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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Raubfischer verscheuchen und von ihrem Treiben abhalten – etwas, das in kanadischen Gewässern niemals versucht wurde. Und der Grund dafür, dass die Schwarzhechtpopulation bei Südgeorgien jetzt dabei ist, sich rasch zu erholen, ist wohl in dieser strengen Maßnahme zu suchen, die daher als beispielhaft dafür gelten kann, was man mit einer entschlossenen und konsequenten Fischereipolitik erreichen kann.
    »Unidentifiziertes russisches Schiff zwei Meilen voraus, Namen angeben und Tätigkeit deklarieren«, mit diesen Worten rief uns eine strenge Stimme mit englischem Akzent an. »Hier ist das Schiff der britischen Marine HMS Northumberland . Geben Sie bitte unverzüglich Ihren Namen und den Grund Ihrer Anwesenheit in diesen Gewässern an. Verlangsamen Sie Ihre Fahrt zum Zweck einer eventuellen Überprüfung durch einen an Bord kommenden Inspektionstrupp.«
    Also mussten wir beidrehen, uns zu erkennen geben und für die Akten deklarieren, dass wir weder die Absicht hatten zu fischen noch die dazu nötige Ausrüstung mitführten. Außerdem sahen wir uns gezwungen, den Zweck unserer Anwesenheit in diesen Breiten darzulegen, die nicht, wie wir angenommen hatten, internationale Hochseegewässer waren, sondern britisches Hoheitsgebiet. Wenn wir Argwohn erweckt hätten, wären Enterkommandos, die schon bereitstanden, in ihren Zodiac-Schnellbooten zu uns herübergesaust, hätten Seile mit Haken daran an unserem Rumpf hochgeworfen und wären an ihnen emporgeklettert. Hätten wir versucht, uns aus dem Staub zu machen, wären wir wohl mit einem Schuss vor den Bug davon abgehalten worden.
    Doch es lief alles ganz anders ab. Zufällig war der Kommandant des Kriegsschiffs ein alter Bekannter von mir, und nachdem er sich von unserer Lauterkeit überzeugt hatte, fragte er, ob er nicht für unsere Passagiere »eine kleine Show abziehen« solle, als Entschädigung dafür, dass er uns zum Stoppen gezwungen hatte. Wir waren dann auch alle entzückt von einer fünfzehnminütigen Vorführung verschiedener maritimer Gymnastikübungen: Die HMS Northumberland war ein brandneues Schiff; sie konnte auf dem Teller wenden, drehte hierhin und dahin und sauste mit irrer Geschwindigkeit durch die Wogen, so dass das Wasser hochstob und wie ein kleiner Niagarafall wieder zurückplatschte und sie ein meilenlanges Kielwasser hinter sich herzog, Als der Spaß vorbei war, ließ sie dreimal ihre Dampfpfeife ertönen und brauste dann in die untergehende Sonne hinein; binnen weniger Minuten war sie am Horizont verschwunden.
    Das war so in den frühen 1990er Jahren, als jedermann aufgrund des Krieges von 1982 noch einigermaßen nervös war. Heutzutage hat sich die Situation stabilisiert, wenn auch Schiffe der Navy für alle Fälle immer noch vor Ort sind. Alle Fangboote, die die Genehmigung besitzen, bei Südgeorgien zu fischen, müssen einen Transponder mitführen, der der Regierung ständig ihre Position meldet, und die Einhaltung der Vorschriften zum Schutz der Fische wird durch noch rigidere Maßnahmen als früher erzwungen. Vom Stützpunkt der Royal Air Force auf den achthundert Meilen entfernten Falklands kommen Maschinen vom Typ Hercules herbeigeflogen und melden ebenso wie darauf programmierte Spionagesatelliten jedes Schiff, das sie in dem Gebiet ausfindig machen und das unerlaubterweise auf Fischfang sein könnte. Zu diesen Schiffen gehören auch die sogenannten Squid-Jiggers , die man von oben leicht ausmachen kann, weil sie unter anderem auch gleißend helle Lichtstrahlen in die Tiefe richten, um die Kalmare, squids , anzulocken.
    Es gibt auch ein Patrouillenboot, das sehr schnell ist und große Strecken zurücklegen kann; sein Rumpf ist orange gestrichen, damit es sich vom Eis abhebt. Es ist mit einem schweren Maschinengewehr der Firma Oerlikon ausgestattet; seine Besatzung würde Jagd auf jeden Missetäter machen, ihn entern, alle an Bord festnehmen und das Schiff selbst konfiszieren. Nötigenfalls würde sie ein Schiff, das gegen die Fischereigesetze verstößt, sogar versenken. 2003 halfen die Männer der MV Dorada dabei, die Viarsa zur Strecke zu bringen, ein Schiff, das unter uruguayischer Flagge fuhr und illegal gefangenen Seehecht im Wert von vier Millionen Dollar in den Kühlräumen gelagert hatte; das britische Patrouillenboot und andere Einheiten hetzten das Schiff so lange auf der südlichen Halbkugel herum, bis sie es schließlich vor der südafrikanischen Küste aufbringen und die Mannschaft verhaften konnten.
    Es stellte sich

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