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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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weiß, dass Sie mir sagen werden, was ich tun soll.«
    »Ja, das werde ich. Sie werden dieses Mädchen zu ihrem Herrn zurückbringen, wo es hingehört. Der Apotheker ist, wie es scheint, nicht nur ein Narr, sondern auch ein Schürzenjäger, aber was er in seinem eigenen Haus tut oder unterlässt, geht nur seine Frau und Gott an.«
    »Aber was, wenn es ihm gelingt? Wenn er ein Äffchen herangezüchtet hat?«, flüsterte ich. »Was dann? Ich … ich habe Abbildungen gesehen. Es ist unvorstellbar.«
    »Ein Äffchen.«
    »Sie war krank, und der Herr hat gesagt, er hätte ihr das Äffchen nur gegeben, um sie aufzumuntern, aber … o Gott … sie hat das Tier geliebt wie ein Kind. Und er hat sie gedrängt, er will doch nur, dass sie … o Sir, er hat so schreckliche Dinge getan, ungeheuerliche Dinge. Ich habe Ihnen nie davon erzählt, aber als ich … und dann hat er es getötet. Er hat es getötet. Dieser Kummer könnte … könnte sich auf das Kind übertragen. Sehen Sie sie an, Sir. Sie ist völlig am Ende.«
    Honfleur betrachtete Mary, die das Fensterglas anhauchte und mit den Fingern Muster daraufmalte. Seufzend verschränkte er die Arme.
    »Dann versucht also Ihr Herr, ein Ungeheuer zu erschaffen?«, meinte er nachdenklich. »Ein faszinierender Gedanke, aber ich glaube kaum, dass der alte Halunke zu einem solchen Geniestreich fähig ist. Der Mann ist ein Dummkopf, kaum in der Lage, fremde Gedanken in nachvollziehbare Worte zu kleiden.«
    »Da irren Sie sich, Sir! Ich meine … es hat auch schon andere gegeben.«
    Noch bevor ich den Mund geschlossen hatte, schwindelte mir angesichts des Abgrunds, der sich vor mir auftat.
    »Andere?«
    »Ich … ich glaube schon.«
    »Aber Sie haben sie nie gesehen?«
    Ich schüttelte kläglich den Kopf.
    »Aber Sie haben gesehen, wie er dieses … dieses Äffchen getötet hat?«
    »Nein, Sir«, flüsterte ich. »Er hat behauptet, es seien Einbrecher gewesen.«
    »Dann besteht also der ganze Beweis, den Sie in Händen haben, darin, dass er Ihrer Freundin hier, einer Idiotin, ein Äffchen als Spielzeug gegeben hat und dass das arme Tier starb?«
    Ich starrte zu Boden.
    »Und Sie glauben, dass ihre Einbildungskraft auf kranke Weise erregt ist? Ausgehend von einer Geste der Freundlichkeit, haben Sie ein ganzes Gebäude von Mutmaßungen errichtet, meinen Sie nicht?«
    Ich schwieg noch immer. Mr Honfleur seufzte.
    »Bringen Sie das Mädchen nach Hause«, sagte er bestimmt. »Wenn das Kind, das sie in sich trägt, tatsächlich das Ihres Herrn ist, dann wird er sich von seiner fixen Idee ganz schnell verabschieden müssen. Ich bin es müde, dem streitsüchtigen alten Schurken zu Diensten zu sein. Seine Frau wird die Nachricht zweifellos schlecht aufnehmen. Und was mich betrifft, es wird mir, fürchte ich, eine heimliche Freude bereiten, seine Schmach mitzuerleben.«
    »Aber … bitte, kann sie denn nicht hierbleiben, und sei es nur für ein paar Tage? Jetzt, wo Annette fort ist, brauchen Sie doch bestimmt eine Dienstmagd, und sie ist es gewohnt, schwer zu arbeiten …«
    »Genug!«
    Mr Honfleur ließ abrupt die Arme sinken und blickte ärgerlich drein. »Trotz Ihrer Jugend und Unerfahrenheit sind Sie, denke ich, gewitzt genug, um zu wissen, wie zerbrechlich das Glück ist. Es ist unklug, wenn sich eine Frau, deren einziges Kapital ihre Liebenswürdigkeit ist, wie ein Quälgeist aufführt, Eliza. Und jetzt gehen Sie nach Hause.«
    Es war wohl meine Angst um Mary, die mich derart leichtsinnig machte. Ich ließ nicht locker. »Mr Honfleur, Sir, ich möchte Sie nicht ärgern, das schwöre ich, aber wenn ich Sie nur um ein klein wenig Geld bitten dürfte, für meinen Anteil am Gewinn des Fiebermittels …«
    »Eliza!« Sein Zorn schnitt mir das Wort ab. »Kein Wort mehr! Sie kennen meine Entscheidung. Und jetzt Schluss mit dieser Dreistheit, sonst können Sie, bei Gott, etwas erleben!«
    Ich ließ den Kopf hängen. Es war nichts zu machen. »Ich … verzeihen Sie mir, Sir«, flüsterte ich und machte einen Knicks. »Ich … ich habe Sie furchtbar verärgert. Das war nicht meine Absicht … ich … bitte, verzeihen Sie mir. Ich bitte Sie inständig.«
    »Eliza«, sagte er traurig. »Warum wollen Sie mich quälen?«
    Ich schluckte. »Verzeihung, Sir«, flüsterte ich.
    »Es muss Schluss sein mit diesen … diesen Fantastereien, hören Sie? Und Sie werden diese arme Kreatur sofort in die Swan Street zurückbringen. Ich möchte keine weiteren Streitigkeiten mit Ihrem Herrn.«

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