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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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kämpfen hatte, veranlasste die Seeleute dazu, diese Strecke als uphill zu bezeichnen. Die von Westen nach Osten verlaufende wurde entsprechend downhill genannt.
    49 Erst 1829, siebzehn Jahre nachdem Marshall und Thompson ihr Unternehmen gegründet hatten, wurde Amerikas erste Eisenbahnverbindung eröffnet.
    50 Ein Spruch, der sich eigentlich auf die Sonne bezieht: »Gehe (stehe) auf und scheine!« (Anm. d. Ü.)
    51 Der englische Romancier William Makepeace Thackeray gehörte zu den Investoren der Londoner Gesellschaft, wohingegen Charles Dickens eine gewisse Feindseligkeit gegenüber dem technischen Fortschritt – zumindest auf diesem Gebiet – an den Tag legte.
    52 Gemeint ist die Unabhängigkeitserklärung der dreizehn amerikanischen Kolonien am 4. Juli des Jahres. (Anm. d. Ü.)
    53 Das Marconi am 2. Juli 1896 zugestandene U. K.-Patent No. 12039 betraf »Verbesserungen hinsichtlich der Übermittlung von elektrischen Impulsen und Signalen und der dafür verwendeten Apparaturen«.
    54 Im letzten Abschnitt des von der Lyrikerin Emma Lazarus (1849-1887) verfassten Gedichts »The New Colossus«, das in den Sockel der Freiheitsstatue eingemeißelt ist, heißt es: »Give me your tired, your poor / your huddled masses / yearning to be free« (»Gebt mir eure Müden, eure Armen / eure zusammengekauerten Massen, die frei zu atmen begehren.«). (Anm. d. Ü.)

Zahlreiche europäische Schifffahrtsgesellschaften unterhielten von der Mitte des 19. Jahrhunderts an einen regelmäßigen Passagier- und Frachtdienst zwischen dem alten und dem neuen Kontinent. Mit solchen Plakaten warben sie um Fahrgäste, die sie vor allem auch in Kreisen der vielen Auswanderungswilligen fanden.

Es waren also Millionen, die die Gangways zu den an Kais vertäuten Schiffen hochströmten oder mit Leichtern zu den in Küstennähe vor Anker liegenden gebracht wurden, um sich dann so behaglich auf ihnen einzurichten, wie es unter den Umständen überhaupt möglich war. Die Auswanderer bezahlten niedrige »Emigrantenpreise« für eine Überfahrt auf dem Zwischendeck – viele Jahre lang waren für die Passage in die USA drei Pfund zu entrichten, während Argentinien von 1888 an eine kostenlose Überfahrt anbot und allen, die einwandern wollten und gesund und kräftig genug waren, Gratisfahrkarten aushändigte.
    Die Migranten begannen ihr neues Leben schon auf den Kais von Liverpool (wo zwischen 1860 und 1914 nahezu fünf Millionen Passagiere mit One-Way-Tickets nach New York in der Hand abgefertigt wurden) oder auf denen von Glasgow, in Le Havre, Bordeaux und Nantes, in Modano und Marseille, Neapel und Genua, Hamburg und Bremen oder in dem längst in Vergessenheit geratenen Hafen von Fiume, dem heutigen kroatischen Rijeka, wo viele der Slawen die Reise antraten, die heute einen beträchtlichen Teil der Einwohnerschaft von Chicago stellen.
    Die äußeren Bedingungen auf den Auswandererschiffen konnten ausgesprochen unangenehm sein. Während die vornehmen Passagiere mit allem Komfort auf den oberen Decks untergebracht waren und luxuriös verpflegt wurden, hatten diejenigen, die unmittelbar vor einer einschneidenden Änderung ihres ganzen Lebens standen, sich mit den Zwischendecks unten im Rumpf zufriedenzugeben, wo es beengt zuging, dunkel war, wenige sanitäre Anlagen und nur ein begrenzter Wasservorrat zur Verfügung standen. Man schlief dort entweder in Kojen auf Strohmatratzen oder in Hängematten und hatte kaum die Möglichkeit, sich eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Die Menschen wurden streng nach Geschlechtern getrennt untergebracht, um die Gefahr zu mindern, dass sie der Sünde anheimfielen. Sie wurden unablässig von wenig hilfsbereiten und oft feindseligen Besatzungsmitgliedern daran erinnert, dass ein Ticket Zwischendeckpassagieren lediglich den Anspruch auf Beförderung gewährte – und vielleicht hin und wieder den auf einen Brocken Brot, ein Stück Salzfleisch oder ein paar Schiffszwiebäcke, darüber hinaus aber auf so gut wie gar nichts. Die Luken wurden bei schlechtem Wetter geschlossen, so dass das allgemeine Elend noch durch die Angst verstärkt wurde, die um sich griff, wenn man in stinkender Luft und Beinahefinsternis wie eingesperrt in einem heftig schaukelnden Schiffsrumpf saß. Das war für die meisten dieser Leute eine völlig neue Erfahrung, da nur sehr wenige vorher jemals auch nur in die Nähe eines Schiffs gekommen und noch weniger schon einmal auf dem offenen Meer unterwegs gewesen waren. Die Moral sank entsprechend, je

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