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Der Atem der Welt

Der Atem der Welt

Titel: Der Atem der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Birch
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fest. Weshalb es in Minutenschnelle gefesselt war, und Simon und Dag legten sich über das Tier, um es still zu halten, während Wilson ihm die Kehle durchschnitt. Wilson war wirklich gut, sehr effizient, aber das Schwein zuckte noch immer, während sein Blut in den Eimer lief, den John Copper ihm unter den Hals hielt, und schrie auch noch weiter, mit langgezogenen krächzenden Lauten und schluchzenden Geräuschen und zitterndem Winseln. Blut füllte den Eimer und schwappte über den Rand auf den Bootsboden.
    »Yan! Reich uns den anderen Eimer rüber«, sagte Kapitän Proctor.
    Der Geruch machte mich ganz wirr, der Geruch vom Schlachterladen zwei Häuser weiter in unserer alten Watney Street. Der frühe Morgengeruch nach Blut und Pökellake, der Schweinekopf in einer Wanne. Der Kapitän kippte etwas Blut in den zweiten Eimer, tauchte einen unserer Blechbecher hinein, zögerte einen Moment und reichte ihn dann Mr Rainey neben sich. Rainey nahm ihn, sah hinein, schloss die Augen und trank. Der Kapitän füllte den anderen Becher und hielt ihn, in der anderen Richtung, John Copper hin.
    »Nicht zu viel, John«, sagte Proctor, »nimm kleine Schlucke.«
    Die Becher machten die Runde in beide Richtungen, und wir tranken alle außer Gabriel, der zu würgen begann.
    »Kann nicht«, sagte er.
    Das Wasser lief ihm aus den Augen.
    »Es ist schon in Ordnung, Gabriel«, sagte Dan. »Schmeckt nach gar nichts.«
    Das stimmte tatsächlich, aber es war salzig und warm.
    »Ich weiß«, sagte Gabriel und schloss die Augen. »Gebt mir ein bisschen Zeit.«
    Skip trank es, als koste er edlen Wein, zögernd und nachdenklich. Seine feuchten Augen schlossen sich, während er trank, und er verzog die Stirn.
    Das Sterben des Schweins dauerte an.
    »Schlagt ihm um Gottes willen den Kopf ein!«, sagte John Copper.
    »Mach du's doch«, knurrte Simon.
    »Mach ich«, sagte John und bahnte sich einen Weg nach vorn. Aber als er zitternd die Axt hob, war das Schwein schon tot.
    Wilson nahm ein paar Schlucke und machte sich dann an die Arbeit. »Es ist nicht gerade das beste Messer«, sagte er.
    Wieder kreiste der Becher.
    Das Blut änderte schon seine Farbe, dickte nach wie eine Mehlschwitze. Mein Körper zuckte vor Freude. Ich war noch
nie so hungrig gewesen. Wilson schnitt dem Schwein Beine und Kopf ab, schlitzte den borstigen schwarzen Rücken auf und schob seine großen fleischigen Hände hinein. Er zog, und zwei große Hautlappen lösten sich mit einem reißenden Geräusch. Dag hängte sie an die Segel, damit das Meer sie salzte.
    »So, wir machen ein Feuer«, sagte Rainey.
    »Los, schnell! Skip und John, ihr macht das alles hier sauber«, sagte der Kapitän.
    Sie schöpften Blut aus. Meeresblut, salziges Blut. Skip hatte die Augen weit aufgerissen, und von seiner Unterlippe tropfte Sabber. Die Gedärme lagen in einem Eimer, dick und glänzend, grau und rosa. Sie stanken nach Scheiße. Die Leber war ein Flügel, durchzogen von Fett. Eine Art weicher Ballon die Blase, fein gezeichnet. Wilson band das eine Ende zu und quetschte Pisse heraus, um das Blut ein wenig wegzuspülen. Wir machten alles sauber und errichteten oben auf Joe Harpers metallener Werkzeugkiste, wo es nicht nass war, ein Feuer mit Holz vom Schiff. Das hatten wir zwar in der Sonne getrocknet, aber es war immer noch feucht. Wilson hatte, allen Widrigkeiten zum Trotz, einen Vorrat an Streichhölzern gerettet. Weiß der Himmel, wo er sie aufbewahrte. Wahrscheinlich in seinem Arschloch, behauptete Tim. Egal, Hauptsache, man konnte damit ein Feuer anzünden. Jetzt, wo wir etwas machen konnten und getrunken hatten, waren wir vergnügt. Im Mund sammelte sich wieder Speichel, dick und klebrig. Dan pfiff.
    »Oh, Scheiße, ich hab mir den Finger verbrannt.« Wir versuchten verzweifelt, die Flammen mit kleinen Stofffetzen am Leben zu halten.
    »Was macht ihr da, Jungs?«, frage Dan und stieß uns mit dem Ellbogen beiseite. »Wisst ihr denn nicht, wie man Feuer macht? Nützliches Wissen, Jungs, nützliches Wissen. Seht mir einfach zu.«
    »Gib uns mal dein Messer, Dan«, sagte Simon.
    Sie reichten eine Schulter, ein Bein, ein paar Rippen vom anderen Boot herüber. Wir spießten sie mit Messern und Werkzeug auf und hielten sie ins Feuer, und der Saft tropfte zischend in die Flammen und nährte das Feuer. Wir garten alles, so gut es ging, aber wir konnten nicht lang genug abwarten. Der Geruch machte uns halb wahnsinnig. Drüben hatten sie jetzt ihr eigenes Feuer und hielten den augenlosen

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