los, aber keiner rechnete wirklich damit, zu gewinnen.
    Sie und Opal waren gerade in der Küche und bereiteten die einfachen Gerichte vor, die seit Judys Arbeitsantritt bei Dudley abends reißenden Absatz fanden.
    Opal reckte den Hals, um einen Blick in den Kneipenraum zu werfen.
    »Er hat eine ganz große Schwäche für sie, das weiß ich genau«, brummte sie mit Blick auf ihren Mann, der lachte, mit Judy herumalberte und ihr einige Mixgetränke reichte, die sie in einem der Barkühlschränke verstaute, wobei er ihr immer wieder entzückt dabei zusah, wie sie sich bückte.
    »Vielleicht sogar schon einen ganz großen Ständer«, kicherte Morven, warf eine großzügige Handvoll Pommes-noch-nicht-Frites in die Friteuse und sah dabei zu, wie sie goldbraun wurden. »Nun komm schon, Opal ... Jeder Kerl im Umkreis von zehn Kilometern ist scharf auf Judy Charteris – aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie deshalb bei ihr landen können. Nach allem, was ich in letzter Zeit so gehört habe, hat Judy Charteris von Männern die Nase gestrichen voll ... Aber jetzt erzähl das bloß nicht ihren Bewunderern da draußen ... Schließlich sind

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