Der Attentäter - The Assassin
weit aufgerissenen Augen, die nichts mehr sahen. Er war mehrfach in die Brust und beide Beine getroffen worden, und um ihn herum hatte sich bereits eine Blutlache gebildet. Kealey kickte das Schnellfeuergewehr zur Seite und
kniete neben Mason nieder, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Er hatte recht, es war kein Puls mehr zu fühlen. Als er Masons Handgelenk losließ, kippte sein Kopf zur Seite.
Foster stand in der Tür, noch immer mit der Glock in der Hand, noch immer schwer atmend. Der Anblick des Mannes, den er gerade erschossen hatte, schien ihn nicht sonderlich zu beunruhigen. »Ist er tot?«
»Ja.« Kealey stand auf und blickte durch den Holzrahmen, in dem sich eben noch eine Scheibe befunden hatte. Crane hatte sich aufgesetzt und lehnte mit dem Rücken an den Metallkanistern. Sie überprüfte ihren Körper auf Verletzungen, ohne eine zu finden, doch Kealey sah den Flecken auf ihrer linken Schulter vor ihr. Als sie die Stelle ertastete und die Hand wegzog, waren ihre Finger blutverschmiert. »Mist, er hat mich erwischt.«
»Was?«, fragte Foster einfältig.
»Er hat mich erwischt, ich habe eine … Kugel abbekommen.« Sie wollte aufstehen, aber Foster gebot ihr Einhalt.
»Nein, bleib sitzen.« Er stürmte aus dem Büro und kniete einen Augenblicke später neben ihr, um die Wunde zu untersuchen. Dabei redete er leise auf Crane ein, um sie zu beruhigen, doch sie wehrte sich, riss den Kopf herum und schaute nach links.
Kealey hörte bereits Stimmen aus der Richtung der Treppe. Viel Zeit blieb ihm nicht; sobald sie da waren, würden sie ihm die Anwesenheit am Tatort verwehren. Er blickte sich in dem Büro um, kritisch prüfend, was für ihn von Wert sein könnte. Vielleicht die Papiere auf dem Schreibtisch, doch es war zu auffällig, wenn er abgeräumt war. Dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit, ein auf der anderen Seite neben dem Schreibtisch stehender Diplomatenkoffer, der nur teilweise zu
sehen war. Der hölzerne untere Teil der Trennwand, aus dem die Scheibe herausgeschossen war, schien hoch genug, um ihn vor den Blicken der die Treppe hochkommenden Leute zu schützen. Er kauerte sich hin, packte den Koffer und war erstaunt, dass die Schlösser sofort aufsprangen. Es waren nur weitere lose Papiere darin.
Fluchend blickte er sich um. Auf dem Klappbett sprang ihm etwas ins Auge, das unter der Decke hervorlugte. Er schlug sie zurück und sah einen Laptop.
Näher kommende Stimmen auf der Treppe, schnelle Schritte. Crane stand da, wütend und verängstigt zugleich, und sagte etwas. »Der Dreckskerl hat mich zu Boden gerissen …«, glaubte Kealey zu hören, doch dann wurde ihre Stimme durch die lauten Geräusche von der Treppe verschluckt. Kealey schaute sich um und sah einen Rucksack. Er kroch darauf zu, leerte ihn aus, schob den Laptop hinein und streifte seine Jacke ab. Nachdem er den Rucksack aufgesetzt hatte, zog er die Jacke wieder an.
Foster tauchte mit einem anderen FBI-Beamten in der Tür auf, mit einem rätselnden Gesichtsausdruck. Kealey stand auf, zeigte auf Masons Leiche und machte eine bedeutungslose Bemerkung, um von dem Buckel unter seiner Jacke abzulenken. Foster griff zögernd nach seinem Arm. Offenbar ahnte er instinktiv, dass etwas nicht stimmte, aber Kealey gab vor, es nicht zu bemerken und zwängte sich an ihm vorbei. Ein anderer Kollege kümmerte sich um Cranes Wunde. Als Kealey an ihr vorbeikam, warf sie ihm einen wütenden Blick zu, doch da hatte er schon die Treppe erreicht, immer befürchtend, gleich könnte ihm jemand eine Hand auf die Schulter legen und ihn festhalten …
Er zwängte sich zwischen den die Treppe hinaufkommenden Männern hindurch, mit seinem CIA-Ausweis herumfuchtelnd,
obwohl er wusste, dass es ihm nichts helfen würde. Trotzdem, versuchen konnte man es. Im Erdgeschoss herrschte ein heilloses Gedränge. Einige der Männer trugen Sakkos oder legere Straßenkleidung, andere die schwarzen Nomex-Anzüge und kugelsicheren Westen, die sie als Mitglieder des SWAT-Teams auswiesen. Kealey bahnte sich seinen Weg durch die Menge und war erleichtert, dass ihn niemand eines zweiten Blickes würdigte. Ein paar Augenblicke später stand er auf dem mit Trümmern übersäten Parkplatz.
Am Bordstein der Duke Street parkten etliche FBI-Fahrzeuge, die eine Lücke gelassen hatten, damit die Polizei und Krankenwagen zum Tatort durchkamen. Kealey hörte bereits lauter werdende Sirenen. Als er über den Parkplatz rannte, spürte er den gegen seinen Rücken schlagenden
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