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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Amorphoboter, die sich zu einem großen gelartigen Klecks verschmolzen hatten, einen dicken Tentakel in das Shuttle hinab und saugten Captain Root und seine Bande mit einer schnellen Bewegung aus der Kabine wie ein Zwerg eine Schnecke aus ihrem Haus. Übrig blieben nur ein leichter Schmierfilm auf dem Boden und das Echo eines schmatzenden Rülpsers.
    »Bin ich froh, dass ich hiergeblieben bin«, sagte einer der restlichen Gefangenen, der nie unter Turnball gedient hatte. Seine sechs Jahre hatte er sich verdient, indem er erstklassige Kopien von Sammellöffeln mit bekannten Comicfiguren verkauft hatte. »Dieses Glibberzeug sieht ja eklig aus.«
    Die anderen schwiegen, denn ihnen war sofort klargeworden, welche Katastrophe sie erwartete, wenn das Glibberzeug sich von dem großen Loch in der Decke löste.
    Wie sich zeigte, trat die befürchtete Katastrophe dann doch nicht durch das Gel ein, denn im gleichen Moment, als die Amorphoboter sich aus der Öffnung zurückzogen, wurde diese von der Raumsonde ausgefüllt, die plötzlich von ihrem Kurs abgewichen war, sich in das Shuttle bohrte und es am felsigen Meeresgrund zermalmte. Dabei wurden die Insassen des Shuttles mehr oder weniger in ihre Atome zerlegt. Es sollte Monate dauern, bis Überreste von ihnen gefunden wurden, und noch sehr viel länger, bis man sie identifizieren konnte. Der Krater, der durch den Aufprall entstand, war über fünfzehn Meter tief und mindestens ebenso breit. Die Druckwelle ließ den Meeresboden erbeben, dezimierte die Umgebungsfauna und stapelte ein halbes Dutzend Rettungsshuttles aufeinander wie Ziegelsteine.
    Der riesige Amorphoklecks trug Turnball und seine Kumpane rasch von der Absturzstelle fort, indem er die Form eines riesigen Tintenfisches annahm und sogar Tentakeln ausbildete, mit denen er sich kraftvoll durch das Wasser stieß. Zwei der vier Unterirdischen im Innern des Gelkörpers waren vollkommen ruhig: Turnball strahlte förmlich, und Unix ließ sich von diesem neuesten Phänomen ebenso wenig aus der Ruhe bringen wie von allem anderen, was er in seinem langen Leben gesehen hatte. Bobb Ragby hingegen machte sich vor Angst fast in die ohnehin nicht sehr saubere Hose. Während Turnball, der die Amorphoboter herbeordert hatte, ziemlich genau wusste, was ihn erwartete, glaubte Ragby, sie wären von einem Glibbermonster verschlungen worden, das sie jetzt in seine Höhle schleppte, als Nahrungsvorrat für den langen Winter. Ching Mayle wiederum konnte die ganze Zeit über nur einen einzigen Satz denken: Es tut mir leid, dass ich die Zuckerstange gestohlen habe . Was sich vermutlich auf einen Zwischenfall bezog, der sowohl für ihn wie auch den Besitzer der Zuckerstange weitreichende Folgen gehabt haben musste.
    Turnball griff in die elektronischen Innereien des Amorphoboters und nahm eine kleine schnurlose Maske heraus, die er sich übers Gesicht legte. Es war möglich, durch das Gel zu sprechen, aber mit der Maske ging es wesentlich leichter.
    »Nun, meine treuen Freunde«, sagte er, »wir sind jetzt offiziell tot und können uns ungehindert daranmachen, die kostbarste natürliche Ressource der ZUP zu stehlen. Etwas wahrhaft Magisches.«
    Ching erwachte aus seiner Zuckerstangen-Schleife. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, stellte jedoch sehr schnell fest, dass das Gel zwar irgendwie Sauerstoff in seine Lungen gelangen ließ, das Sprechen aber deutlich erschwerte.
    Er blubberte einen Moment vor sich hin und beschloss dann, seine Frage auf später zu verschieben.
    »Ich ahne, was Sie sagen wollen, Mister Mayle«, meldete sich Turnball erneut zu Wort. »Warum in aller Welt sollten wir uns mit der ZUP anlegen? Wäre es nicht klüger, uns so weit wie möglich von der Polizei fernzuhalten?« Ein bernsteinfarbenes Lämpchen im Innern des Bots warf unheimliche Schatten auf das Gesicht des Captains. »Ich sage: nein. Ich sage: Wir greifen jetzt an und stehlen ihnen das, was wir brauchen, direkt unter der Nase weg. Und während wir dabei sind, verbreiten wir ein bisschen Chaos und Zerstörung, um unsere Spuren zu verwischen. Sie haben ja gesehen, was ich von einer Gefängniszelle aus tun kann − stellen Sie sich nur mal vor, was für mich erst in Freiheit möglich ist! Die Welt liegt uns zu Füßen!«
    Dagegen war schwerlich etwas einzuwenden, vor allem wenn der Unterirdische, der diese Dinge verkündete, die Kontrolle über diesen komischen Gelroboter hatte, der sie alle am Leben hielt, und niemand von den anderen wusste, ob er überhaupt

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