Der Attentäter - The Assassin
Politik im Irak zu unterminieren versucht, und er macht sich Sorgen, wir könnten im Iran einmarschieren, wenn die wahre Rolle des Regimes bei der Ermordung Tabrizis ans Licht kommt. Und da er natürlich nicht direkt mit uns reden kann, benutzt er Rudaki als Sprachrohr.«
»Das ist eine Lüge«, sagte Kealey wie aus der Pistole geschossen. »Ich glaube kein Wort davon.«
Harper nickte bedächtig und schaute ihn über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an. »Wegen Crane.«
»Genau.« Kealey blickte auf seine Hände, die er unbewusst zu Fäusten geballt hatte, und versuchte, sich mit ein paar tiefen Atemzügen zu beruhigen. »Ford hat Crane erzählt, dass ich in Alexandria den Laptop eingesteckt habe. Das wissen wir mit Sicherheit, und damit stellt sich die auf der Hand liegende Frage, welche Informationen sie noch weitergegeben hat.«
Harper lehnte sich zurück und starrte nachdenklich in seine Tasse. »Ford wusste von dem Einbruch in die Botschaft und damit auch von Rühmann. Sie hätte Crane erzählen können, wo er sich aufhielt, welchen Namen er benutzte … alles.«
»Genau, alles«, sagte Kealey. »Und was hat Crane getan, als sie die Informationen hatte? Sie an Vanderveen weitergegeben.« Er schwieg, damit auch die anderen beiden zu der logischen Schlussfolgerung gelangten. »Wie sonst hätte er wissen können, dass wir dort auftauchen würden?«
Eine Weile herrschte Schweigen. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als plötzlich das Telefon klingelte. Harper ging zum Schreibtisch und nahm den Hörer ab. »Harper.«
Er lauschte eine Weile, stellte ein paar Fragen und legte schließlich auf. Kealey und Kharmai hatten mitbekommen, dass es wichtig war, und warteten auf Harpers Erklärung.
»Unseren Leuten in Montreal ist es gelungen, den Eigentümer des Lake-Forest-Lagerplatzes zu finden, einen Mann namens Liman. Er erinnert sich an eine Lieferung an Rühmanns Container. Das war vor etwa einem halben Jahr. Bis dahin, sagt er, war der Container leer.«
»Weiß er, was angeliefert wurde?«, fragte Kharmai.
»Nein, aber er glaubt sich an die Form und die ungefähren Ausmaße zu erinnern. Er hat eine Zeichnung gemacht, die mir gefaxt wird.«
»Sie sind noch vor Ort und beobachten die Lage?«, fragte Kealey.
»Ja. Bis jetzt ist nichts passiert.«
»Okay.« Er lehnte sich zurück und versuchte, seine Wut zu überwinden. Er hatte keine Ahnung, warum Samantha Crane das FBI und ihr Land verriet, aber ihm blieb keine Zeit, jetzt
darüber nachzudenken. Stattdessen konzentrierte er sich auf Thomas Rühmann, insbesondere auf die Frage, was der österreichische Waffenhändler in dem Container auf dem Lagerplatz deponiert hatte.
»Wann haben wir seinerzeit zuerst von Rühmann erfahren?«, fragte er Harper. »Ich meine, weshalb wurde er für Langley interessant?«
»Wegen der Geschichte in Al Qaqaa«, antwortete Kharmai, Harper zuvorkommend. »Erinnerst du dich nicht? Er wurde verdächtigt, im Jahr 2003 den Diebstahl von Sprengstoff in die Wege geleitet zu haben.«
»Ach ja, stimmt«, murmelte Kealey. »Was wurde noch mal gestohlen?«
»Dreihundertachtzig Tonnen HMX und RDX.« Kharmai zuckte die Achseln. »Normaler Sprengstoff, nichts Besonderes, wenn man von der unglaublichen Menge absieht. In der Presse hat es natürlich reichlich Spekulationen gegeben. Man glaubte, es hätte noch etwas anderes in dem Gebäude gelagert sein können, aber wenn es so war, kam es nie heraus.«
Während Kealey noch über ihre Worte nachdachte, begann das Faxgerät zu surren. Harper nahm zwei Blätter heraus und studierte sie schnell.
»Mir sagt das nicht viel«, bemerkte er, während er Kealey das zweite Blatt reichte, damit dieser die Zeichnung betrachten konnte.
Kharmai stand hinter seinem Sessel und blickte ihm über die Schulter. Die Zeichnung war einigermaßen unbeholfen, schien aber einen großen, an einem Ende konisch geformten Zylinder darzustellen. Kealey fühlte sich an irgendetwas erinnert, kam aber nicht darauf.
Unterdessen hatte Harper das Deckblatt gelesen. »Der Eigentümer
behauptet, das Ding sei ungefähr gut drei Meter lang und knapp anderthalb Meter hoch gewesen.«
Plötzlich bekam Kealey ein flaues Gefühl im Magen. »Welche Farbe?«
Harper überflog noch einmal den Text. »Dunkelgrün.«
»Scheiße.« Kealey schüttelte ungläubig den Kopf. »Also militärischer Herkunft. Ich glaube, ich weiß, was es ist.«
Harper erstarrte und blickte von dem Deckblatt auf. »Nun?«
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Washington, D.
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