Der Attentäter - The Assassin
Schnellhefter und hatte das Telefon, in das sie gerade sprach, zwischen Schulter und Wange geklemmt.
»Das habe ich doch gesagt, Tom.« Ihre Stimme erhob sich über den Geräuschpegel in dem vollen Raum. »Ja, ich habe im Hauptquartier angerufen, aber sie wollten mich nicht zu Judd durchstellen, und er muss die Sache genehmigen. Wie’s aussieht, haben wir einfach nicht genug …«
Harper wandte sich Kealey zu. »Sie wollten mit dem Washingtoner SWAT-Team und einem Kontingent von der Antiterroreinheit zuschlagen. Hört sich so an, als würde sie versuchen, mehr Leute zu bekommen.«
»Wer ist Judd?«
»Harry Judd, der Stellvertreter des FBI-Direktors. Nur er kann den Einsatz des HRT-Teams autorisieren.«
Kealey nickte. Er wusste, dass das Hostage Rescue Team, die Elitetruppe des FBI, häufig auch dann eingesetzt wurde, wenn gar keine Geiseln zu befreien waren. Sie war bekannt dafür, dass Verdächtige fast immer lebend festgenommen wurden. Allein aus diesem Grund hoffte Kealey, dass der Einsatz bewilligt wurde, doch dem frustrierten Tonfall der Frau nach standen die Chancen nicht gut.
Schließlich warf sie den Schnellhefter in ihrer Rechten zur Seite, damit sie den Hörer besser auf die Gabel knallen konnte. Ganz offensichtlich war sie nicht zu einer Plauderei aufgelegt, doch Harper ließ sich nicht abschrecken. »Darf ich Ihnen Ryan Kealey vorstellen, Miss Crane? Mr Kealey, das ist Spezialagentin Samantha Crane.«
Crane war fast genauso groß wie Kealey. Sie begutachtete ihn von Kopf bis Fuß und runzelte die Stirn. Er konnte es ihr nicht verübeln; ihm war bewusst, wie er aussah. Schließlich streckte sie die Hand aus. »Nett, Sie kennenzulernen.«
Ihr Händedruck war überraschend fest, und sie hatte einen Akzent, dessen Herkunft Kealey nicht genau bestimmen konnte.
Während er noch darüber nachdachte, wandte sie sich wieder Jonathan Harper zu. »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Mr Harper, aber ich habe keine Ahnung, wie Sie überhaupt durch die Absperrung gekommen sind. Dies ist ein Inlandsund somit ein FBI-Einsatz . Ich arbeite seit drei Monaten an dem Fall. Solange Sie nichts Wichtiges zu sagen haben, muss ich Sie bitten …«
»Ich verstehe Ihre Bedenken, Miss Crane, und es tut mir leid, dass wir Sie einfach so überfallen haben«, sagte Harper in einem beschwichtigenden Tonfall. »Glauben Sie mir, wir sind nicht hier, um Sie von der Arbeit abzuhalten. Aber wir würden wirklich gern mit Mason reden, wenn er verhaftet ist.«
Sie runzelte erneut die Stirn. »Möglicherweise lässt sich das arrangieren, aber nicht durch mich. Zuerst muss er angeklagt werden, und dann …«
»Was wird ihm denn zur Last gelegt?«
Crane schaute Kealey an, offensichtlich verärgert darüber, dass er ihr ins Wort gefallen war. »Die Anklage wird nicht vom FBI erhoben, Mr Kealey.«
»Wie sind Sie dann an den Haftbefehl gekommen?«, fragte Kealey.
Sie seufzte ungeduldig. »Der Tipp mit Anthony Mason kam vor drei Monaten von einem kooperativen Zeugen. Aufgrund seiner Aussage, die durch verschiedene Dokumente gestützt wird, wissen wir, dass Mason während der letzten zwei Jahre Waffen der Kategorie III im Wert von zweihunderttausend Dollar verschoben hat. Wir wissen auch, dass er sehr viel mehr auf dem Kerbholz hat, doch diese Geschichte können wir beweisen. Das steht alles in den eidesstattlichen Erklärungen, die beim Superior Court in Washington hinterlegt sind.« Sie zeigte auf den Schnellhefter auf ihrem Schreibtisch. »Das ist
übrigens Masons Akte. Wenn Sie wollen, können Sie sich vergewissern.«
»Wo ist Ihr Zeuge jetzt?«, fragte Harper.
»In Gewahrsam.«
»Warum benutzen Sie ihn nicht?«, fragte Kealey. »Sie könnten ihn mit Undercoveragenten losschicken, damit er Waffen kauft.« Er wies auf den überfüllten Raum. »Dann wäre das hier alles überflüssig.«
»Weil Mason weiß, dass wir ihn festhalten«, antwortete Crane. »Er wurde bei einer Großrazzia geschnappt, die gemeinsam von der Antiterroreinheit und der Drugs Enforcement Agency durchgeführt wurde. Wie üblich mussten sie vorschnell eine Pressekonferenz geben und feiern. Mason wurde schon gewarnt, bevor sein Kumpel ihn verpfeifen konnte. Danach wurde die Spur kalt - bis vor ein paar Tagen.« Sie schwieg kurz. »Außerdem war die Zeugenaussage ziemlich wackelig.«
»Lassen Sie mich das noch mal festhalten«, sagte Kealey. »Mason steht seit Monaten ganz oben auf Ihrer Liste, aber während dieser Zeit hatten Sie nichts in der Hand. Und jetzt,
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