Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
Vom Netzwerk:
Rostflecken, aber der Schein trog. Hätte die Polizei nach dem Besitzer gefahndet, hätte sie ihr Weg zu einem verfallenden Haus in Richmond geführt, und der Motor hatte deutlich mehr PS als jener, mit dem der Taurus serienmäßig ausgestattet war.
    Das Auto stammte aus dem Wagenpark der CIA. Harper hatte es für ihre nicht autorisierte Aktion besorgt, was für ihn nicht ohne Risiko war. Aber Kharmai hoffte, dass die Geschichte nicht auffliegen würde. Mit etwas Glück würde der Wagen vor Arbeitsbeginn wieder an seinem alten Platz stehen.
Sie ließ das Fenster ein Stück herab und schaute auf die Uhr des Armaturenbretts, um sich zu vergewissern, wie viel Zeit ihnen bis Sonnenaufgang blieb. Bestimmt drei Stunden, und wenn alles nach Plan lief, musste das allemal reichen. Doch davon konnte man nicht ausgehen.
    Seit sie losgefahren waren, hatte Kealey noch einmal seine Ausrüstung überprüft und ihr den Weg beschrieben. Sie brauchte seine Hilfe nicht, war aber zu sehr mit eigenen Gedanken beschäftigt, um ihn darauf hinzuweisen. Ihre Nervosität ärgerte sie. Eben, in dem warmen, hell erleuchteten Hotelzimmer, beim Studium der Grundrisse und Pläne, hatte sie sich noch gut gefühlt, doch das war etwas anderes. Jetzt wurde es ernst, und zum ersten Mal war ihr wirklich bewusst, wie viel sie riskierte. Wenn etwas schieflief, war ihre Karriere bei der CIA mit fast hundertprozentiger Sicherheit beendet. Bei dem Gedanken wurde ihr ganz anders zumute, aber sie schüttelte unbewusst den Kopf und verdrängte ihn. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen und war von ihrer Richtigkeit überzeugt. Jetzt würde sie dazu stehen, wie immer die Konsequenzen aussehen mochten.
    Bevor Kealey ihr wieder eine Anweisung geben konnte, bog sie in die Reservoir Road ab, und nach ein paar Minuten hatten sie den Vorort Senate Heights erreicht. Sie parkte am Straßenrand und schaltete die Scheinwerfer aus. In dem Wagen war es völlig dunkel, denn Kealey hatte die Birne für die Innenbeleuchtung vorsorglich herausgeschraubt.
    Er stieg sofort aus und schob sich den Kopfhörer ins Ohr. Sie hatten noch Zeit gefunden, die Funkgeräte zu testen. Kharmai war auf der Pennsylvania Avenue in Richtung Osten gefahren, wobei sie in regelmäßigen Abständen über Funk Kontakt zu Kealey aufgenommen hatte, der in seinem Hotelzimmer geblieben
war. Das Motorola XTS 2500 nutzte denselben Hochfrequenzbereich wie Fernseh- und UKW-Stationen, und obwohl sie ein gutes Stück fuhr, ließ die Tonqualität kaum nach. Sie hatte die Funkgeräte selbst programmiert und war sich sicher, dass sie erwartungsgemäß funktionieren würden.
    Als sie gerade ihren eigenen Kopfhörer justierte, drehte sich Kealey noch einmal zu ihr um. Sie schaute ihn an und widerstand dem Verlangen, seinem Blick auszuweichen.
    »Falls du es dir anders überlegt hast, ist das jetzt die letzte Chance, Naomi. Bist du sicher, dass du die Sache durchziehen willst?«
    Sie war verärgert, dass er es für notwendig hielt, ihre Entschlossenheit erneut in Frage zu stellen, ließ es sich aber nicht anmerken. »Ich bin sicher. Nur …«
    »Ja.«
    »Pass einfach gut auf dich auf.«
    Er nickte und schloss leise die Wagentür. Kharmai blickte ihm nach, als er mit den Händen in den Hosentaschen die dunkle Straße hinabging, und irgendwann hatte ihn die Finsternis verschluckt. Sie ließ den Motor an und fuhr weiter.
     
    Die deutsche Botschaft, entworfen von dem berühmten Architekten Egon Eiermann, lag weit entfernt von der lärmenden Innenstadt Washingtons. Das helle fünfstöckige Gebäude mit den großen Glasfronten, den hölzernen Sonnenblenden und den schlanken Stahlträgern war ästhetisch beeindruckend und von einem neun Morgen großen, kaum bezahlbaren Grundstück umgeben, auf dem nur hier und da eine vereinzelte Pappel oder Eiche stand. Gerade das beunruhigte Kealey, als er nach rechts in die Foxhall Road abbog und ihr nach Norden folgte. Das Grundstück der Botschaft grenzte direkt an die Straße. Auf
dem Rasen stand hier und da eine Laterne, doch das schlanke Gebäude zeichnete sich nur schwach vor dem bläulich schwarzen Nachthimmel ab. Um sein Ziel zu erreichen, musste er eine weitläufige offene Fläche überqueren.
    Er justierte die Gurte seines Rucksacks und ging weiter. Ein Auto fuhr vorbei, gefolgt von einem Streifenwagen der Washingtoner Polizei. Er zeigte keine Reaktion, doch als der Streifenwagen verschwunden war, seufzte er erleichtert. Mit den dunklen Kleidungsstücken und dem Rucksack konnte

Weitere Kostenlose Bücher