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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Gypsophila gesprochen, und man ist dort bereit, sie die Aufnahmeprüfung machen zu lassen ...«
    »Eine Prüfung? Vergessen Sie’s!«, explodierte Gypsy, die bis dahin mucksmäuschenstill dagesessen hatte.
    Pip sah Miss Jenkinson flehend an, die angesichts Gypsys Wutanfall ganz rot geworden war.
    »Würden Sie uns bitte einen Moment alleine lassen?«, bat Pip sie.
    Amelia Jenkinson war nur froh, den Raum für eine Weile verlassen zu können. Sie nickte kurz und stelzte flugs hinaus in ihr Vorzimmer.
    Dort saß schon seit fast zwanzig Jahren Primrose Johnson, die alle Höhen und Tiefen, alle guten und schlechten Seiten des Schullebens sowie alle vier Charteris-Mädchen miterlebt hatte. Darum war sie nicht sonderlich überrascht, als Amelia Jenkinson an ihr vorbeischoss und hinter der schweren, gepolsterten Tür zum Lagerraum verschwand – einem fast vollständig geräuschisolierten Raum, in dem die ansonsten stets beherrschte Lehrerin sich ab und zu ihren Frust von der Seele schrie.
    Auch dieses Mal war sie rot wie ein Hummer, doch was Primrose, Pip und die noch immer schmollende Gypsy nicht wussten, war, dass sie sich gegen ein Regal mit Schulheften lehnte und eben nicht schrie, sondern sich endlich genehmigte, laut zu lachen.
    Pip dagegen war gar nicht zum Lachen zumute. Sie betrachtete immer noch mit sorgenvoll geweiteten Augen Gypsys selbstgezüchtete Cannabispflanze.
    »Wo zum Teufel ...?«, hob sie an, doch ein Blick in Gypsys verschlossenes Gesicht verriet ihr, dass sie auf diese Frage jetzt ohnehin keine Antwort bekommen würde. Also setzte sie das Thema auf die stetig wachsende Liste der Dinge, um die sie sich später kümmern würde, und wandte sich dem unmittelbaren Problem zu.
    Sie ging zu ihrer Schwester, kniete sich neben sie auf den Boden und legte ihr die Hand aufs Knie.
    »Gypsy ... Magst du die Schule hier? Also, den Unterricht, meine ich?«
    Ihre jüngste Schwester dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Langweilig.«
    »Und du weißt auch, warum du ihn langweilig findest, oder? Weil du zu schlau dafür bist. Weißt du noch, wie Miss Jenkinson dich genannt hat?«
    »Unausstehlich?«, meinte Gypsy, ohne den Blick von ihren Füßen zu wenden.
    »Nein, Gypsy. Obwohl sie damit auch nicht ganz unrecht gehabt hätte.« Pip unterdrückte ein Lächeln. »Ich meinte Wunderkind. Die Frage ist, Gypsy, ob du auf eine andere Schule gehen möchtest? Auf eine Schule für Hochbegabte? Eine Schule, auf der du viel interessanteren Unterricht hättest und zum Beispiel auch mehr Kunststunden?«
    »Gibt es so eine Schule?« Endlich sah Gypsy zu ihr auf.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil das eine sehr gute Schule ist, die sich auf das konzentrieren und ihre Schüler in dem fördern möchte, wo ihre Stärken liegen und was ihnen Spaß macht.«
    »Und ich könnte da hingehen?«
    »Wenn du willst, ja. Allerdings müsstest du die Aufnahmeprüfung machen ...«, fügte Pip vorsichtig hinzu.
    »Aber du hast doch gerade gesagt, dass man da Sachen machen darf, die einem Spaß machen!?!«, rief Gypsy.
    »Na ja, das ist gewissermaßen der Haken, Gyps. Die Schule ist nun mal so toll, dass einfach jeder gerne da hinwill, und weil die Schule natürlich keine unbegrenzten Kapazitäten hat, ist sie gezwungen, mit Hilfe eines Tests die Begabung der Schüler abzufragen.«
    »Na, dann ist das ja wohl kein Problem für mich«, stellte Gyps mit verschränkten Armen fest.
    »Ja, ich weiß, das hat Miss Jenkinson mir auch schon gesagt. Aber wer hört schon auf das, was Miss Jenkinson sagt, hm?« Pip schickte ein Stoßgebet zum Himmel, mit dem sie sich bei der Rektorin entschuldigte.
    Gyps dachte einen Moment nach, dann nickte sie.
    »Es geht halt darum, dass du den Leuten an der anderen Schule beweisen musst, dass du hochbegabt bist, und das kannst du nur, indem du diese Prüfung ablegst ... Was meinst du? Schaffst du das?«
    Dieses Mal musste Gypsy nicht über ihre Antwort nachdenken.
    Sie nickte heftig.
    Auch Miss Jenkinson musste nicht mehr lange nachdenken. Sie griff nach ihrer Rückkehr ins Büro sofort zum Telefonhörer und meldete Gypsy bei Manor Grange für die Aufnahmeprüfung an.
    Die Erleichterung der beiden Frauen war fast greifbar.
    Pip hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Gypsy die Prüfung bestehen würde. Die richtige Schule würde dafür sorgen, ihre Energien in die richtigen Bahnen zu lenken und ihre Ambitionen als Drogenanbauerin im Keim zu ersticken.
    Und ohne, dass Pip es wusste, war auch ein

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