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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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hat Gero Nachhilfe in Mathematik gegeben.«
    » Gero?« Heidi beugte sich nach vorn.
    » Der Sohn vom Sägewerker«, antwortete Sylvie, so als wolle sie Heidi auf die Sprünge helfen.
    Heidi schlug ihren Notizblock auf. » Der Gero, der sich erhängt hat?«
    » Ja.«
    » Wie alt war der denn damals?«
    Sylvie schien irritiert zu sein und sah zu Henner. Offenbar hatte sie das Gefühl, hier Dinge wiederholen zu müssen, die in St. Golden doch längst bekannt waren. » Zwölf. Ist das so wichtig?«
    Fassungslos schaute Heidi zuerst Sylvie und dann Henner an. » Warum erhängt sich ein zwölfjähriger Junge?«
    Diese Frage schienen sich weder Henner noch Sylvie jemals gestellt zu haben. Jedenfalls hatte keiner von ihnen sofort eine Antwort parat. Ratlos blickten die beiden einander an, während Henner sich nervös am Bart kratzte und so aussah, als würden ihm eben erst ein paar Zusammenhänge und Merkwürdigkeiten klar werden. » Meinst du, Gero hatte etwas mit Birgits Verschwinden zu tun?«
    Aber Heidi antwortete nicht. Sie blätterte in ihrem Notizblock. In Gedanken arbeitete sie bereits an ihrer Skizze. Sie hatte Namen, Daten, Verbindungen. Aber das alles ergab noch kein Bild. Sie versuchte die flüchtigen Bilderschnipsel, die gerade wie Lichtblitze durch ihren Kopf schossen, einzufangen und zusammenzusetzen. Aber es gelang ihr nicht. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass noch irgendetwas in ihrem Unterbewusstsein versteckt lag. Etwas, das nicht in den Akten stand. Etwas, das mehr mit ihr als dem Fall zu tun hatte. Verdammt! Irgendeine wichtige Information, ein Puzzleteilchen, das sie einfach nicht zu fassen kriegte. Sägewerksbesitzer. Etwas klingelte da ganz leise in ihr. Nur was?
    Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf, als sei sie aus einer Art Tiefschlaf erwacht. » Entschuldigung. Wurden denn gar keine Nachforschungen angestellt, warum Gero sich umgebracht hat? Gab es einen Abschiedsbrief? Irgendetwas?«
    Henner zuckte mit den Schultern. » Soweit ich mich erinnere, nicht. Aber damals bin ich, wie gesagt, selbst noch zur Schule gegangen. Einzelheiten haben wir da nicht erfahren.«
    Heidi zog die Stirn in Falten. Sobald sie mit Henner im Auto saß, würde sie ihm von der Notiz erzählen, die sie in der Akte über den Mord an Isabel gefunden und in der sie den Namen Gero zum ersten Mal gelesen hatte. Vielleicht wusste Henner, ob einer ihrer Vorgänger der Verbindung nachgegangen war, die es zwischen den Fällen angeblich gab. Aber diese Details mussten nicht vor Birgits Mutter ausgebreitet werden. Heidi klappte ihren Notizblock zu. » Okay, wir werden das checken. Vielen Dank erst mal.«
    Silvie starrte sie aus roten Augen an. » War’s das? Werden Sie meine Tochter finden?«
    » Schon möglich«, sagte Heidi und bedauerte es schon im nächsten Moment. Sie stand auf und reichte der Frau aufmunternd lächelnd die Hand. Normalerweise äußerte sie nicht solche dubiosen Versprechen. Aber Sylvie tat ihr leid. Sie stürmten hier einfach rein, wühlten sie auf, ohne einen Hoffnungsschimmer auf Erleichterung, und ließen sie wieder allein.
    Als Heidi den Flur hinunterging, wurde ihre Aufmerksamkeit wieder ganz nach innen gesogen. Was nur hatte es mit dem Sägewerkssohn auf sich? Das war doch zum junge Hunde kriegen! Die Antwort lag ihr förmlich auf der Zunge, als sie die Haustür öffnete und in den späten Nachmittag hinaustrat.
    Sylvie knetete nervös ihre Hände. » Wo haben Sie das Amulett gefunden? Darf ich es haben?«
    Henner setzte sich seufzend seine Pudelmütze auf. Dann rückte er einfach mit der Wahrheit raus, ohne Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen oder das, was Heidi in diesem Augenblick vielleicht getan hätte. » Sie haben sicherlich von dem Mädchen aus dem Wald gehört, das wir gestern gerettet haben?«
    » Ja, sicher.« Sylvie zog ihre Strickjacke fester um sich. Vom Himmel fielen feine Schneeflöckchen. » Was ist mit dem Mädchen?«
    » Die Kette samt Amulett war um ihren Knöchel gewickelt.«
    » Was?« Sylvie schlug die Hand vor den Mund. » Was soll das? Was hat das arme Kind mit Birgit zu tun?«
    » Das fragen wir uns auch.« Heidi stellte den Kragen ihrer Wetterjacke hoch. » Haben Sie eine Ahnung, was das bedeuten könnte?«
    » Oh mein Gott, nein! Meinen Sie, Birgit ist noch am Leben?«
    Heidi seufzte. » Wir wissen es nicht.« Während Henner Sylvie nun auch noch tröstend umarmte, spürte Heidi, dass in ihrer Jackentasche das Handy vibrierte. Vermutlich war das Eric, der wissen

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