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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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Winnie im Schulgebäude, ohne sich um die verängstigten Eltern zu kümmern.
    Heidi blinkte und lenkte den Wagen zurück auf die Straße. Warum entführte jemand unschuldige Kinder? Was trieb diesen Psychopathen an? Würde er bald wieder zuschlagen? Wenn ja, welches Kind würde er sich dieses Mal greifen? Kannte Winnie ihn womöglich?
    Die Ärzte hatten Leonie in der Klinik in ein künstliches Koma versetzt. Sie war stark unterkühlt gewesen, dehydriert, und ihr Kreislauf war zusammengebrochen. Es konnte Tage dauern, bis sie vernehmungsfähig war. Wenn sie sich überhaupt an etwas erinnerte.
    Als Heidi auf den Parkplatz neben dem niedrigen Präsidiumsgebäude einbog, stand dort bereits dieser Robert mit seinem Kameramann. Heidi zog die Handbremse an.
    Robert öffnete ihr die Wagentür und strahlte sie an: » ’n Morgen, Schönheit.«
    » Was machen Sie denn hier?«, stöhnte Heidi und drängte an dem Reporter vorbei, Richtung Präsidium. In der Sonne verdunstete der nächtliche Tau auf dem Asphalt.
    Robert lief hinter ihr her. » Warm heute, was? Hätte man gar nicht vermutet nach der eisigen Nacht. Gut, dass es nicht wieder angefangen hat zu regnen, was? Sonst wären alle eure Spuren dahin gewesen.«
    » Hatte ich nicht gesagt, Sie sollen anrufen?«
    » Ja, schon, aber ich dachte, es spricht sich besser unter vier Augen.« Robert hielt ihr das Mikrofon unter die Nase. » Glaubst du, es wird wieder einen Selbstmord geben? So wie beim letzten Mal?«
    Heidi blieb stehen und drehte sich zu Robert um, der gerade den Reißverschluss seiner schwarzen Lederjacke aufzog. Er trug ein bedrucktes Rock-T-Shirt. Sie sah ihn irritiert an. Robert lachte verlegen. » Was?«
    » Dies ist hier keine Witzveranstaltung. Keine Unterhaltungsshow oder so was. Alles klar?!«
    Plötzlich wurde Robert ernst und kam ein Stück näher. » Isabels Vater soll sich ja damals aus Trauer über das Verschwinden seiner Tochter umgebracht haben. Aber daran glaube ich nicht. Schließlich hat er sich erhängt, bevor Isabel überhaupt gefunden wurde. Diese Tatsache hat nur damals keinen von euch Ermittlern interessiert.«
    Heidi pustete die Luft aus und ging weiter auf das Präsidium zu, während Robert neben ihr herlief und nun wieder mit seiner Reporterstimme sprach. » Glaubst du, es wird wieder einen Selbstmord geben? Wird jemand anderes aus der Familie sterben müssen?«
    » Hier wird niemand mehr sterben.«
    » Sagst du uns das in die Kamera?«
    Da blieb Heidi stehen und schaute Robert direkt in die Augen. Sie wollte, dass er verstand, was sie jetzt sagte. » Tun Sie mir einen Gefallen?«
    » Sicher?«
    » Hören Sie auf, mich zu duzen.«
    Dann wendete sich Heidi ab und lief geradewegs auf die gläserne Eingangstür des Polizeipräsidiums zu. Wie ein bissiger Hund heftete sich dieser Robert an ihre Fersen, fragte nach Spuren, einem Motiv, einem Bekennerschreiben. Aber da war Heidi schon an der Tür und verschwand im Präsidiumsgebäude, in dem es nach Scheuerseife roch. Meine Güte! Dieser Typ war die reinste Nervensäge!
    » He! Schönheit! Warum so miesepetrig?« Robert blieb perplex vor der Glastür stehen, dann drehte er sich zu seinem Kameramann um und fragte: » Was zum Henker hat sie gegen mich?«
    » Ich weiß nicht. Vielleicht gehst du ihr auf die Nerven?«
    Warum war der Kaffee eigentlich immer ausgetrunken, wenn sie ins Präsidium kam? In der Kaffeemaschine dampfte nur noch eine braune, sirupartige Lache. Heidi konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht in den lang gezogenen Raum zu brüllen: » Warum schafft es keiner von euch, neuen Kaffee zu machen, wenn er die letzte Tasse getrunken hat?«
    Sie sparte sich die Energie und presste lediglich ein resigniertes » Guten Morgen!« heraus, als sie an Madeleines Tisch vorbeikam.
    Die Sekretärin starrte sie aus großen Augen an. » Ich habe mich schon gefragt, wann Sie kommen. Es ist ja schon…« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. » Sehr spät.«
    » Ich weiß.« Heidi ging mit dem letzten Schluck Kaffee, ohne neuen aufzusetzen, zu ihrem Schreibtisch, der sich in ihrem gläsernen Büro befand. Von hier aus hatte sie den perfekten Blick auf den traurigen Parkplatz, auf dem ihr angerosteter Volvo neben Henners Familienkutsche stand. Robert war verschwunden. Was wollte er nur von ihr? Hatte er nichts Besseres zu tun, als ausgerechnet jetzt die Kriminalkommissarin anzubaggern? Was sonst sollte dieses gockelhafte Verhalten zu bedeuten haben? Nicht dass Heidi sich für unwiderstehlich gehalten

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