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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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ein schlichter Befehl, und so konnten Foaly und Orion ihn befolgen, ohne dass sie mit ihren Realitäten in Konflikt gerieten.
    Holly lebt , dachte Foaly.
    Meine Prinzessin lebt , jubilierte Orion. Und wir jagen einen Drachen .
    »Foaly«, rief er, »wir sollten wirklich nach einem verborgenen Muttermal suchen. Drachen lieben so was.«
    Artemis Fowls Gehirn, Gegenwart
    Artemis war nicht völlig verschwunden, sondern in einem kleinen virtuellen Raum in seinem eigenen Gehirn gefangen. Der Raum ähnelte seinem Büro in Fowl Manor, nur dass an der Planungswand keine Bildschirme hingen. Genau genommen, war da auch keine Wand, sondern eine Art Fenster in die Wahrnehmung seines Körpers. Er konnte sehen, was der Trottel Orion sah, und hörte die schwachsinnigen Sätze, die aus seinem Mund kamen, aber er hatte keinen Einfluss auf die Handlungen des romantischen Einfaltspinsels, der offenbar am Steuer saß − um eine Fahrzeug-Metapher zu verwenden, die Butler und Holly sicher gefallen hätte.
    In Artemis’ Zimmer befanden sich ein Schreibtisch und ein Stuhl. Er trug einen seiner leichten, maßgeschneiderten Zegna-Anzüge, und er konnte die Webstruktur sehen und das Gewicht des Stoffes spüren, als wäre er echt, aber Artemis wusste, dass all das nur Einbildungen waren, die sein Verstand konstruiert hatte, um ein wenig Ordnung in das Chaos in seinem Gehirn zu bringen.
    Er setzte sich auf den Stuhl.
    Vor ihm auf seinem »Geistesbildschirm« konnte Artemis die Geschehnisse in der wirklichen Welt verfolgen. Er zog eine Grimasse, als Orion, der Usurpator, seinen unbeholfenen Charme spielen ließ.
    Er wird meine Beziehung zu Holly restlos ruinieren , dachte er.
    Und jetzt behandelte er Foaly auch noch wie ein mythologisches Haustier.
    In einer Hinsicht hatte Orion jedoch recht. Er befand sich im zweiten Stadium des Atlantis-Komplexes, einer Geisteskrankheit, die er sich selbst zugezogen hatte, und zwar durch sein skrupelloses Spiel mit Elfenmagie in Kombination mit Schuldgefühlen.
    Und die Schuldgefühle habe ich mir auch selbst zuzuschreiben, weil ich meine Mutter einfach Opal Kobois Machenschaften ausgesetzt habe .
    Plötzlich fiel Artemis auf, dass die Zahlen nun, da er in seinem eigenen Gehirn gefangen war, keine Macht mehr über ihn hatten. Und er verspürte auch keinen Drang mehr, die Dinge auf seinem Schreibtisch zurechtzurücken.
    Ich bin frei.
    Ihm fiel ein metaphorischer Stein vom imaginären Herzen, und er hatte das Gefühl, endlich wieder er selbst zu sein. Zum ersten Mal seit Monaten war er hellwach und konzentriert. Ideen flatterten aus seinem Kopf wie Fledermäuse aus dem Eingang einer Höhle.
    So viel zu tun. So viele Projekte. Butler! Ich muss ihn finden!
    Artemis fühlte sich kraftvoll und energiegeladen. Er sprang von seinem Stuhl auf und trat an den Geistesbildschirm. Als Erstes würde er sich befreien und diesen Orion dahin zurückschicken, wo er hergekommen war. Als Nächstes würde er sich bei Foaly und Holly für sein unhöfliches Benehmen entschuldigen, und dann würde er sich um diese umprogrammierte Raumsonde kümmern. Sein Ice Cube war von dem unterirdischen Fluss in Stücke gerissen worden, aber den konnte man nachbauen. In ein paar Monaten wäre sein Projekt startklar.
    Und sobald die Gletscher gerettet wären, würde er sich vielleicht einer kleinen Regressionstherapie unterziehen, bei einem von Erdlands weniger glamourösen Therapeuten. Jedenfalls nicht bei diesem Cumulus, der mittlerweile seine eigene Talkshow hatte.
    Als Artemis bei dem Bildschirm ankam, bemerkte er, dass dieser gar nicht so fest war, wie er angenommen hatte, sondern weich und klebrig, ungefähr wie das Plasma in den Röhren von Opal Kobois Labor, durch die er damals gekrochen war. Dennoch wagte er sich vor und fand sich alsbald in einem kalten, zähen Gel wieder, das ihn mit wabbeligen Fingern zurückstieß.
    »Ich lasse mich nicht ins Bockshorn jagen«, brüllte Artemis, der erstaunt feststellte, dass man in dem Glibber brüllen konnte. »Die weite Welt braucht mich.«
    Dann stutzte er.
    Ins Bockshorn jagen? Weite Welt? Ich klinge schon wie dieser Spinner Orion.
    Dieser Gedanke gab ihm Kraft, und er zerrte an der klebrigen Masse, die ihn gefangen hielt. Es tat gut, aktiv und positiv zu sein. Er fühlte sich wieder wie der Erbe des Fowl’schen Imperiums. Er war durch nichts aufzuhalten.
    Dann bemerkte er etwas vor sich in der Luft. Funkelnd und knisternd wie eine Wunderkerze. Und da, noch mehr. Überall um ihn herum versanken

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