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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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am 21. Juni 1919, wurde ein vorher verabredetes geheimes Morsesignal an die deutschen Kommandanten durchgegeben, und lange zuvor erteilten Befehlen gehorchend, gaben diese sofort Anweisung, alle Seeventile zu öffnen, Leitungen zu zerstören, Löcher in die Bordwände zu bohren, so dass zweiundfünfzig der Schiffe langsam auf den Grund der flachen Bucht sackten, bevor die Briten etwas dagegen unternehmen konnten.
    Die Briten schäumten vor Wut. Sie hatten geplant, die internierten deutschen Schiffe zwischen anderen Marinen aufzuteilen, und bestraften die deutschen Offiziere, die diese Pläne durchkreuzt hatten, so streng, wie es ihnen eben möglich war. Die Vereinbarungen des Versailler Vertrags ermöglichten es diesen aber am Ende, in ihre Heimat zurückzukehren. Einige der größeren Schiffe wurden später gehoben und verschrottet. Das Geld ging an das britische Schatzamt.
    Marinebefehlshaber haben aus der Skagerrakschlacht so viel in Bezug auf Taktiken gelernt wie ihre Vorgänger aus der Schlacht bei Trafalgar mehr als ein Jahrhundert zuvor. Vor allem zeigte die Schlacht aber eines: dass Kriegsflotten aus Stahlschiffen zu bestehen hatten. Großbritannien verfügte trotz seines riesigen Imperiums und des Fleißes seiner Menschen sowie der Fortschrittlichkeit seiner Stahlwerke und -hütten über weniger Stahl als Deutschland, und binnen weniger Jahre würden die Amerikaner über noch mehr Stahl verfügen als die Deutschen. Von jenem Zeitpunkt an würde das Land, das auf die größte Menge qualitativ hochwertigen Stahls zurückgreifen konnte, die Voraussetzungen besitzen, die größte Kriegsmarine der Welt zu bauen – und es waren ganz eindeutig die USA, denen dies gelang. Das und die Tatsache, dass die Marine eines Tages auch andere, sehr viel schlagkräftigere Waffensysteme einsetzen würde – Waffensysteme, die nicht auf der Meeresoberfläche schwammen oder auf ihr transportiert werden mussten, sondern sich tief unter der Wasseroberfläche bewegen oder Tausende von Fuß über ihr fliegen konnten –, war es, was die Skagerrakschlacht signalisierte.
    Es klingt vielleicht hämisch, wenn man darauf hinweist, dass genauso wie der Erste Weltkrieg mit einer Selbstversenkungsaktion der deutschen Marine endete, der Zweite mit einer solchen begann – einer Selbstversenkung, die ebenfalls ein deutsches Großkampfschiff betraf und in atlantischen Gewässern stattfand, allerdings in diesem Fall im Südatlantik. Das Schiff war die Admiral Graf Spee , von den Engländern als pocket battleship bezeichnet, und die Aktion fand vor der Einfahrt zum Hafen von Montevideo in Uruguay statt, an der breitesten Stelle der Rio-de-la-Plata-Mündung.
    Das Schiff, ein schnittiger, gefährlich aussehender Handelsstörer der Nazis, war im Zusammenhang mit Hitlers Vorhaben, der deutschen Kriegsmarine wieder zu ihrem alten Glanz zu verhelfen, gebaut worden. Nominell handelte es sich um einen Kreuzer, da das Washingtoner Flottenabkommen es den Deutschen verbot, größere Einheiten auf Kiel zu legen. Die Graf Spee war sehr schnell, und ihre Geschütze – die Hauptbewaffnung bestand aus sechs 28-Zentimeter-Kanonen – hätten eher einem ausgewachsenen Schlachtschiff angestanden. Sie lief im August 1939 aus Wilhelmshaven aus. Ihr Kommandant, Hans Langsdorff, führte die versiegelte Order mit, alle unter alliierter Flagge fahrenden Handelsschiffe anzugreifen, sobald der Krieg erklärt war.
    Als der britische Premierminister diese Kriegserklärung am 3. September abgab, war das Schiff bereits in den Nordatlantik vorgedrungen; es war nördlich an den Färöern vorbeigefahren, hatte dann einen scharfen Schwenk nach Süden gemacht und befand sich schon in den ruhigen Gewässern der Sargassosee, tausend Meilen westlich der Kapverdischen Inseln. Sobald Deutschland sich formell im Kriegszustand mit England und Frankreich befand, gab Langsdorff Befehl, die Mündungsschoner von den Geschützrohren zu nehmen, und begann einen rigorosen Handelskrieg: Jeder Dampfer, der ihm begegnete, wurde angegriffen.
    Getreidefrachter, Schiffe, die Gefrierfleisch geladen hatten, Tanker – die Graf Spee machte Jagd auf alles, was ihr im Südatlantik vor den Bug kam, und konnte alle drei, vier Tage eine Versenkung verbuchen, was in London große Bestürzung auslöste.
    Doch dann, Anfang Dezember, wurde das gefährliche »Westentaschenschlachtschiff« von drei kleineren Schiffen der Royal Navy gesichtet, die in aller Eile entsandt worden waren, um die Meere nach ihm

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