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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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immer schneller wurde. » Glaubst du, dass wir jemals lebend aus dieser Geschichte rauskommen? Oder laufen wir nur vor etwas weg, vor dem es kein Entkommen gibt?«
    » Wir laufen nicht weg. Wir sind auf der Suche.« Louis warf Maya einen kalten Blick zu. Dabei wusste er gerade nicht mal ansatzweise, wo sie noch nach ihrer persönlichen Erlösung aus diesem Albtraum suchen sollten. Aber seit er im Haus des Sägewerkers das Portemonnaie seiner Schwester entdeckt hatte, kam aufgeben für ihn nicht infrage. » Und wir werden Erfolg haben.«
    » Alles klar.« Maya klang alles andere als überzeugt. Kein Wunder. Sie kannte die Actionfilme eben nicht, die man als Junge so sah. Als Gejagter gab man nicht auf, bevor man sämtliche seiner Widersacher aus dem Weg geräumt hatte. Erst dann hörte die Angst auf. Erst dann war man wirklich frei. Louis trat auf die Wiese, die den Parkplatz begrenzte. Das feuchte Gras quietschte unter seinen Turnschuhen. Dies war kein Actionfilm. Dies war total echt. Trotzdem war er der Gejagte dieser Geschichte und er musste sie zu Ende bringen. Auch wenn er dabei drauf ging. Das war krank. Aber so war ihre Lage.
    Louis seufzte. » Immerhin scheinen wir jetzt zu wissen, wer meine Schwester damals entführt hat. Da sind wir weiter als die Polizei.«
    Louis legte zwei Plastiktüten auf den Rasen. » Setz dich.«
    Maya ließ sich im Schneidersitz auf der Supermarkttüte nieder und warf einen hungrigen Blick in den Karton. Doch sie nahm nichts heraus. Nachdenklich blickte sie Louis an. » Ganz ehrlich, Louis. Ich glaube, wir waren vorhin im Haus desjenigen, der alle umgebracht hat. Ohne es zu realisieren.« Maya schluckte. » Und das Ekelhafteste daran ist: Wenn das so ist, habe ich vorhin den Toast eines mehrfachen Mörders gegessen.«
    » Tröste dich. Ich habe auch davon abgebissen.« Er griff nach ihrer Hand, um sie zu beruhigen. Um sich zu beruhigen. Es war alles okay. Trotz allem. Sie saßen auf Plastiktüten, in der Lautlosigkeit der Nacht.
    Maya flüsterte: »Danke, Louis, dass du bei mir bist.«
    Er lächelte. »Das wollte ich auch gerade sagen.«
    Und ehe sie einmal tief durchgeatmet hatten, zerriss eine Polizeisirene die nächliche Stille. Dann sahen sie das Blaulicht. Zwei Einsatzfahrzeuge kamen quer über den Parkplatz geschossen. Gefolgt von einem schrottreifen Volvo. Die Wagen hielten mit quietschenden Bremsen nahe dem Gebüsch. Die Polizisten sprangen heraus und leuchteten mit ihren Taschenlampen ins Dunkle. Sie würden sie niemals finden.
    » Ist da jemand?«
    Reflexartig duckten sich Louis und Maya flach auf das Gras.
    Dann hörten sie eine Frauenstimme, die rief. » Louis? Ist da Louis? Mein Name ist Heidi. Ich bin von der Kripo. Ich müsste dringend mit dir sprechen. Bist du da irgendwo?«
    Maya umklammerte Louis’ Hände. » Geh nicht! Sie werden dich erschießen!«
    Aber Louis lächelte. » Ich glaube nicht.«

66 . NIEMAND
    Er schlief schon fast, als plötzlich im Schloss ein Schlüssel herumgedreht und die Zellentür aufgerissen wurde. Bevor Konrad überhaupt begriff, was los war, glomm über ihm schon das Neonlicht auf.
    » Wach auf!« Heidi stand breitbeinig mitten im winzigen Raum. Konrad blinzelte. Hinter ihr drängte der Lulatsch mit den langen Haaren und dem Bart nach. Er sah einigermaßen übernächtigt aus. Im Gegensatz zu Heidi. Sie wirkte ziemlich wach und ziemlich aufgebracht.
    » Was kann ich für dich tun?« Konrad setzte sich auf und sah Heidi ganz ruhig an. Ihn konnte so schnell nichts mehr beunruhigen. Er hatte nichts zu verlieren. Nichts zu verteidigen. Obwohl er zum ersten Mal in seinem Leben in einer Gefängniszelle übernachtet hatte, war er mit sich und diesem Leben im Reinen.
    » Kannst du mir das hier erklären?«
    Neben ihm landete das rosa Portemonnaie auf der Pritsche, das er unten bei sich im Keller liegen gesehen hatte. Er hatte eine Ahnung, was das Täschchen anbelangte. Aber diese Ahnung hatte er immer eine Ahnung bleiben lassen wollen. » Das stammt aus meinem Keller.«
    » Richtig.«
    » Ich vermute, du hattest einen Durchsuchungsbeschluss?«
    Heidi kam näher heran. » Unter deiner Fußmatte lag ein Haustürschlüssel. Ich habe ihn zufällig gefunden. Denn ich war in Sorge.«
    » In Sorge?« Konrad runzelte die Stirn. » Worüber denn?«
    Im Türrahmen erschienen zwei Polizisten in Uniform. Henner gab ihnen ein Zeichen, dass sie warten sollten.
    Heidi seufzte. » Mein Sohn, du kennst ihn ja, hat mich darum gebeten, für einen guten Freund

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