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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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in mittleren Tiefen aufhalten; zu ihnen gehören zum Beispiel der Hering, die Sardine, die Sardelle, die Makrele, der berüchtigte Snoek 42 und der gegenwärtig in seinem Bestand gefährdete Blauflossenthunfisch.) Kabeljau kam einst ebenfalls in großer Zahl vor, und bis in die jüngere Vergangenheit hinein waren die meisten ausgewachsenen Exemplare, die man fing, von stattlicher Größe.
    Kabeljau lässt sich auch leicht konservieren und büßt dabei nichts an Qualität ein, vor allem das Eiweiß bleibt erhalten. Das war eines der Geheimnisse hinter der Fähigkeit der Wikinger, große Entfernungen auf See zurückzulegen: Sie schlitzten die gefangenen Fische einfach auf, klappten die Hälften auseinander, hängten sie an Schnüren auf oder spannten sie auf Rahmen und ließen sie in der kalten arktischen Luft trocknen, bis sie achtzig Prozent ihres Gewichts verloren hatten und bretthart geworden waren. An Bord ihrer Schiffe wurden diese an Sperrholz erinnernden Stücke dann einfach gewässert, und nach einiger Zeit waren die Fische so aufgequollen, dass sie wieder ihre ursprüngliche Gestalt und Größe angenommen hatten. Wie durch Zauber hatte man wieder zartes, sättigendes und wohlschmeckendes Fischfleisch vor sich.
    Während es schon eine brillante Idee der Wikinger war, ihre Fische einfach an der Luft zu trocknen, wurden sie von den Basken noch übertrumpft. Das alte Wissen der Mittelmeerfischer war auf sie übergegangen, und sie benutzten daher eine der mineralischen Hauptkomponenten von Seewasser als Konservierungsmittel: Salz. Die nordischen Völker kamen kaum an kristallines Salz heran, vor allem deswegen, weil das bei ihnen herrschende Klima es nur selten zuließ, es durch Evaporation aus Seewasser zu gewinnen. Die Mittelmeervölker waren in dieser Beziehung gesegnet, und die Basken, die ein Seefahrervolk mit Zugang zu einem Ozean waren, in dem es von Kabeljau wimmelte, die sich aber gleichzeitig, dank eines geografischen Zufalls, auch leicht mit Salz versorgen konnten, brachten beides – in einem ganz konkreten Sinn – zusammen und erfanden eine Konservierungstechnik, die am Atlantik bis dahin unbekannt gewesen war. Auch sie schlitzten die Fische auf, rieben sie aber großzügig mit Salz ein, bevor sie sie zum Trocknen aufhängten. Dieser Salzfisch hielt sich wesentlich länger, als man es in Ländern, in denen Salzmangel herrschte, kannte. Den Franzosen zum Beispiel blieb nichts anderes übrig, als ihren Fisch in eine Pökellauge zu legen; nach einer gewissen Zeit nahm er aber eine grüne Farbe an und wurde ungenießbar. Die neue Technik gestattete es den Basken, immer längere Fahrten zu unternehmen, sogar solche, die viele Monate dauerten, da sie stets genügend Vorräte zur Verfügung hatten.
    Der Fisch, den sie durch Einsalzen konservierten, schmeckte auch viel besser als der luftgetrocknete, was bedeutete, dass sie einen florierenden Handel mit ihm aufbauen konnten. Sie verfügten also über beides: über einen eiweißreichen, fettarmen, äußerst schmackhaften und in großen Mengen im Atlantik vorkommenden Fisch und über die perfekte Methode, ihn zu konservieren, entweder für den eigenen Konsum oder zum Verkauf an andere. Mit genügend Salzfisch versorgt, stachen die Basken von ihren Häfen an der galizischen Küste aus in See und unternahmen für einen längeren Zeitraum weite Handelsreisen und Fangfahrten im gesamten Nordatlantik, die sich bis heute auf ihre Wirtschaft auswirken.
    Die baskischen Fischer gingen bevorzugt vor der Küste von Neufundland auf Fang. In diesem Hunderte von Quadratmeilen großen Areal – den Grand Banks und dem Flemish Cap –, wo die Wassertiefe drastisch abnimmt und das warme Wasser des Golfstroms sich am kalten der Labradorströmung vorbeischiebt, wobei Wolken von Nitraten aufsteigen, die das Phytoplankton, das Zooplankton und den Krill nähren, gedeiht der Kabeljau in fantastischer Fülle: Das Wasser sprudelt und schäumt geradezu von ihm. Wann genau diese Laichplätze entdeckt wurden, ist umstritten. Einige beharren darauf, dass John Cabot 43 New-found-land 1497 im Namen der britischen Krone entdeckte und so nannte; sein »Fund« soll die Basken zu ihren Fahrten nach Nordwesten verlockt haben; andere vertreten aber, obwohl sie kaum Belege dafür vorbringen können, die Theorie, dass es die Basken selbst waren, die diese so ergiebigen Fischgründe entdeckten, und zwar vor Cabot, sich aber dafür entschieden, sie geheim zu halten.
    Als der bretonische Entdecker

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