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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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dass wir ihn …«
    »Kann ich dir im Moment nicht erklären. Gib einfach Gas.« Kealey musste darum kämpfen, die Ruhe zu bewahren, doch als Owen nicht sofort antwortete, fixierte er ihn mit einem aggressiven Blick. »Worauf wartest du, Paul? Fahr los!«
    Owen wirkte konsterniert, offenbar wegen Kealeys Blick, doch er fuhr los. Der Pick-up beschleunigte rasant, und die anderen Fahrzeuge folgten in Richtung Bahnhof. Owen forderte aus den anderen Autos einen Lagebericht an und seufzte erleichtert, als er hörte, dass keine Verluste zu beklagen waren. Dann gab er auf dem SINCGARS-Funkgerät am Armaturenbrett die von den Piloten der CIA benutzte Frequenz ein und drehte sich mit einem zornigen Blick zu Kealey um.
    »Ich hoffe, du hast einen verdammt guten Grund für diese Extratour«, sagte er laut und mit einem aggressiven Unterton. »Und du schuldest mir in jedem Fall eine Erklärung.«

    »Ich weiß.« Als Kealey auf den bewusstlosen Kassem blickte, fühlte er sich auf eine seltsame Weise benommen. »Du bekommst eine, versprochen. Aber jetzt zählt nur, dass wir Land gewinnen.«

7
    Syrien
    Das Licht der untergehenden Sonne tauchte die karge Landschaft in rötliches Licht, das auch die Kalksteinhügel um die Totenstädte der Byzantiner und den Gipfel des Talat Musa an der libanesischen Grenze erfasste. Weit im Norden wanderte ein schlanker Mann von sechsundzwanzig Jahren an der Zitadelle von Aleppo vorbei, umgeben von Menschen, die keine Notiz von ihm nahmen, die ihm aber auch nichts mehr bedeuteten. Wie üblich waren sie ganz von ihren alltäglichen Sorgen und Geschäften in Anspruch genommen. Hätten sie dem jungen Mann einen zweiten Blick geschenkt, wäre es ihnen so vorgekommen, als hätte er sehr viel Zeit und kein Ziel. Diese Annahme wäre jedoch irrig gewesen.
    Seit dem Fall des Baath-Regimes war Raschid Amin al-Umari ein Getriebener - getrieben von seinem Hass. Das war in dieser von politischen Turbulenzen heimgesuchten Region nichts Ungewöhnliches, obwohl ein Hass solchen Ausmaßes, wie ihn der junge Mann empfand, selten durch nur ein Ereignis ausgelöst wird. Trotz seiner Jugend hatte al-Umari häufig das Gefühl, sich auf nichts mehr freuen zu können. Für ihn zählten nur noch Erinnerungen, Erinnerungen an die guten Jahre, die er erlebt hatte, bevor eine amerikanische Bombe sein Leben zerstörte.
    An diesen Tag erinnerte er sich mit einer Deutlichkeit, die nur das Leiden hervorbringt. Das Pentagon hatte natürlich von
einem bedauerlichen Versehen gesprochen. Monate später hatten namentlich nicht genannte Offizielle der amerikanischen Regierung in einer Stellungnahme im Zusammenhang mit dem Tod seiner Mutter und Schwester von unvermeidlichen »Kollateralschäden« gesprochen, wo doch selbst für den gefühllosesten Beobachter klar sein musste, dass sie völlig unschuldig waren. Im Falle seines Vaters dagegen musste selbst Raschid eingestehen, dass dieser aufgrund seiner Aktivitäten ein lohnendes Angriffsziel gewesen war. Unter den Trümmern waren nur so wenige sterbliche Überreste von Karim al-Umari gefunden worden, dass der Sarg fast leer blieb, aber seine Legende lebte weiter.
    Karim al-Umaris Aufstieg zur Macht hatte schon begonnen, bevor sein Sohn Raschid alt genug war, um die außergewöhnliche Karriere seines Vaters zu würdigen. In späteren Jahren äußerte sich der ältere al-Umari seinem Sohn gegenüber kaum über seine Geschäfte oder politischen Aktivitäten, doch dem mit einer natürlichen Intelligenz ausgestatteten Raschid fiel es nicht schwer, die Teile des Puzzles zusammenzusetzen. Er konnte Kleinigkeiten deuten, schnappte halblaute Gespräche auf. Im Jahr 1988 war Karim al-Umari eine bekannte und gefürchtete Führungspersönlichkeit der Baath-Partei. Beigetragen zu seinem Aufstieg hatten das Vermögen, das er mit seinem Bauimperium gemacht hatte, und seine persönlichen Beziehungen zum Parteiführer selbst, der ihm schon in den späten Siebzigerjahren, als er den alternden Achmed Hassan al-Bakr abgelöst hatte, etliche lukrative Aufträge zugeschanzt hatte. Wenn es um Bauvorhaben in der Hauptstadt ging, schien die Partei nie knapp bei Kasse zu sein; selbst der lange und teure Krieg gegen den Iran änderte nichts an der Bereitschaft des Regimes, das Geld der Bürger mit vollen Händen aus dem
Fenster zu werfen. Mit jedem neuen Regierungsgebäude in Bagdad wuchs das Vermögen der al-Umaris.
    Doch erst im Jahr 1985 erhielt Karim al-Umari einen Posten, der ihm auch politischen Einfluss

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