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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Schultertuch in der Hand stolperte ich zur Tür. Den frischen weißen Schrammen auf den Dielen vor dem Eingang schenkte ich keine Beachtung, ich stieg einfach über sie hinweg, mit geballten Fäusten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. In der Küche würde alles so normal und öde sein wie immer. Die Becher würden in Reih und Glied an ihrem üblichen Platz auf der Anrichte stehen, der Hänfling würde auf seiner Stange herumhüpfen und aufgeregt piepsen, und auch die gefräßige gelbe Katze sah ich schon vor mir, wie sie auf das Futter lauerte, aber so tat, als wäre es ihr gleichgültig. Mary würde herunterkommen und mich auf ihre schielende, schiefmäulige Weise anlächeln, sich mit dem Handrücken die Nase putzen, und ein weiterer trübseliger Tag könnte beginnen.
    Der Hund bellte erneut, sein Knurren ging in ein wogendes Heulen über. Ich floh die Treppe hinunter.
    Der Apotheker war in seinem Arbeitszimmer. Ich hörte ihn auf und ab wandern. Aber noch bevor ich einen Fuß auf den Treppenabsatz gesetzt hatte, öffnete er die Tür und spähte mit unverhülltem Gesicht heraus. Er trug weder Mütze noch Perücke; auf seinem rasierten Schädel sprossen graue Stoppeln. Jetzt bloß keine Fragen, dachte ich und versuchte, an ihm vorbeizuhuschen, aber er hielt mich am Ärmel fest und ließ nicht mehr los. In der anderen Hand hielt er eine leere Flasche. Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen und mit etwas Weißem überzogen, als hätte er an einem Stück Kreide gelutscht. In den Mundwinkeln hatte es sich zu einem dicken Schorf gesammelt, wodurch das Mal auf seiner Wange röter wirkte denn je. Die Augen hinter seiner Brille sahen aus wie riesige schwarze Löcher, umrandet von einem blassblauen Schatten.
    »Guten Morgen«, sagte er und leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Gut geschlafen?«
    Zu spät merkte ich, dass ich ihm direkt ins Gesicht sah. Ich wandte den Blick ab und tastete nach dem Treppengeländer. Eine solche Frage zu dieser Stunde war gewiss höhnisch gemeint, aber in seiner Stimme lag etwas Leidenschaftliches und keine Spur von Spott. Und obwohl ich ihm direkt in die Augen geblickt hatte, konnte ich mir nicht erklären, was er von mir wollte.
    »Ja, danke, Sir«, antwortete ich vorsichtig und bemühte mich, das Zittern in meiner Stimme zu verbergen. »Allerdings ist mir nicht ganz wohl.«
    Der Apotheker trat einen Schritt näher. Er roch nach abgestandenem Wein und Lakritze und etwas seltsam Verkohltem wie angebranntem Karamell. Ich schloss die Augen und wünschte mir, er ließe mich endlich gehen.
    »Fiebrig. Gleich nach dem Frühstück kommst du zu mir. Oder vielleicht besser … ja. Vor dem Abendessen. Wenn die Sonne untergegangen ist.«
    Mit bleischweren Beinen stieg ich die Treppe hinunter. Die Küche war leer, aber der Kessel auf dem Herd pfiff vor sich hin. Ich holte einen Lappen, nahm ihn vom Feuer und goss das Wasser in die bereitstehende Teekanne. Dann stellte ich Becher auf den Tisch und legte den Laib Brot daneben, den ich in der Asche aufgewärmt hatte. Der Käse war von Käfern angefressen, deshalb schnitt ich zuerst die schwarzen Stellen heraus, bevor ich ihn auf den Teller gab. Mir war immer noch übel, aber diese alltäglichen Verrichtungen beruhigten mich ein wenig. Und ich war entschlossen, meine Angst hinunterzuschlucken und zu vergessen. Allmählich ließ das Zittern meiner Hände nach. Ich setzte mich, beobachtete die Beine, die vor dem hohen Fensterausschnitt vorbeieilten, und versuchte mir vorzustellen, wie die Leute, zu denen sie gehörten, aussehen mochten. Mit diesem Spiel hatte ich mich schon oft vergnügt, aber an diesem Morgen betrieb ich es geradezu verbissen. Als mir Mrs Black mit den Fingerknöcheln auf die Schulter klopfte, fuhr ich hoch, als hätte ich mich verbrannt.
    »Ich bin sehr verärgert über dich«, sagte sie tadelnd. »Mit deinem Geschrei letzte Nacht hast du das ganze Haus in Aufruhr versetzt. Du kannst von Glück reden, dass der Apotheker heute Morgen milde gestimmt ist. Er schläft auch so schon schlecht, wenn kein rücksichtsloses Frauenzimmer das ganze Haus zusammenbrüllt.«
    Ich starrte sie hilflos an.
    »Mach kein solches Gesicht, mein Kind. Du solltest mir auf den Knien danken. Wach geworden durch dein Gebrüll, bin ich in eure Kammer geeilt und habe dich umgezogen, weil du dein Nachthemd über und über beschmutzt hast.«
    Ich rieb mir das Gesicht. »Mein Nachthemd …?«, stieß ich hervor. Mein Mund war wie

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