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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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der Leiche eines dunkelhäutigen, kräftig gebauten Mannes und zog ihm etwas über den Kopf. Als er aufstand, sah Cass, dass auch er etwas abbekommen hatte. Geronnenes Blut bedeckte seine Wangen und seine sonst so makellose Kleidung war zerknittert und fleckig. Was war hier passiert? Und noch viel wichtiger: Was hatte man mit ihm gemacht? Obwohl es kochend heiß in dem Raum war, zitterte er. Die Kälte war ihm in die Knochen gekrochen und seine Füße waren taub – von der Kälte des Alls. Würde ihm je wieder warm werden?
    »Es gibt keine Gänge«, krächzte er, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. »Es ist eine Falle.« Mr Bright und der Fremde tauschten einen Blick.
    »Darüber können wir später reden«, sagte Mr Bright. »Jetzt müssen wir dich erst mal hier rausbringen. Uns läuft die Zeit davon.«
    Cass hätte beinahe gelacht. Er sollte mit Mr Bright gehen? Das sah er aber anders. Er stand auf. Eher würde er …
    … und die Welt drehte sich und Sterne blitzten vor seinen Augen auf … und eine Million Meilen entfernt sagte Mr Bright in aller Ruhe: »Fangen Sie ihn auf. Er fällt in Ohnmacht.« Die Worte klangen wie Trompetenmusik und dann wurde es wieder dunkel um ihn.
    Der alte Mann benahm sich wie ein aufgeregtes Kind, als sie die kleine Mansardenwohnung zum letzten Mal verließen und zu dem Auto gingen, das sie ihnen besorgt hatte. Da er sich schwer auf sie stützen musste, kamen sie nur langsam voran, doch sein Blick war lebhaft und er war zumindest im Augenblick deutlich kräftiger als zuvor.
    »Ich kann es nicht abwarten, ihn endlich zu treffen«, sagte er zum hundertsten Mal. »Es ist so lange her – ich kann es nicht abwarten, ihn zu sehen, und ich will endlich nach Hause!«
    »Ich auch«, sagte sie lächelnd. Ihr Haar glänzte wieder tizianrot. In dem Maße, in dem der Erste kräftiger wurde, ging es auch ihnen wieder besser. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie wenig Hoffnung sie noch gehabt hatte, jemals wieder heimzukehren, bis sie ihr schönes Haar wieder hatte. In der eiskalten Luft lief ihr die Nase. Sie freute sich darauf, es bald wieder warm zu haben. Sie freute sich darauf, wieder sie selbst zu sein.
    »Und du glaubst wirklich, dass du weißt, wo Jarrod Pretorius ist?«, fragte er, als sie von der Hauptstraße abbogen. Sie sah ihn nicht an, als sie die Autoschlüssel aus der Tasche zog.
    »Ich denke schon.« Sie war dankbar, dass er zuvor nie nach Jarrod Pretorius gefragt hatte. Letztendlich hatte sie auf die alte Weise nach ihm suchen müssen und da sie kaum noch die Kraft dazu hatte, war erst nach mehreren Tagen das erste schwache Bild aufgetaucht. Doch seitdem kamen immer mehr – Gesichter, Orte, Häuser, Namen –, bis sie ganz erschöpft war, und letzte Nacht hatte sich der alte Mann ausnahmsweise um sie kümmern müssen, statt umgekehrt.
    Doch wie sehr war die Müdigkeit der Suche selbst geschuldet und wie sehr dem Kummer, den sie verursacht hatte? Hatten die, die vor so langer Zeit weggegangen waren, ohne sich noch einmal umzusehen, die, die sie zurückgelassen hatten, so vermisst, wie diese jenen gefehlt hatten? Vielleicht war es fern der Heimat einfacher zu vergessen … Sie hatte es nie vergessen. Er war immer schon sonderbar gewesen, aber sie hatte ihn geliebt, auch wenn sie, wie die Pflicht es erforderte, nicht auf der gleichen Seite gestanden hatten. Er hatte sie nicht verlassen wollen, dessen war sie sich auch nach all den Jahren noch sicher, doch er hatte es getan.
    Als sie im Auto saß, ließ sie den Motor an und kalte Luft schwallte aus der Lüftung in ihr Gesicht, doch sie stellte sie nicht aus, denn sie brauchte die Kälte. Sie brauchte all ihre Kraft. Ihr seltsames neues Herz klopfte so laut, dass sie sich einzureden versuchte, es läge an der aufregenden Aussicht, den Ersten zu treffen, was aber rundheraus gelogen war. Jetzt, da die Begegnung so kurz bevorstand, platzte ihr Herz beinahe vor Freude. Es war so lange her und er hatte immer so wunderbar geglänzt und sie hatte ihn wie alle anderen schrecklich vermisst.
    Doch stark musste sie sein, weil es um Jarrod Pretorius ging.
    Sie fuhr los und drehte das Radio laut, weil sie eine fröhliche Grundstimmung brauchte. Schön zu sehen, dass der alte Mann mit dem Fuß wippte, als der Sänger »Merry Christmas« kreischte! Doch dann kam ein älteres, sanfteres Lied, das aber auch von Wärme und Liebe erfüllt war, was sie wieder an Jarrod Pretorius erinnerte; sie musste an die Liebe denken. Möglicherweise

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