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Der arme Drache (German Edition)

Der arme Drache (German Edition)

Titel: Der arme Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Heiser
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Drache."
    Der
Bericht des hageren Mannes wurde von Gustav mit größtem
Interesse aufgenommen. Ein Irrtum schien ausgeschlossen, so geplagt
wie das Gesicht des gebeutelten Beamten aussah. "Und nicht nur
das", wusste dieser noch kundzutun "Dieses Monstrum hatte
ein Mädchen bei sich. Es schien, als sei es seine Gefangene."
    "Ein
Mädchen?" hakte Gustav nach.
    "Eine
Prinzessin!" behauptete ein zweiter Gelehrter.
    "Ja,
sie war wunderschön", ergänzte der dritte Mann.
Verschwörerisch beugte er sich zu Gustav hin und wisperte in
dessen Ohr: "Der Drache muss sie verhext haben, denn sie schien
nicht in Panik oder auch nur beunruhigt. Im Gegenteil, sie führte
eine kecke Rede gegen uns. Diese Frechheit kann ihr nur das Monster
eingeimpft haben. Sie scheint völlig unter seiner Kontrolle zu
stehen."
    Gustav
wurde immer verärgerter. Wenn er eines auf den Tod verabscheute,
dann war es, wenn sich böse Wesen aus dem Schattenreich an
Unschuldigen vergriffen. Und ein Mädchen, sei es Prinzessin oder
nicht, unter seinen Bann zu zwingen, gehörte für ihn zu den
verdammenswertesten Verbrechen. Doch nicht nur das, Gustasvs Gedanken
gingen auch noch in eine andere Richtung:
    Wenn
er diese Prinzessin aus den Händen des Ungeheuers befreite,
würde sie sich in ihn verlieben und der Schritt, an dem ihn
seine Schüchternheit sonst hinderte, würde durch seine
Heldentat getan sein. Er würde eine Frau für sich gewinnen
können, indem er direkt vor ihren Augen damit glänzte, was
er am besten konnte, nämlich die Pflichten eines Ritters mit
Bravour erfüllen.
    Er
würde nicht mehr alleine sein.
    "Habt
Dank, dass ihr mich in Kenntniss gesetzt habt, Mannen", sagte er
zu den Beamten, die sich erleichtert verbeugten. Sie waren froh, mit
dem Leben davongekommen und die Verantwortung los zu sein. "Ab
hier übernehme ich."
    Gustavs
Grinsen war so voller Selbstsicherheit und Tatendrang, dass sich alle
Menschen um ihn herum in seinem weißen Glanz sonnen konnten. Er
befahl dem Jungen Karrack seine Rüstung zu ölen und sein
Schwert zu schärfen.
    "Und
vergiss meine Lanze nicht."

    Schon
am nächsten Morgen war Gustav auf dem Weg in den Wald. Sein
altgedienter und erfahrener Schimmel trug ihn wie immer trittsicher.
Als er das Schloss verließ wurde ihm zu Ehren ein großes
Fest gefeiert und das Volk betete für seine sichere Rückkehr.
Die Nachricht, dass er gegen einen Drachen ziehen würde, hatte
sich verbreitet wie ein Feuer in der Kaschemme eines Köhlers. Zu
seiner Überraschung wartete die junge Frau, der das Fuhrwerk mit
den Stoffen gehörte, am Tor auf ihn. Er erkannte sie sogleich
zwischen den Unmengen an Leuten. Als er langsam an ihr vorbei ritt,
lief sie ein kurzes Stück zu seiner Seite und befestigte mit
würdevoller Bewegung ein seidenes Taschentuch über dem
Griff seiner Lanze.
    "Damit
Ihr wieder heil zurückfindet."
    Er
nahm es verlegen grinsend entgegen. Sein Kopf rötete sich, aber
diesmal war es nicht so schlimm, weil er wusste was vor ihm lag. Auf
diesem Gebiet konnte er glänzen. Er schaffte es sogar "Danke"
zu hauchen, aber er fand nicht heraus, ob sie es gehört hatte.

    Gustav
suchte einige Stunden nach dem Wald, bis er auf eine Gruppe von
Jägern traf, die ihm den genauen Weg erklärten. Er brauchte
dann noch einmal zwei Stunden, um den Rand des Waldes zu erreichen.
Sein Herz klopfte vor wohl bekannter und geschätzter Aufregung,
als er den alten Bäumen gegenüberstand. Er fühlte sich
so heimisch wie ein Fisch im Wasser. Er dachte, dass er sich noch
gründlicher hätte vorbereiten können, doch er wollte
nicht länger warten. Zu neugierig war er auf das Gesicht der
Prinzessin.
    Er
steckte das Geschenk der jungen Frau, deren Namen er nicht kannte, in
seinen Ärmel und band seinen Schimmel an einem Baum an. Dann zog
er sein Schwert und betrat voller Mut die Finsternis des Waldes. Im
Angesicht des Kampfes, wissend, dass er sich auf seine Muskeln und
seinen Verstand verlassen konnte, war jede Schüchternheit
verflogen.

    Die
Legenden berichteten, dass er auf seinem Marsch durch den Wald
unzählige Abenteuer erlebte, doch die Wahrheit war, dass es gar
nicht lange dauerte bis er die Höhle des Drachen fand, denn er
hatte Erfahrung mit Drachen und konnte ihrem Geruch folgen wie ein
Jagdhund einer Fährte.
    Als
er letztlich vor der kleinen Höhle im Hügel stand, war er
irgendwie verwirrt. Der Geruch des Drachen war hier zwar sehr stark,
doch wie sollte ein solches Monstrum in eine solch kleine Höhle
wie diese passen? Auch

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