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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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verdatterte Stille und drehte den Pfahl rasch noch ein halbes Dutzend Mal um sich selbst, wodurch zwei weitere Pfosten aus ihren Halterungen gerissen wurden.
    Das ist gar nicht so schwer, wie es aussieht , dachte Butler, als er sich selbst auf der Großleinwand erblickte. Dieser ganze Ring ist im Grunde nichts weiter als ein umgedrehtes Zelt. Selbst ein Teenager könnte ihn einreißen, wenn er gut gefrühstückt hat .
    Er sammelte die drei Pfähle in seinem Arm und wirbelte sie geschickt umeinander, so dass der Ring immer enger wurde.
    Einige der Ninjas besaßen die Geistesgegenwart, sich in Sicherheit zu bringen, solange es noch ging, doch die meisten blieben mit offenem Mund da stehen, und ein paar, die zu träumen glaubten, setzten sich hin und schlossen die Augen.
    Butler nickte Samsonetta zu. »Raus mit Ihnen, Miss.«
    Samsonetta machte tatsächlich einen Knicks, was ganz und gar nicht zu ihrer Rolle passte, und rettete sich mit einem Hechtsprung unter dem Seil hindurch, zusammen mit einem Ninja, der intelligent genug war, eine Fluchtmöglichkeit zu ergreifen, wenn sie sich ihm bot. Der Rest der Truppe wurde immer enger zusammengedrückt, während Butler die Seile aufrollte. Bei jeder Drehung ertönte ein Ächzen − von den Seilen und von den Leuten, die darin gefangen waren. Nach und nach begriffen die Zuschauer, was da los war, und jubelten bei jeder weiteren Drehung. Etliche von ihnen brüllten gierig, Verrückter Bär solle den Ninjas die Luft aus den Lungen pressen, doch Butler begnügte sich damit, sie zusammenzuquetschen wie Passagiere in der Londoner U-Bahn zur Stoßzeit. Und sobald sie sich nicht mehr rühren konnten, schob er die ganze Bande an den Rand des Rings und versenkte den Pfahl wieder in seiner Halterung.
    »Ich gehe jetzt«, verkündete er laut. »Und ich rate euch allen zu bleiben, wo ihr seid, bis ich das Land verlassen habe. Sonst werde ich nämlich richtig böse.«
    Butler besaß zwar nicht die magische Kraft des Blicks , aber seine Stimme war auch so äußerst überzeugend.
    »Ist ja gut, Bär, jetzt lass mal locker«, sagte der einzige Ninja, der ein weißes Stirnband trug, vermutlich der Anführer. »Du gehst weit über das Skript hinaus. Max flippt bestimmt aus.«
    »Um Max kümmere ich mich schon«, erwiderte Butler. »Pass du lieber auf, dass ich mich nicht noch um dich kümmere.«
    Trotz des Stirnbands sah man deutlich, wie der Ninja die Stirn runzelte bei dem Versuch, dem Wortspiel zu folgen. Butler knirschte mit den Zähnen. Das mit den flotten Sprüchen war nicht so einfach, wie es in den Filmen immer schien.
    »Rühr dich einfach nicht von der Stelle, bis ich weg bin. Verstanden?«
    »Klar. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Ich merke es mir fürs nächste Mal.«
    Aus der Sicht eines Leibwächters waren an dieser Situation so viele Dinge falsch, dass Butler beinahe verzweifelte. Er wandte sich zu seiner Schwester.
    »Mir reicht’s. Ich muss irgendwohin, wo ich nachdenken kann. Und wo es keine bunten Trikots gibt.«
    »Okay, Dom. Mir nach.«
    Butler sprang von der Bühne. »Es wäre nett, wenn du aufhören könntest, meinen Namen überall auszuposaunen. Der ist nämlich eigentlich geheim.«
    »Aber nicht für mich. Ich bin deine Schwester.«
    »Mag sein, aber hier sind Tausende von Menschen und Dutzende von Kameras.«
    »Ich hab ja nur eine Abkürzung benutzt, nicht den ganzen Namen, Dom-o−«
    »Sei still!«, warnte Butler. »Ich meine es ernst.«
    Der Bühnenausgang war nur noch zwanzig Meter entfernt, und das vertraute Hin und Her der geschwisterlichen Neckereien wärmte Butler das Herz.
    Ich glaube, wir schaffen es , dachte er in einem seltenen Anfall von Optimismus.
    Genau in diesem Moment wurde das Bild auf der Großleinwand ersetzt durch ein riesiges Paar rotglühender Augen. Und obwohl rote Augen für gewöhnlich mit unangenehmen Dingen wie Vampiren, Chlorwasser und Bindehautentzündung in Verbindung gebracht werden, wirkten diese roten Augen ausgesprochen freundlich und vertrauenswürdig. Mehr noch: Jeder, der in die fließenden, wirbelnden Tiefen dieser Augen blickte, hatte das Gefühl, alle seine Probleme würden sich in Luft auflösen, wenn er nur tat, was der Besitzer dieser Augen ihm befahl.
    Butler bemerkte die Augen zufällig am Rande seines Gesichtsfeldes, wandte jedoch sofort den Kopf ab.
    Unterirdische Magie , erkannte er. Die ganzen Leute hier sollen mit dem Blick hypnotisiert werden .
    »Seht mir in die Augen«, ertönte eine Stimme aus

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