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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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unerträglich. Kealey nahm alles mit verstärkter Intensität wahr, den Hass in Kassems Blick, die in dem trüben Licht tanzenden Staubpartikel, das nervöse Zucken des Wachtpostens vor ihm.
    Kassem starrte ihn erwartungsvoll an. »Ich will mein Geld.«
    Kealey schüttelte den Kopf. »Wir sind noch nicht fertig.« Unter den Augen des Wachtpostens zog er langsam einen dünnen Schnellhefter aus dem Rucksack zu seinen Füßen. Zugleich vergewisserte er sich, ob das Funkgerät eingeschaltet war. Dann warf er den Schnellhefter auf den Tisch. »Das ist eine Liste von Überweisungen, Kassem. Von Überweisungen auf Ihr Konto bei der Allied Bank in Beirut. Sieht so aus, als müssten Sie heutzutage nicht am Hungertuch nagen. Konten in Luxemburg und auf den Niederländischen Antillen. Wie viel ist es insgesamt, was meinen Sie? Fünf, sechs Millionen Dollar?« Kealeys Gesichtsausdruck wurde hart. »Sechs Millionen . Wo zum Teufel kommt das ganze Geld her? Von uns haben Sie im Verlauf der letzten zwei Jahre siebenhunderttausend bekommen.«
    »Das geht Sie nichts an. Eine andere Geschäftsbeziehung … ein anderer Geschäftspartner.«
    »Tatsächlich?« Kealeys Miene machte klar, was er von der
Erklärung hielt. »Wie denkt dieser ›Geschäftspartner‹ denn über Ihre Zusammenarbeit mit der CIA?«
    Der Iraker grinste. Diese Reaktion überraschte Kealey. In diesem Moment piepte sein Funkgerät zweimal.
    Kassem schien es nicht bemerkt zu haben. »Sie hätten nicht herkommen sollen«, sagte er leise. Er spreizte die Hände und warf Kealey einen harten Blick zu. »Eigentlich hätte alles ganz einfach sein können. Sie haben keine Ahnung, in was Sie sich da hineinmanövrieren. Also, her mit dem Geld. Und dann verschwinden Sie aus meiner Stadt.«
    Kealey hielt seinem kalten, unnachgiebigen Blick für einen langen Moment stand. Dann griff er nach dem Rucksack, ohne den sunnitischen Warlord aus dem Auge zu lassen.
     
    Jetzt beobachtete Walland die Wachtposten mit größerem Interesse. Je länger er dem Gespräch zwischen Kealey und Kassem lauschte, desto eher konnte er sich die beiden Männer vor dem Haus als potenzielle Ziele vorstellen. Er wusste nicht, was Kealey vorhatte, doch eines wurde immer klarer: Arshad Kassem scherte sich keinen Deut um die Interessen der USA.
    Das war das Risiko, das sie eingehen mussten. Wenn man in einem Land wie dem Irak überhaupt etwas in Bewegung setzen wollte, war ein Geheimdienst wie die CIA gezwungen, mit einigen der übelsten Subjekte auf diesem Erdball zusammenzuarbeiten. Nicht alle dieser Partnerschaften waren erfolgreich, doch Walland wusste, dass dieses Treffen nicht unbedingt ein böses Ende nehmen musste. Es reichte, wenn Kealey die Klappe hielt und den Mann bezahlte. Sie konnten ja berichten, was mit Kassem los war, und dann … Nun, das war eigentlich egal. Solche Entscheidungen wurden von jemandem sehr viel weiter oben in der Hierarchie getroffen.

    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne war kaum aufgegangen, aber die Temperatur stieg schon sprunghaft an. Sein Blick fiel auf den Kühlbehälter, und er erinnerte sich an Kealeys Worte. Ich gehe nur eine Flasche Wasser holen. Warte auf mich.
    Walland beugte sich vor und öffnete den Deckel. Was er sah, ließ ihn erstarren.
    Von Getränken war nichts zu sehen, dafür jede Menge Geld, ordentlich aufgestapelte, in Plastikfolie verpackte Hundert-Dollar-Scheine. Walland hatte keine Ahnung, wie viel es war, doch er wusste genau, wo es sich eigentlich befinden sollte. Und jetzt wusste er auch, was Kealey vorhatte.
    Er griff nach dem Funkgerät und drückte auf den Knopf. »Ich glaube, wir haben ein ernsthaftes Problem, Colonel.«
     
    Der Wachtposten, den Kassem losgeschickt hatte, um Wasser zu holen, war nie zurückgekommen. Kealey hatte keine Ahnung, wie viele Männer vor der Tür warteten. Er wusste nicht, wie Owen reagieren würde. Und auch nicht, ob sein hastig auf den letzten Drücker erdachter Plan überhaupt eine Chance hatte, wunschgemäß zu funktionieren. Irgendwie bezweifelte er es, doch er hatte inzwischen einen Punkt erreicht, wo es ihm schon egal war.
    Seine nächsten Bewegungen führte er eher unbewusst aus, mit einer fast mechanischen Präzision. Er griff nach dem Rucksack, schob eine Hand hinein, legte einen Schalter um, und warf ihn auf den Tisch, in Gedanken die Sekunden zählend. Zugleich fuhr seine Linke zur Unterseite seines T-Shirts. Kassem zog den Rucksack zu sich heran, ohne Kealey dabei aus dem Blick zu

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