Der Assistent der Sterne

Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin

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sparen können. Es gab hier nichts zu sehen außer einer schneebedeckten Ebene, umkränzt von kahlen, frostigen Bergen. Der Mond im Winter.
    Die Kaldidalurpiste blieb ein bloßer Name; falls es eine Piste gab, unterschied sie sich nicht vom Gelände um sie herum. Erst als nach langer Zeit eine Reifenspur im Schnee auftauchte, begann man zu glauben, dass man sich auf einer Art Weg befand.
    »Da hinten liegt Húsafell«, sagte De Reuse. Er zeigte vage in eine Richtung. Jensen hielt Ausschau nach Häusern, nach Rauch, aber sein Blick verlor sich in der Weite, der Wind trieb Schneestaub in Richtung der Berge.

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    I n der Abenddämmerung erreichten sie das Haus, das vollkommen allein inmitten einer weiten Landschaft stand. Wer immer dieses Haus gebaut hatte, war an Gesellschaft nicht interessiert gewesen, und deshalb wirkte dasHaus nicht gastlich, sondern abweisend, sogar bedrohlich, denn man war ihm ausgeliefert: Jeder, den es in diese Einöde verschlug, würde hier Schutz suchen vor Wind und Kälte und dennoch nicht willkommen sein. In einiger Entfernung hinter dem Haus türmten sich die Eismassen des Langjökull auf, und zu beiden Seiten war es eingeschlossen von Bergen. Der Ort war gut gewählt worden, man konnte sich dem Haus nur von einer Richtung her nähern.
    »Gefällt dir das Hotel?«, fragte De Reuse. Er stellte den Motor ab, und in einer plötzlichen, heftigen Bewegung riss er Ilunga Likasi an sich und küsste sie auf die Wange. Sie stieß ihn weg.
    »Du Schwein«, sagte sie.
    De Reuse lachte. Er drückte auf die Hupe.
    »Wir sind da«, sagte er und stieg aus, er klopfte von außen ans Fenster, und sie stiegen aus, alle, bis auf Ilunga Likasi, die sitzen blieb.
    »Dicke Luft«, flüsterte Van Gaever Jensen zu, als sie die Koffer aus dem Laderaum holten.
    »Jeder bringt jetzt sein Gepäck auf sein Zimmer!«, rief De Reuse. Er wirkte zufrieden, er klatschte in die Hände, und dann führte er sie ins Haus, die Tür war unverschlossen.
    Im Haus war es dunkel und kalt, hier hatte zu lange der Wind gewohnt, er hatte die Ritzen in den Holzwänden seinen Bedürfnissen angepasst, ein kalter Durchzug strich an Jensens Stirn vorbei.
    »Van Gaever. Ihr Zimmer ist das im oberen Stock, dritte Tür rechts. Jensen. Zweite Tür rechts. Und vergessen Sie nicht, meine Mutter zu begrüßen. Sie lebt hier noch irgendwo im Gebälk.«
    De Reuse ging mit einer Taschenlampe voran ins Obergeschoss, die Treppenstufen knarrten, und es roch nach toten Mäusen, oder was immer es war: Hier verweste etwas. Jensen stellte seinen Koffer in die ihm zugewiesene Kammer. De Reuse leuchtete kurz hinein, damit Jensen die Pracht sehen konnte: Es war ein Verschlag mit einem winzigen Fenster. Auf einem eisernen Bettgestell lag eine fleckige Matratze, die dem ganzen Raum ihren Geruch aufzwang. Konnten Läuse bei so niedrigen Temperaturen längere Zeit überleben? Jensen war sich nicht sicher. Nur gerade noch für einen Stuhl war hier Platz, für einen Stuhl und Nissen, und niemand, dachte Jensen, kann von dir verlangen, dass du drei Wochen lang hier schläfst. Seit einigen Jahren war er notgedrungen zum anspruchsvollen Schläfer geworden. Er benötigte eine bestimmte Matratzenqualität und zwei Kissen, andernfalls schlief er noch unruhiger als üblich. Vor zwanzig Jahren hätte er sich ohne Widerspruch auf dieses verwanzte Feldbett gelegt, aber jetzt, mit einundfünfzig, konnte er sich das einfach nicht mehr leisten.
    »Gibt es in Húsafell ein Hotel?«, fragte er De Reuse.
    »Warum?«
    »Schauen Sie es sich doch an.«
    »Was?«
    »Dieses Bett. Dieses Zimmer. Dieses Haus, Herr De Reuse!«
    »Sie werden sich daran gewöhnen.«
    »Gibt es ein Hotel, ja oder nein?«
    »Früher gab es eins. Vielleicht gibt es das jetzt noch. Aber es ist Winter, Jensen. Nehmen wir an, es gibt ein Hotel. Dann ist es jetzt geschlossen. Also reißen Sie sich gefälligst zusammen. In fünf Minuten treffen wir uns in der Küche. Sie sehen ja, es gibt hier viel zu tun. Wir müssen das Haus auf Vordermann bringen. Seminar, Lektion eins, Jensen. Wärme und Licht. Die Erzeugung elektromagnetischer Strahlung.«
    Fünf Protestminuten zu spät erschien Jensen in der Küche. Der Wind drückte gegen die Fensterscheibe, das Glas knackte. Van Gaever band die Ohrlappen seiner Pelzmütze unter dem Kinn zusammen. De Reuse trug jetzt einen Anorak, mit pelzbesetzter Kapuze, die Taschenlampe hatte er eingeschaltet auf den Tisch gestellt, ihr Strahl erzeugte eine Lichtsäule.
    »Sie