Der Attentäter - The Assassin
unterstützt.«
Kealey blickte von den Fotos auf. »Ich glaube nicht, dass es dieselbe Person ist. Etwas Besseres haben wir nicht?«
Harper trank einen Schluck Kaffee. »Nun, einige unserer Analysten tippen auf Nouri Hussein. Aber das tun sie eigentlich immer, wenn so ein Foto auftaucht.«
»Nouri Hussein?«, fragte Kharmai. »Sie meinen nicht, sie ist …«
»Genau, Saddams Tochter. Die vierte.«
Kharmai war unübersehbar erstaunt. »Ich dachte, sie wäre ein Mythos.«
»Ist sie auch«, sagte Kealey verächtlich. »Ihre Existenz wird nur in einem einzigen Dokument erwähnt.«
»In was für einem?«
»In einem Brief«, antwortete er. »Gefunden wurde er 2003 in einem Haus in Tikrit, handgetippt und gerichtet an ›Nouri, meine älteste und liebste Tochter‹. Der Brief ist unterschrieben, angeblich von Saddam. Die herangezogenen Graphologen sind zu keinem definitiven Ergebnis gelangt, ob es seine Handschrift ist.«
»Wie sieht’s mit Fotos aus?«
»Bis jetzt sind keine bekannt«, antwortete Harper. »Der Brief ist der einzige Hinweis auf ihre Existenz.«
»Und er ist kein Beweis«, sagte Kealey gereizt. »Glauben Sie’s mir, Sie müssen diesen Analysten mal richtig die Flügel stutzen. Sie lassen ihrer Fantasie die Zügel schießen. Nouri Hussein existiert nicht, und der Name lenkt sie nur von der Suche nach verwertbaren Spuren ab.«
»Vielleicht haben Sie recht«, konzedierte Harper. »Aber es spielt im Moment eigentlich keine Rolle. Tatsache ist, wir haben keine Ahnung, wer diese Frau ist, aber wenn wir Vanderveen finden, schnappen wir sie auch. Bis dahin kann es nicht unsere Priorität sein, ihren Namen herauszufinden.« Er schwieg kurz und fuhr dann fort. »Aber ich habe noch eine Information, die Sie interessant finden könnten.«
Das war der Moment, auf den Kealey gewartet hatte. Er rutschte auf die Stuhlkante. »Geht es um den iranischen Informanten?«
»Genau. Er heißt Hakim Ghasem Rudaki und stammt aus Teheran. Einundvierzig Jahre, Universitätsabschluss in Harvard, später Gastprofessor an der Columbia University. Außerdem engagiert er sich stark beim National Iranian American
Council in New York.« Er schwieg kurz. »Rudaki trat vor einigen Monaten an das FBI heran, wo man beschloss, ihn anzuhören. Zuerst lieferte er ein paar nicht besonders wichtige Informationen, aber da alles stimmte, schenkte man ihm mehr Aufmerksamkeit.«
»Woher wissen Sie das?«
»Einer der Mitarbeiter des New Yorker FBI-Büros wollte nicht glauben, was Rudaki behauptete, also hat er allen die Ohren vollgejammert. Gestern Abend hat er seinem ehemaligen Vorgesetzten im FBI-Büro von Los Angeles sein Herz ausgeschüttet.« Harper lächelte. »Meinem alten Zimmergenossen aus Collegetagen.«
»Und wer vom New Yorker FBI ist für Rudaki zuständig?«, fragte Kharmai.
»Seit Ende August hatte er nur eine Ansprechpartnerin«, sagte Harper grimmig. »Spezialagentin Samantha Crane.«
Kealey sprang auf und fluchte so laut, dass Kharmai zusammenzuckte. »Die Schlampe . Ich wusste es. Mir war klar, dass mit ihr was nicht stimmt … Sie kooperiert mit Vanderveen. Es muss so sein.«
Harper nickte bedächtig. »Ich weiß, dass es so aussieht, aber wir müssen uns vor vorschnellen Schlüssen hüten. Wir sollten in Ruhe darüber nachdenken und dann entscheiden, wie es weitergeht.« Er zeigte auf Kealeys Sessel. »Los, setzen Sie sich wieder.«
Kealey gehorchte und schwieg, aber an seiner wütenden Miene änderte sich nichts.
Schließlich sprach Kharmai weiter. »Rudaki ist doch der Mann, der den Bombenanschlag im Babylon Hotel vorhergesagt hat, oder?«
»So stimmt das nicht«, antwortete Harper. »Er hat einen
Mordanschlag auf Nuri al-Maliki vorhergesagt, sich aber geirrt, was den Ort und die Zeit anging. Im Fall Tabrizi war es genauso.«
»Na, so was«, bemerkte Kealey sarkastisch. »Er kannte die Opfer, wusste sonst aber nichts. Ich glaube nichts davon, habe es nie getan.«
»Ich auch nicht«, stimmte Kharmai zu.
»Damit wären wir dann drei«, sagte Harper. »Rudaki hat sehr schnell die iranische Regierung wegen des Anschlags auf das Babylon Hotel und des Mordes an Tabrizi angeschwärzt. Ein bisschen zu schnell, wenn Sie mich fragen.«
»Wo bekommt Rudaki seine Informationen her?«, fragte Kealey.
»Reza Bagheri, der iranische Minister, ist sein Cousin, und laut Rudaki ist der unzufrieden mit der Handlungsweise seiner Regierung. Bagheri glaubt, dass Ahmadinedschad einen Fehler macht, wenn er die amerikanische
Weitere Kostenlose Bücher