Der Attentäter - The Assassin
Waffe und zielte auf ihren Rücken, überlegte es sich dann aber anders. Aus irgendeinem Grund brachte er es nicht über sich, sie zu erschießen. Wenn er noch dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er gelacht, denn irgendwie erschien es ihm seltsam und unverständlich, dass er jedes Interesse verloren hatte, den Job zu beenden. Er atmete ein, sog aber nur Blut in seine Lungen. Unglaublich, es war alles zu Ende. Für einen Moment fragte er sich, ob er die Bombe doch noch hochgehen lassen konnte, wenn er durch das Dach des Isuzu feuerte. Es würde nicht funktionieren, nicht auf diese Entfernung. Trotzdem, er konnte es versuchen …
Oder Kealey erschießen.
Es war eine schwierige Entscheidung, und ihm blieb nicht viel Zeit. Wahrscheinlich war Kealey in unmittelbarer Nähe und pirschte um den Mercury herum. Es wäre ihm sehr viel lieber gewesen, die Bombe zu zünden und jedes Gebäude in der Umgebung zu zerstören, doch sein bereits durch die abgeschnittene Sauerstoffzufuhr geschwächtes Gehirn sagte ihm, dass es unrealistisch war. Und damit blieb nur eine Möglichkeit.
Obwohl er sich nicht mehr auf dem rechten Arm abstützen konnte, schaffte er es irgendwie, auf die Knie zu kommen, wobei
er sorgfältig darauf achtete, den Kopf hinter der Motorhaube zu behalten. Es war ungewohnt, mit links ein Gefühl für die Waffe zu entwickeln, und die Finsternis drohte ihn bereits zu übermannen. Es blieb keine Zeit mehr. Normalerweise musste man vor einem Schuss tief durchatmen, doch es war nicht mehr möglich.
Und dann war alles vorbei.
Kealey stürmte vorwärts, innerlich mit der Frage ringend, ob er Vanderveen erledigen oder Naomi helfen sollte, die mit vor das Gesicht geschlagenen, blutverschmierten Händen davontaumelte. Als sie die Autos an der Ampel der 48th Street erreichte, kamen ein paar Leute hinter ihren Fahrzeugen hervor, um sie in Sicherheit zu bringen. Eigentlich hätte ihn der Anblick beruhigen müssen, aber er wusste nicht, wie schwer Vanderveen sie verletzt hatte. Es bestand die Gefahr, dass sie verblutete. Doch obwohl er sich nichts mehr wünschte, als ihr zu helfen, zog ihn der Mercury magnetisch an. Vanderveen hatte ihm so viel genommen, und es war möglich, dass auch Naomi nicht durchkommen würde.
Die Vorstellung, sie zu verlieren, war unerträglich, aber er versuchte, sie zu verdrängen. Er hatte etwas begonnen und musste es jetzt beenden. Ihm war klar, dass er Vanderveens Arm ein zweites Mal getroffen hatte, aber die vermutlich tödliche Kugel musste dieser Unbekannte zu seiner Rechten abgefeuert haben. Der Mann, der ihn jetzt anbrüllte, er solle die Waffe fallen lassen. Er ignorierte es, nur noch von dem brennenden Verlangen getrieben, Vanderveen den qualvollen Tod erleiden zu lassen, den wegen ihm so viele andere erlitten hatten.
Er ging um das Auto herum, mit gezückter Waffe, um den Job zu beenden, doch in diesem Augenblick tauchte plötzlich
Vanderveen hinter der Motorhaube auf, seinerseits eine Pistole auf ihn richtend. Durch die unerwartete Bewegung irritiert, konnte er nicht genau zielen. Seine erste Kugel verfehlte Vanderveens Kopf um ein paar Zentimeter, und der drückte ebenfalls ab. Kealey spürte etwas in seinen Arm schlagen, direkt über dem Ellbogen, aber er drückte sofort wieder ab. Diesmal traf er, in den Kopf, und unmittelbar darauf wurde der stürzende Körper von mehreren Kugeln durchsiebt, die der Mann hinter dem RAV4 abgefeuert hatte. Vanderveen prallte gegen die Vorderseite des Mercury und stürzte zu Boden, wo er reglos liegen blieb.
Auf einer rationalen Ebene war Kealey klar, dass er tot sein musste, und doch schien ein Teil seines Gehirns es noch nicht registriert zu haben. Er feuerte weiter, bis das Magazin leer war, und selbst danach drückte er immer weiter auf den Abzug, aus vollem Hals schreiend. Er wusste nicht, was er wem zurief, aber es spielte keine Rolle mehr. Will Vanderveen war tot, doch es gab keinen Grund zum Feiern. Er hätte alles darum gegeben, die Uhr ein paar Minuten zurückstellen zu können. Um Naomi zu retten, hätte er Vanderveen am Leben gelassen. Jetzt war es zu spät dafür.
Zu spät für vieles.
Zu seiner Rechten nahm er plötzlich eine Bewegung wahr, und er sah, dass der Unbekannte hinter dem RAV4 aufgetaucht war und auf ihn zukam. Er richtete die Waffe auf seine Brust, sagte etwas Unverständliches und gab mit einer Bewegung seines linken Arms zu verstehen, er solle die Pistole fallen lassen. Nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte,
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