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Der Arzt von Stalingrad

Der Arzt von Stalingrad

Titel: Der Arzt von Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erwiderte Karl Georg und stellte die Harke hin.
    Dr. Schultheiß ging an dem Zimmer der russischen Ärztin vorbei und zögerte. Dann wagte er es, anzuklopfen und einzutreten.
    Alexandra Kasalinsskaja saß in einem Sessel. Die Beine hatte sie auf den runden Tisch vor sich gelegt. An den Fenstern waren die Vorhänge zugezogen. Es war kühl in dem Raum und halbdunkel. Es roch nach einem starken Rosenparfüm. Der Rock Alexandras war bis zu den Schenkeln heraufgezogen, ihre wohlgeformten Beine glänzten matt. Unter der dünnen Seidenbluse zeichneten sich ihre Brüste ab.
    »Sie?« fragte die Kasalinsskaja gedehnt. Sie veränderte ihre Lage nicht, sondern deutete auf einen anderen Sessel. »Was wollen Sie?«
    Zögernd setzte sich Schultheiß. Er mußte immer wieder auf ihre Bluse und auf ihre Beine sehen und dachte dabei an Dr. von Sellnow, der wütend wurde, wenn er Alexandra sah.
    »Ich wollte Sie nur etwas fragen.«
    »Bitte.«
    »Kennen Sie Janina Salja?«
    »Genossin Brigadeführer?«
    »Ja.«
    »Das lungenkranke Vögelchen des Majors? Aber ja. Woher kennen Sie die edle Kommunistin?«
    Die Kasalinsskaja sah ihn lauernd an.
    Schultheiß sah zu Boden. Das Flimmern in den Augen der Ärztin irritierte ihn. »Sie wird bald in unser Lager kommen«, sagte er langsam.
    »Ach! Ist dem Major der Weg nach Stalingrad zu weit?«
    »Salja ist sehr krank. Ein Pneu ist dringend notwendig. Dr. Kresin weiß es und will uns eine Apparatur besorgen. Ich habe sie untersucht …«
    »Die Genossin Salja?« Dr. Kasalinsskaja staunte und nahm die Beine vom Tisch. »Wo soll sie wohnen?«
    »Hier im Lazarett. Auf der Lungenstation. Ich dachte, Sie könnten mir helfen. Dr. Böhler und Dr. von Sellnow wissen nichts davon. Es darf keiner wissen.«
    »Und was sagt Kresin dazu?«
    »Er tobt. Aber es bleibt keine andere Wahl. Janina ist verloren, wenn wir nicht helfen …«
    »Und wie wollen Sie helfen?«
    »Durch Ruhe!«
    »In der Nähe von Worotilow?« Alexandra Kasalinsskaja lachte schrill und schob ihren Oberkörper weiter vor. Ihre schwarzen Locken fielen über ihre Stirn … sie sah wild aus wie ein Raubtier.
    Ich kann Sellnow verstehen, dachte Schultheiß. Es ist eine Gemeinheit, eine Frau allein unter neuntausend Gefangenen herumgehen zu lassen, eine Frau wie die Kasalinsskaja, die alle mit einer einzigen Drehung ihres Kopfes oder ihres Körpers wahnsinnig macht!
    »Worotilow ist sehr leidenschaftlich!« sagte sie rauh. »Janina wird hier vor die Hunde gehen …«
    »Darf ich das Dr. Kresin sagen?« Dr. Schultheiß erhob sich.
    »Sie dürfen es. Sie können es auch Worotilow sagen! Er kann mich sowieso nicht leiden …«
    »Ich danke Ihnen.« Schultheiß verbeugte sich kurz und verließ das Zimmer. Auf dem Gang lehnte er sich erschöpft an die Wand und wischte mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Janina, Alexandra … es war furchtbar, wie ihn die Frauen plötzlich erregten. Er hatte doch früher nie dieses Gefühl gehabt, nie dies Pochen in den Adern gespürt, wenn er einem Mädchen gegenübertrat. Und ausgerechnet jetzt, wo er von Graupensuppe und klitschigem Brot lebte … war dieser Sellnow denn ansteckend?
    Da kam er gerade den Gang entlang. Er war sehr ernst und faßte Dr. Schultheiß am Arm. »Ich suche Sie überall, wo stecken Sie nur? Nummer 4583 ist unruhig …«
    Schultheiß überlief es kalt. Unruhig hieß im Krankenhaus, daß der Patient stirbt … Das Gesicht Sellnows verriet ihm alles, es war bleich und gezeichnet von der nagenden Sorge.
    Wenn er stirbt, ist es in den Augen Worotilows ein Mord! Mord im Lager!
    »Weiß es der Chef?« flüsterte Schultheiß.
    »Er sitzt bei ihm am Bett. Der Darm arbeitet nicht, der künstliche After sondert nichts mehr ab – Temperatur 41, akute Herzschwäche …«
    Sellnow biß sich auf die Lippen. »Wir müssen einen Geistlichen rufen. Haben wir einen im Lager?«
    »Fünf evangelische Pastoren …«
    »Nummer 4583 ist aber katholisch.«
    »Gott ist überall, wenn man ihn braucht. Ich hole einen der Pastoren …«
    Sellnow nickte. »Ich werde es dem Chef bestellen …«
    Vor den Wäldern stand flimmernd die Luft, als Schultheiß auf den Lagerplatz trat. Sein Schritt wirbelte Staub auf. Die Posten auf den Wachttürmen standen im offenen Hemd und tranken Wasser. Auf dem Küchenplatz traf er Bascha im Gespräch mit Markow. Sie schien mit ihm zu schimpfen, denn sie drehte sich plötzlich um und zeigte ihm ihr fülliges Hinterteil.
    An den Barackenwänden saßen die dienstfreien

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