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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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allem auf die Entscheidung der IHO zurückzuführen, viele ehemalige Rand- und Nebenmeere und große Buchten oder Golfe, die früher als eigenständige Gewässer angesehen wurden, in ihn einzuschließen. Der Golf von Mexiko beispielsweise wird heute als Teil des Atlantiks angesehen (was auch bedeutet, dass die Umweltkatastrophe, welche durch die Explosion der Ölbohrplattform von BP vor der Küste von New Orleans ausgelöst wurde, als »den Atlantik betreffendes Problem« eingestuft wird), das Karibische Meer ist heute ebenfalls Teil des Atlantiks, und das trifft auch auf die Nordsee zu, weiter auf den Ärmelkanal, auf die Bay of Fundy, auf den Golf von Sankt Lorenz bis zur Westspitze der riesigen und nur von wenigen Menschen bewohnten Anticosti Island, 27 auf die Keltische See, auf den Skagerrak (aber nicht das Kattegat) und die Bucht von Biskaya. Und auch die Vorstellung vom Golf von Guinea als einer separaten Entität ist längst aufgegeben worden. Die Trennlinie zwischen dem Nord- und dem Südatlantik verläuft heute zwischen der Stelle, an der der Äquator die brasilianische Küste schneidet, und der von der Küste der Republik Gabun aus ins Meer ragenden Landspitze namens Kap Lopez.
    In dieser ansonsten absolut geraden südlichen Grenzlinie gibt es jedoch einen ziemlich exzentrisch wirkenden »Haken«; die Linie macht einen ganz leichten Knick, um über ein winziges, mit Palmen bewachsenes Eiland namens Ilhéu das Rólas hinwegzuführen, das nur ein paar Meter von der Südspitze der gleichermaßen unbekannten Insel São Tomé entfernt liegt. Es gibt einen kartografischen Grund dafür: Rólas ist die einzige Atlantikinsel, die auf – oder mit einer Abweichung von ein paar Metern fast auf – dem Äquator liegt. Sie als »Marker« heranzuziehen, also zu einem sichtbaren Orientierungspunkt zu machen, ist in der Tat sinnvoll – man muss allerdings anmerken, dass sich die Fachleute, die 1928 die Grenzen zogen, anders als ihre Kollegen von heute generell nicht den Kopf über solche Dinge zerbrachen
    Die Ausdehnung des Atlantiks beträgt also volle 106,6 Millionen Quadratkilometer, was einem Viertel der gesamten von Wasser bedeckten Fläche auf unserem Planeten entspricht. Seine maximale Tiefe beläuft sich auf 8605 Meter – an einer Stelle vor der Küste von Puerto Rico – und sein Gesamtvolumen auf 307923430 Kubikkilometer Salzwasser.
    8. Immer breiter und weiter
    W enn man diese Geschichte um eine menschliche Dimension erweitert, stößt man auf eine letzte, aber letztlich auch bereichernde Komplikation. Errechnet man die Gesamtzahl der riesigen Scharen von Menschen, die in irgendeiner Art von kommunaler Beziehung zu diesem Meer leben, das heißt die Zahl derer, die als Vollmitglieder der Atlantic Community gelten können oder deren Existenz in irgendeiner Hinsicht vom Ozean geprägt wird, gesegnet oder beeinträchtigt ist, wird man dieser Komplikation gewahr.
    Sie entsteht durch die großen Flüsse, die in den Atlantik münden.
    Es sind sehr viele. In den Atlantik – vor allem den Atlantik in den Grenzen, wie sie in der vierten Ausgabe der IHO-Publikation festgesetzt sind – ergießen sich weit mehr Flüsse als in den Pazifik oder den Indischen Ozean. Da sind zum einen die europäischen: die Seine und die Loire, der Severn und der Shannon und sogar, da die Nordsee jetzt auch »richtig« zum Atlantik gehört, die Themse und der Rhein. Hinzu kommen der Niger, der Kunene, der Orange und das unglaublich weite Netz der vielen Ausläufer des Kongos, der von seinen in einem großen Gebiet Zentralafrikas verteilt liegenden Quellen ins Meer strömt. Dann gibt es da noch den in Peru entspringenden Amazonas, der dem Atlantik mehr Wasser zuführt und mehr Schlamm aus dem Regenwald, durch den er strömt, in ihn spült als die acht nächstgrößeren Flüsse der Welt zusammengenommen in die Meere, in die sie münden. Der Sankt-Lorenz-Strom, der seinen Ursprung in den Großen Seen hat, darf nicht unerwähnt bleiben, ebenso wenig das Mississippi-Missouri-Flusssystem, das jeden Tag unendlich viele Liter Wasser aus den Prärien und den Rocky Mountains in die jetzt offiziell zum Atlantik gehörende Bucht an seinem äußeren westlichen Rand befördert: in den Golf von Mexiko.
    Diejenigen, die das Netz des Einflusses dieses Ozeans so weit und so breit auswerfen wollen, wie es technisch überhaupt nur möglich ist, sollten also bedenken, dass dieser Einfluss nicht einfach bei Cape Race oder Heart’s Content, bei Montauk oder den

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