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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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wie hinter ihm ein weiterer Wachtposten auftauchte. Dann wurde die Tür geschlossen, und er war mit den drei Irakern allein.
    Der ihm gegenübersitzende Mann bedachte Kealey erneut mit einem Lächeln, das jegliche Wärme vermissen ließ. »Sie haben einen weiten Weg hinter sich. Würden Sie gern etwas trinken? Oder essen?«
    Kealey wusste, dass man eine ablehnende Antwort als Beleidigung auffassen würde, und er hatte nicht vor, die Männer jetzt schon gegen sich aufzubringen. »Nur ein Glas Wasser.«
    Der Wachtposten hinter ihm wurde losgeschickt. Erneut öffnete und schloss sich die Tür. Kealey blieb ein Moment, um seinen Gastgeber zu studieren.
    Für die amerikanischen Geheimdienste war Arshad Abdul Kassem ein unbeschriebenes Blatt. Selbst sein Alter war unbekannt, auch wenn der Offizier, der Kealey in Bagdad informiert hatte, vermutete, dass er wahrscheinlich zwischen fünfundvierzig und fünfzig war. Diese Vermutung beruhte auf der Tatsache, dass Kassem während der ersten Jahre des iranisch-irakischen Krieges als Hauptmann bei der Republikanischen Garde gedient hatte, und später, während der Monate vor dem Golfkrieg, als Brigadegeneral. Als die Amerikaner im Jahr 2003 erneut in den Irak einmarschierten, hatte Kassem sich mit den Invasoren geeinigt und seine Panzerbrigade vor Kerbela kapitulieren lassen. Nach mehreren Monaten in amerikanischem Gewahrsam wurde ihm in aller Stille ein Angebot seitens der CIA unterbreitet.
    Beim Sturz des Baath-Regimes - so zumindest die offizielle
Version der Amerikaner - hatte es der ehemalige Offizier mit knapper Not geschafft, dem Schicksal seines Parteiführers zu entgehen. Tatsächlich hatte sein Name nie auf einer Fahndungsliste gestanden, weil die CIA auf Männer wie Kassem angewiesen war - auf wichtige Stützen des gestürzten Regimes, die über die richtigen Verbindungen verfügten. Es kotzte Kealey an, mit Männern Geschäfte machen zu müssen, die aller Wahrscheinlichkeit nach unter Saddam unaussprechliche Verbrechen begangen hatten. Unglücklicherweise fand man aber kaum ehemals hohe Tiere mit sauberen Händen, speziell nicht in diesem Teil der Welt.
    »Also …« Kassem ließ das Wort in der Luft hängen. Seine nervösen Handbewegungen auf der Tischplatte erinnerten an die eines Hütchenspielers in der Fußgängerzone einer Großstadt. »Ich denke, Sie haben etwas für mich.«
    »Ja.« Er machte sich nicht die Mühe, auf den Rucksack hinabzublicken. »Aber bevor wir dazu kommen, muss ich ein paar Fragen stellen.«
    Kassems breites Grinsen entblößte gelbe, unregelmäßige Zähne. Er spreizte die Arme. »Aber natürlich. Ein Mann muss sein Geld verdienen. Was wollen Sie wissen?«
    Kealey blickte ihm mit unbewegter Miene in die Augen. Der alles entscheidende Moment stand unmittelbar bevor. Noch immer konnte er kehrtmachen, zu Owen und den anderen zurückkehren und später erzählen, was man erwartete … Doch damit wäre alles wie zuvor, er hätte keinen Schritt nach vorn gemacht.
    »Ich möchte, dass Sie mir etwas über das Babylon Hotel erzählen.«
    Plötzlich löste sich das Grinsen des Irakers auf, seine Miene wirkte misstrauisch. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«

    Kealey lehnte sich kopfschüttelnd zurück, weiter seinen Gastgeber fixierend. »Das sehe ich anders, aber wir können später darauf zurückkommen. Lassen Sie uns so beginnen. Wer würde Ihrer Meinung nach von al-Malikis Tod profitieren?«
    »Wenn ich die Namen aufzählen würde, hätten wir eine lange Liste, mein Freund.«
    »Schon klar. Ich hatte gehofft, sie könnten den Kandidatenkreis etwas eingrenzen.«
    Kassem ließ sich mit seiner Antwort jede Menge Zeit, doch schließlich gewann seine Neugier die Oberhand. »Und wie kommen Sie darauf, dass ich dazu in der Lage wäre?«
    »Weil die realistische Möglichkeit besteht, dass Leute für den Anschlag verantwortlich sind, für die Sie früher gearbeitet haben«, antwortete Kealey. »Und weil wir Sie dafür bezahlen, dass Sie auf dem Laufenden sind.«
    Kassem schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich kenne sehr viele Leute. Einige von ihnen -sogar die meisten - sind Gegner des amerikanischen Besatzungsregimes. So viel ist richtig, aber ich werde nicht dafür bezahlt, meine Landsleute auszuspionieren. Ich habe nie zugestimmt, dergleichen zu tun, und würde es nie tun, wie viel Geld Sie mir auch versprechen.«
    »Das stellt mich nicht zufrieden.« Kealey beschloss, mehr Druck zu machen. »Wenn Sie nicht mehr zu bieten haben als dieses Gerede,

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