Der Attentäter - The Assassin
seine größte Sorge, und er lauschte aufmerksam, als sie ihn eingehender informierte. Die Kandidaten waren unterschiedlicher Nationalität und hatten ihren Hang zur Gewalttätigkeit unter Beweis gestellt, aber von operationeller Erfahrung konnte fast keine Rede sein. Sie beschränkte sich auf ein paar Schießereien und einen Bombenanschlag auf eine schiitische Moschee in Basra. Laut Raseen gehörten sie zu jenen Ausländern, die seit dem Sturz des alten irakischen Regimes massenhaft über die Grenze kamen, um auf der Seite der Aufständischen zu kämpfen. Sie hatten sich mit ihrem neuen Betätigungsfeld vertraut gemacht, indem sie in den Straßen von Kirkuk dilettantisch gezielte Schüsse auf amerikanische Soldaten abfeuerten. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund glaubten sie, sich damit für höhere Aufgaben zu empfehlen.
»Wo kommen sie ursprünglich her?«
»Aus Argenteuil. Ich hatte die freie Auswahl. Leider waren nur wenige geeignet.«
Vanderveen nickte, nicht im Geringsten überrascht. Argenteuil, eine schäbige Vorstadt südlich von Paris, war eine Brutstätte regierungsfeindlicher Ressentiments. Die große Mehrheit der Bewohner der Banlieus waren arme Muslime, die eine veritable Abneigung gegen den französischen Staat und seine Autorität hegten, eine spürbare Feindseligkeit gegen die
Sicherheitskräfte. Für Iraner, die illegal eingereist waren, gab es kaum einen besseren Unterschlupf.
»Ich nehme an, sie sind mit Ihrem Plan einverstanden«, sagte er.
Raseen nickte. »Natürlich hatten sie keinen Zugang zu meinen Informationen, weshalb sie mich die Zeit und den Ort bestimmen lassen mussten. Aber es war ihnen egal, sie interessierten sich nur für das Geld, und sie wurden gut bezahlt. Die Waffen habe ebenfalls ich besorgt. Wenn alles nach Plan läuft, bietet der vierte Stopp im Besuchsprogramm die beste Möglichkeit zum Zuschlagen. Deshalb habe ich mich dafür entschieden. Ich hoffe, Sie sind einverstanden.«
Er nickte erneut. Der Anschlag würde am rechten Seineufer stattfinden, ganz in der Nähe der Champs-Élysées, direkt vor dem Hotel Le Meridien Étoile. In zwölf Stunden sollte dort eine zweitägige Konferenz über wirtschaftliche Entwicklung beginnen, die von der Internationalen Handelskammer veranstaltet wurde. Daran würden einige der weltweit renommiertesten Ökonomen teilnehmen, außerdem eine Reihe prominenter ausländischer Geschäftsleute und Politiker. Als Repräsentant der irakischen Nationalversammlung wurde Dr. Nasir al-Din Tabrizi erwartet, ein bekannter sunnitischer Politiker, der auch von den Schiiten respektiert wurde. Seine Bemühungen, die irakische Regierung zu einigen, hatten die Aufmerksamkeit des amerikanischen Präsidenten geweckt, unglücklicherweise für den in London ausgebildeten Arzt jedoch auch die al-Douris.
»Wann wird er die Konferenz verlassen?«, fragte Vanderveen.
»Um sieben Uhr abends. Unmittelbar danach hat er eine Verabredung im Palais des Congrès, der direkt gegenüberliegt.
Ich denke, es wird alles in unserem Sinne laufen. Dort herrscht um diese Tageszeit genug Verkehr, um die Ankunft der Polizei zu verzögern, aber unsere Flucht wird er nicht behindern. Das zweite Fahrzeug wird so geparkt, dass es in drei Minuten zu erreichen ist. Ich bin die Strecke ein paarmal abgefahren, drei Minuten ist der Durchschnitt.«
»Wo genau steht das zweite Fahrzeug?«
»In einer Tiefgarage an der Rue Guersant. Sie wird in erster Linie von den Angestellten einer Finanzgruppe auf der anderen Straßenseite benutzt. Die kommen früh und gehen spät. Mit etwas Glück wird die Garage also leer sein, wenn wir kommen. Noch wichtiger ist, dass es dort keine Überwachungskameras gibt. Die Frau aus dem Café wird das zweite Fahrzeug persönlich dort abstellen.«
Vanderveen rutschte unruhig hin und her; das war eine weitere Komplikation. »Ich nehme an, Sie vertrauen ihr?«
»Ich würde ihr mein Leben anvertrauen«, antwortete Raseen ruhig. »Sie hat uns gute Dienste geleistet. Ich hoffe nur, dass sie ungeschoren davonkommt, wenn diese Geschichte über die Bühne gegangen ist.«
Vanderveen hörte nur halb hin und dachte nach. Ihn interessierte nur die Aufgabe, die er am nächsten Tag zu bewältigen hatte. Die Sicherheit der Frau, die sich unten in der Bäckerei aufhielt, war die geringste seiner Sorgen.
Er schob seinen Stuhl zurück und stand abrupt auf. »Stecken Sie Ihre Autoschlüssel ein.«
Raseen blickte von ihren Papieren auf. »Warum?«
»Ich will mir das Hotel
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