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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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hatte er das bis zu diesem Nachmittag geglaubt, als al-Umari nach drei Tagen zum ersten Mal das Hotel verlassen hatte. Er hatte in die Sonne geblinzelt wie ein Tier nach einem langen Winterschlaf und sich aufgemacht, um die Stadt zu erkunden.
    Zuerst hatte er sich geärgert über die Unwilligkeit des Irakers, simplen Instruktionen zu folgen, doch im Nachhinein fand er, dass die Dinge eine positive Wendung genommen hatten. In der Nähe des Hotels gab es zu viele Orte, wo sich
dem Westen gegenüber loyale Sicherheitskräfte verschanzt haben konnten. Falls es so war, wäre selbst sein geübter Blick möglicherweise nicht in der Lage gewesen, sie zu entdecken. War al-Umari dagegen in Bewegung, war ein Beobachter genötigt, sich zu zeigen, wodurch er deutlich im Nachteil war. Doch glücklicherweise schien in diesem Fall kein Grund zur Sorge zu bestehen. Mittlerweile folgte er dem Iraker seit mehreren Stunden und hatte nichts Ungewöhnliches bemerkt.
    An der Kreuzung angekommen, bog al-Umari nach rechts in die Sharia al-Jamaa al-Umawi ab und ging einen Augenblick später am Nordeingang der Großen Moschee vorbei. Fromme Muslime mit Gebetsteppichen unter dem Arm strömten bereits auf den nicht asphaltierten Parkplatz zu, wo sie mit anderen rauchten und plauderten. Als al-Umari sich den Weg durch die Menschenansammlung bahnte, ließ Kohl sich zurückfallen, um die Observation abzubrechen. Der junge Mann wollte offenbar zurück zu seinem Hotel an der Zitadelle, aber …
    Irgendetwas stimmte nicht. Kohl ging noch langsamer, um sich ein Bild von der ihn umgebenden Szenerie zu machen. Die Menschenmenge wurde ständig größer. Die Muezzins hoch oben in den Minaretten riefen zum vierten Mal an diesem Tag zum Gebet, was deutlich beeindruckender war als die Aufnahmen vom Band, die in so vielen Städten des Mittleren Ostens liefen. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, die Menge schwoll noch weiter an. Kohls Blick glitt über die hölzernen Fensterläden, die staubigen, am Straßenrand geparkten Autos, die vorbeiziehenden Gesichter. Er kramte in seiner Erinnerung, ob er einen der Passanten schon einmal gesehen hatte, aber ohne Erfolg. Doch dann sah er, wie sich der Kopf eines dunkelhäutigen Mannes drehte, der offenbar jemandem nachschaute. Kohl folgte seinem Blick zu al-Umari, der gerade
eine Abkürzung gefunden hatte, eine schmale Gasse, die zwischen Gebäuden aus rotem Stein verschwand. Der Dunkelhäutige setzte sich in Bewegung, bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge. Etwas irritierte Kohl an seinem dunklen, faltenlosen Gesicht. Es war ein Junge, noch keine zwanzig, somit eigentlich zu jung, um beispielsweise für einen Geheimdienst zu arbeiten. Aber sein Blick wirkte so angespannt, so konzentriert...
    Kohl dachte schnell nach. Die Bewegungen des Jungen wirkten nicht wie die eines professionellen Beschatters, doch das konnte Absicht sein, wie er aus Erfahrung wusste. Ein Beobachter fiel absichtlich auf, um eine Reaktion zu provozieren und einen abzulenken. Doch er glaubte nicht, dass es hier so war. In Syriens unübersichtlichem internem Sicherheitsapparat gab es etliche finanziell schlecht ausgestattete Geheimdienste mit sich überschneidenden Aufgaben. Reibereien der Dienste untereinander verhinderten, dass einer zu mächtig wurde, und keiner war in der Lage, kompetente Agenten heranzuziehen. Kohl vermutete, dass Assad es genau so wollte; indem er die Macht seiner Untergegeben begrenzte, nahm er ihnen die Möglichkeit, ihn zu stürzen.
    Doch da war noch etwas. Über ihn, Kohl, gab es eine Verbindung zwischen al-Umari und den höchsten Ebenen des syrischen Regierungsapparates, und von dem Projekt, das er zu finanzieren gedachte, würden viele Leute profitieren. Und diese Leute, die egoistische Interessen hatten, würden nichts gewinnen, wenn sie ihn jetzt töteten.
    Es sei denn, sie versuchten, ihre Spuren zu verwischen, doch dafür war es zu früh. Noch hatten sie das Geld nicht, und au ßerdem hatte er al-Umari zwei Tage lang beobachtet, ohne dass etwas seine Aufmerksamkeit erregt hätte. Damit blieb nur die
Möglichkeit, dass ein ordinärer Dieb es auf al-Umari abgesehen hatte. Das hatte gerade noch gefehlt.
    Jetzt war der Junge auf der anderen Straßenseite, zehn Meter vor ihm. Er verschwand in der Seitengasse, und trotz des unglücklichen Winkels konnte Kohl erkennen, dass der Raum zwischen den Häusern zu eng und dunkel war, um das Interesse von Straßenhändlern zu wecken. Er hatte die beiden Männer aus

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