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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Schmerz niemals aufhörte.
    »Sie haben mein Kind ermordet«, flüsterte ich. »Und jetzt töten Sie auch Mary. Sie zerstören alles, was ich je geliebt habe.«
    »Im Gegenteil, ich habe dich vor dem Untergang bewahrt und dir eine zweite und völlig unverdiente Chance auf ein besseres Leben geschenkt. Und was Mary betrifft: Durch mein Werk hat sie einen Sinn in ihrem Leben und höchstwahrscheinlich auch Reichtum erlangt. Ich glaube, dass sie sich im Gegensatz zu dir dankbar erweisen wird.«
    Mr Blacks Stimme erstarb in einem Hustenanfall. Seine Finger tasteten nach der Flasche auf dem Tisch. Mit einer raschen Handbewegung stieß ich sie um, sodass sich deren Inhalt über den Tisch ergoss. Der Apotheker heulte auf, sein Körper wurde von Husten geschüttelt, als er versuchte, sich vom Bett zu erheben. Seine Finger krallten sich verzweifelt in den durchweichten Blättern fest, während ich Marys Armen das Bündel entwand und damit aus dem Zimmer lief. Mit einem wilden Schrei stürzte sie mir hinterher.
    Erst später fielen mir die Kerzen ein. Auf dem Tisch im Zimmer des Apothekers stand ein Leuchter mit drei Kerzen, deren Wachs wie Speichel hinunterrann. Ich hätte seinen Rock in Brand stecken können, wenn ich nur geistesgegenwärtig genug gewesen wäre. Ich stellte mir vor, wie er von den Flammen verzehrt wurde, wie das Feuer auf seine Manschetten, seinen steifen Kragen übergriff, das Bett verschlang und die orangeroten Flammenzungen in der dunklen Leere seiner Augen wie Blütenblätter leuchteten.
    Merkwürdigerweise lag in dieser Vorstellung nur ein schwacher Trost.

An Maurice Jewkes Esq. in seinem Haus in der Jermyn Street, Sprengel St. James’s
     
    Lieber Mr Jewkes,
     
    mein Mann bestätigt den Erhalt Ihres Briefes, dessen Unhöflichkeiten er zu übersehen bereit ist, & bittet mich, Ihnen zu antworten, sowohl, um Ihre Befürchtungen zu zerstreuen, als auch, um Sie erneut an unsere Abmachungen zu erinnern. Ihre Einwände, Sir, haben vor Gericht keinen Bestand.
    Wie ich Ihnen bereits sagte, hatte das Äffchen, das für das Mädchen angeschafft wurde, ihren anhaltenden schlechten Gesundheitszustand auf rasche & verblüffende Weise verbessert, & wir hegten große Hoffnungen auf eine schnelle Genesung. Der überraschende Tod der Kreatur ist daher außerordentlich zu bedauern. Mr Black rät jedoch entschieden davon ab, ein neues Äffchen anzuschaffen, weil dadurch das Erinnerungsvermögen des Mädchens angefacht & ihre Kränklichkeit nur noch verschlimmert wird. Stattdessen hat ihr Mr Black Bettruhe & regelmäßiges Schröpfen verordnet, dazu nahrhaftes Essen & ein stärkendes Tonikum nach eigener Rezeptur. Die Rechnungen für die Behandlung werden Ihnen monatlich zugehen.
    Sie werden es zu schätzen wissen, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um unnötige Erregung oder Erschütterung von ihr fernzuhalten und so die Genesung der Patientin zu beschleunigen. Daher möchte Mr Black Ihnen raten, von einem Besuch hier in der Swan Street so lange Abstand zu nehmen, bis wir eine deutliche Besserung ihres Zustandes feststellen. Auch Ihrem Burschen werden wir keinen Zutritt gewähren. Selbstverständlich werden wir Sie auch weiterhin über ihren Zustand auf dem Laufenden halten, wie es unserer Vereinbarung entspricht, & hoffen, Ihnen schon bald die Nachricht einer deutlichen Besserung übermitteln zu können.
    Mr Black bittet mich, den Empfang des vereinbarten Geldbetrags zu bestätigen & verbleibt & c
     
    MARGARET BLACK
    2 . Juli 1720

XXXVI
    I ch hörte erst auf zu laufen, als wir den Neuen Kanal mit seiner trüben braunen Brühe erreicht hatten. In dem Gewirr von Gassen, das kreuz und quer das Labyrinth der Lagerhäuser durchzog, würde uns niemand finden. Im Kanal trieben Fäkalien und Katzenkadaver. Auf der westlichen Seite, in dem Getümmel der Fischweiber und Aalhändler, die lauthals ihre silbrig glänzende Ware am Fuß der Brücke anpriesen, drehte ich mich um und streckte Mary das blutgetränkte Bündel hin. Sie entriss es mir und fing an zu weinen, den Kopf auf die Decke gesenkt. Ihr dicker Bauch war von geronnenem Blut befleckt; Gesicht, Arme und ihre abgekauten Fingernägel waren mit rotbraunen Flecken übersät. Das Haar unter ihrer Haube stand strähnig hervor. Nur in London war es möglich, ungehindert so weit zu kommen.
    Ein feiner, mit Ruß durchsetzter Sprühregen hatte eingesetzt.
    »Mary, verzeih mir. Es gab keine andere Möglichkeit … verzeih mir.«
    Mary antwortete nicht, sondern

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