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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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schon.«
    »Ach?«
    »Da ist dieser Junge …«
    »Ist Milchpulver okay?«
    Sie nickte. »Er heißt Sarel, und ich weiß, er mag mich. Er ist niedlich, aber ich will mich nicht zu sehr binden, wo ich doch
     jetzt die Prüfungen habe.«
    Er konnte Annas Stimme in ihrer widerhallen hören, die Intonation und Klugheit. »Das ist gut so«, sagte er.
    »Denn ich möchte nächstes Jahr studieren, Dad.«
    »Das ist gut.«
    »Psychologie.«
    Um ihren Vater zu analysieren?
    »Vielleicht bekomme ich ein Stipendium, wenn ich gut bin, deswegen will ich mich jetzt nicht zu sehr festlegen. Aber Mama
     sagt, sie hat ein bißchen Geld für unsere Ausbildung beiseite gelegt.«
    Davon wußte er nichts. Er goß Wasser in die Becher, dann gab er Milchpulver dazu und Zucker für Fritz.
    »Ich bringe ihm seinen Kaffee.«
    »Mach dir keine Sorgen, Dad. Er ist einfach ein Teenager.«
    »Er hat Probleme damit, daß sein Vater Alkoholiker ist«, sagte Griessel und ging die Treppe hoch. Fritz lag auf dem Bett und
     hielt das Foto in den Händen, das Foto von ihnen zusammen, eine Familie.
    |229| »Drei Zucker«, sagte er.
    Fritz sagte nichts. Griessel setzte sich ans Fußende des Bettes. »Es tut mir leid«, sagte er.
    Fritz stellte das Foto zurück auf die Fensterbank.
    »Egal.« Er setzte sich auf und nahm den Kaffee.
    »Es tut mir leid, was ich euch angetan habe. Und deiner Mutter und Carla.«
    Fritz beobachtete den Dampf, der aus dem Kaffeebecher aufstieg. »Warum, Dad? Warum trinkst du?«
    »Daran arbeite ich, Fritz.«
    »Sie sagen, es sei genetisch«, sagte sein Sohn und überprüfte die Temperatur des Getränks mit einem vorsichtigen Schluck.
     
    Jamie Keyter trug ein Sporthemd und eine enge, khakifarbene Hose. Die kurzen Ärmel seines Hemdes waren zu eng, und er hatte
     sie über seine kräftigen Bizepsmuskeln hochgeschoben. Er saß auf einem der Barhocker am Frühstückstresen, trank Kaffee mit
     zwei Zucker und Milch und schaute beim Sprechen dann und wann zu Carla hinüber. Das störte Griessel.
    »Und dann ging ich hoch zu dem kleinen Haus, wie eine kleine
kaia,
und man konnte nichts sehen, nichts hören, außer einem Fernsehprogramm drinnen, die Sendung mit diesem Verrückten Neger, der
     diese Negerquizsendung hat, und ich klopfte, aber sie haben mich nicht gehört. Also öffnete ich die Tür, und da saßen sie
     und soffen. Alle vier, die Gläser in der Hand. Prost! Aber als sie mich sahen, sind sie zusammengezuckt, und dann hieß es
     Mister hier und Mister da. Das Haus war dreckig und leer. Typisch Neger: Haben nix, aber in der Ecke steht ein Riesenfernseher.
     Vier von denen leben in einer
kaia
, zwei alte und zwei junge. Ich weiß nicht, wie Leute so leben können. Und sie wollten nicht reden, sie saßen bloß da und
     starrten mich an. Und als sie redeten, logen sie. Das Mädchen arbeitet im Haus und meinte nur: ›Miss Laurens war eine gute
     Dame, sie war gut zu uns allen.‹ Sie lügen, Benny, ich sage es dir.« Er schaute hinüber zu Carla, die auf dem Sofa lag.
    »Hast du nach ihren Wutanfällen gefragt?«
    |230| »Ich habe gefragt, und sie sagte, das stimme nicht, sie sei eine gute Chefin, und sie schauten immer wieder zum Fernseher
     und ihren Weinflaschen. Blöde Säufer, wenn du mich fragst.« Er schaute immer noch Carla an.
    »Haben sie etwas gesehen?« Griessel wußte schon, wie die Antwort lauten würde.
    »Nichts gesehen, nichts gehört.«
    »Der Leichenbeschauer sagt, es sei dieselbe Waffe. Dasselbe Assegai wie bei den anderen Morden.«
    »Okay«, sagte Keyter.
    »Hast du nach Bothma gefragt? Wie sie ist?«
    »Oh, nein. Das wissen wir doch schon.«
    Er ließ es durchgehen. Er wollte vor den Kindern nichts sagen.
    »Und«, fragte Keyter Carla. »Was machst du so?«
    »Schule.«
    »Okay«, sagte er. »Ich verstehe.«
    »Was?« fragte sie.
    »Wenn ich dir einen Rand gebe, rufst du mich an, wenn du fertig bist?«
    »Im Traum«, sagte sie. »Und was ist überhaupt Ihr Problem?«
    »Mein Problem?«
    »Neger? Das sagen nur Rassisten.«
    »Ich bin doch kein Rassist, ich ganz bestimmt nicht.«
    »Ja, klar.«
    Griessel hatte seinen eigenen Gedanken nachgehangen und den Wortwechsel verpaßt. »Tu mir einen Gefallen, Jamie.«
    »Okay, Benny.«
    »Die Akte über Cheryl Bothma, die Tochter. Finde heraus, wer die bearbeitet.«
    »Ich dachte, du hättest gestern mit denen geredet?«
    »Ich habe nur mit den Männern geredet, die mit den Assegai-Morden zu tun haben. Ich rede jetzt über den Fall der Tochter.
     Als sie Laurens

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