Der Apotheker: Roman (German Edition)
Pfützen übersäten Ziegelboden ein stetiger Wasserstrom ergoss.
Die Besitzerin der Wäscherei war eine Frau mit funkelndem Blick, hoher Stirn und aufbrausendem Wesen, zu dem der Dampf und die Laugendünste sicherlich ihren Teil beigetragen hatten. Doch sie war jung und so eitel, dass sie auf eine Schürze verzichtete, wodurch ihre hübsche Taille vorteilhaft zur Geltung kam. Als ich sie fragte, ob der Gaukler immer noch hier wohne, wischte sie sich mit dem Handrücken über die Nase und saugte an den Zahnlücken.
»Du meinst Petey Smart?« Sie musterte mich geringschätzig von oben bis unten, als wäre ich ein verschmutztes Stück Tuch. »Der ist nicht da.«
»Wird … wird er denn zurückkommen?«
»Was weiß ich, bin ich denn sein Kindermädchen? Herr im Himmel. Als hätte ich nicht schon genug hirnlose Nichtsnutze um mich herum, die mir die Zeit stehlen.« Sie klatschte laut in die Hände. »Was gafft ihr da?«, rief sie den Mädchen zu. »Kopf nach unten, wenn ihr nicht wollt, dass ich euch das Essen streiche.«
»Essen«, wiederholte Mary flehentlich und trat von einem Fuß auf den anderen. »Will essen.«
Das Mädchen am Tisch und das am Holzbottich steckten kichernd die Köpfe zusammen. Feuchte Haarsträhnen verfingen sich in ihren Mundwinkeln.
»Durst«, murmelte Mary und zupfte mich am Ärmel.
»Ich weiß, ich weiß. Nur noch einen Augenblick, ich will nur …« Ich drückte mir die Fingerknöchel gegen die Stirn und massierte mir die Schläfen, aber es wollte mir nichts einfallen.
»Durst«, bettelte sie mit gequälter Miene. »Durst, Lize.«
»Hier.«
Ich sah auf. Eines der Mädchen stand schüchtern vor uns und hielt uns einen Schöpflöffel Wasser hin. Bevor ich mich bedanken konnte, war sie auch schon wieder fort. Ich ließ Mary trinken, dann brachte ich die Kelle zurück. Der Dampf hing mir im Haar, als ich dem Mädchen für seine Freundlichkeit dankte.
»Petey Smart, wohnt der noch hier? Ich … ich muss ihn finden.«
Das Mädchen nickte, wies aber mit dem Kopf Richtung Tür. »Sie sollten besser gehen«, sagte sie leise. »Sonst bestraft sie uns, wie sie gesagt hat. Seit das letzte Mädchen aufbegehrt hat und gegangen ist, ist sie streng wie nie zuvor. Die Arbeit hier könnten wir nicht mal schaffen, wenn wir doppelt so viele wären.«
Als ich der Waschfrau unsere Dienste anbot, lachte sie nur spöttisch. Sie habe nur eine Stelle zu vergeben, höhnte sie, und würde weder eine Idiotin noch eine Herumtreiberin nehmen, denn die vorwitzige Unverschämtheit der Mädchen von der Straße sei ihr ebenso zuwider wie die Trägheit der Begriffsstutzigen.
Ich ertrug ihre Beleidigungen, ohne die Miene zu verziehen, und schlug ihr vor, dass Mary und ich uns die Stelle teilten. Dadurch würden wir unsere Fehler und Schwächen ausgleichen. Zwei Mädchen, die gemeinsam den Lohn von einem bekämen, würden härter arbeiten, behauptete ich, weil sie nicht so schnell müde wären. Die Waschfrau schnaubte verächtlich, aber als sie sah, wie Mary die Kurbel der Mangel drehte, kniff sie berechnend die Augen zusammen und fuhr sich mit der Zunge eifrig zwischen den Zähnen herum. Sie konnte nicht abstreiten, dass wir kräftig waren – außerdem war die Arbeit einfach. Es ging hauptsächlich darum, die Mangel zu bedienen und Lauge anzurühren.
Zu unserem Glück gehörte die Waschfrau zu der Art von Menschen, die kein vorteilhaftes Geschäft ausschlagen können, sosehr ihnen die Bedingungen auch gegen den Strich gehen. Ich sollte Mary bei Tagesanbruch zur Wäscherei bringen, damit sie pünktlich mit der Arbeit beginnen konnte; Verspätungen würden nicht geduldet. Von zwei Uhr bis zum Ende des Tages sollte dann ich weitermachen. Während dieser Zeit müsste die Idiotin verschwinden, denn die Frau wollte nicht, dass sie herumalberte und uns ablenkte. Ich blickte Mary an, und der Gedanke, dass sie herumalbern könnte, ließ mich ganz wehmütig werden.
Die Frau sah meine Miene und schaute finster drein. Einfaches Essen würde bereitgestellt werden, aber da wir uns eine Stelle teilten, würden wir beide zusammen auch nur ein Essen bekommen. Einmal die Woche gebe es Fleisch und Dünnbier. In ihrer Wäscherei könnten wir nicht wohnen, aber sie kenne eine Pension, die für uns geeignet sei, östlich des Tower, bei dem Kai, den man Cole Harbour nannte. Das sei zwar ziemlich weit entfernt, aber die Miete sei niedrig und der Wirt nicht neugierig. Ich zögerte. Beim Tower zu wohnen würde bedeuten, dass wir
Weitere Kostenlose Bücher