Der Attentäter - The Assassin
Bring ihn herein.«
Der Leibwächter verließ den Raum und kam kurz darauf mit einem Mann zurück. Will Vanderveen, noch immer in der dunklen Ecke stehend, betrachtete den Neuankömmling eingehend. Er trug einen zweireihigen grauen Anzug, der gut seine Leibesfülle kaschierte. Sein Gesicht war aufgedunsen, das dunkle Haar angegraut, doch am auffälligsten waren seine pechschwarzen Augen, die verrieten, dass er von seiner Autorität überzeugt war. Ein Schlapphut, war Vanderveens erster Gedanke.
Einen Augenblick später wurde seine Vermutung bestätigt, denn al-Douri sagte: »Darf ich Ihnen Jalil al-Tikriti vorstellen, Herr Kohl? Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Jalil war … lassen Sie es mich so sagen, ein wichtiger Mann im Revolutionären Kommandorat.«
Vanderveens rechter Arm tauchte aus dem Dunkel auf, und er schüttelte die Hand von Tahir Jalil Habbush al-Tikriti, ehemals Direktor des irakischen Geheimdienstes, jetzt Nummer sechzehn auf der amerikanischen Liste der meistgesuchten Iraker. Er erinnerte sich. Als al-Tikriti sein Direktor war, Mitte der Neunzigerjahre, hatte man dem irakischen Geheimdienst die Gründung von Scheinfirmen vorgeworfen, die den Zweck
hatten, Raketentechnologie von Nachbarstaaten zu erwerben. Nun dienten diese Firmen - und andere ihrer Art - dazu, Geld für die Aufständischen zu verstecken.
Doch da war noch etwas. Vanderveen begriff, warum al-Douri zögerte, al-Tikritis wahre Funktion während der Zeit des Baath-Regimes zu enthüllen. Vor Jahren war berichtet worden, der ehemalige Chef des irakischen Geheimdienstes habe im Sommer 2001 gemeinsam mit dem palästinensischen Terroristen Abu Nidal an der Instruierung jener Männer mitgewirkt, die kurz darauf für die Anschläge des 11. September verantwortlich waren. Nidal wurde später tot in der irakischen Hauptstadt gefunden, und es gab jede Menge Spekulationen über al-Tikritis Rolle in der Affäre. Wie immer die Wahrheit aussah, die Amerikaner hätten bestimmt mit großem Interesse zur Kenntnis genommen, was der frühere Geheimdienstchef zu der Angelegenheit zu sagen hatte. Wie auch immer, al-Douris Vorsicht - wenn es Vorsicht war - schien fehl am Platze. Für diese Männer war er, William Vanderveen, Erich Kohl, und wenn er die Absicht gehabt hätte, sie zu verraten, wären sie bereits tot.
»Genosse Jalil«, fuhr al-Douri fort, »hat eine wichtige Rolle bei der Planung des Quraysh Hotel in Mosul gespielt. Wie’s aussieht, ist unser junger Freund al-Umari der neue Besitzer.«
»Eine kluge Investition«, bemerkte Vanderveen. Die beiden anderen lächelten. »Und was hat al-Umari tatsächlich gekauft mit seinem Geld?«
Al-Douri blickte zu der dunklen Ecke hinüber. »Treten Sie ins Licht, mein Freund. Wenn man solche Dinge bespricht, sollte man sich ins Gesicht blicken können.«
»Mir gefällt es hier sehr gut. Ich wiederhole meine Frage. Was wird mit dem Geld geschehen?«
Al-Douris Pupillen verengten sich; angesichts solcher Arroganz hatte er Mühe, sein Temperament zu zügeln. »Das Geld«, begann er, »wird folgendermaßen aufgeteilt. Zehn Millionen gehen an die mit uns sympathisierenden Politiker im Regierungsrat. Es sind nur wenige, aber sie haben Einfluss und werden unsere Rückkehr an die Macht unterstützen. Als Gegenleistung bekommen sie gut gefüllte ausländische Konten und die Zusicherung, dass ihren Familien nichts passiert. Fünf Millionen sind für den Iraner vorgesehen; er bereitet in Washington bereits alles vor. Ebenfalls fünf Millionen gehen an den syrischen Verteidigungsminister, der zugesagt hat, uns von seinen guten Kontakten zur Hisbollah, Hamas und zur Volksfront zur Befreiung Palästinas profitieren zu lassen. Wie Sie zweifellos wissen, verfügen diese Gruppen in Damaskus über Vertretungen und genießen breite Unterstützung. Dreißig Millionen werden erst einmal zur Seite gelegt. Später sollen sie ein Anreiz sein, dass sie über die Grenze strömen, wenn unsere Zeit gekommen ist. Das ist der kostspieligste Teil der Operation … Wir hatten nie gute Beziehungen zu den Syrern oder den von ihnen geförderten Gruppierungen. Dass wir uns in diesem Land frei bewegen können, war ein teures Vergnügen.«
»Und der Rest?«
Ein angespanntes Lächeln glitt über al-Douris Gesicht. »Der Rest ist für Sie, mein Freund. Zwanzig Millionen Dollar, wie besprochen. Trotzdem warte ich noch auf eine plausible Begründung, warum Sie eine so außergewöhnlich hohe Summe benötigen. Wir sollten nicht außer
Weitere Kostenlose Bücher