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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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ist jetzt schon sauer und abwehrend, weil sie davon ausgeht, dass ich mich vordränge, dachte er. Wir Araber bringen die Unfairness des Nahen Ostens sogar nach Amerika mit, wo alle höflich sind.
    »Friede sei mit Ihnen«, sagte er.
    Die zwei Dutzend Leute an den Rändern des Raumes murmelten ihre Antwort: »Und mit Ihnen Frieden.«
    Er eilte über den knallbunten Blümchenteppich zu den Büros hinterm Empfangstresen. Er fand Rania in einem kleinen Raum, der mit Informationspostern tapeziert war – das New Yorker Schulsystem, ein Basketballcamp und örtliche Geschäfte, die Satellitenschüsseln mit Sendern des Nahen Ostens anboten. Der Schreibtisch war mit Broschüren über Gesundheitsfürsorge und Kindergärten bedeckt. Ihr Mantel hing über einem Aktenschrank, und sie saß hinterm Schreibtisch in dem gleichen schwarzen Kittel und den engen Jeans, die sie auch gestern getragen hatte. Als sie die Maus auf der Unterlage bewegte, erwachte ihr Computer knisternd zum Leben.
    Bitterkeit schien ihre Bewegungen zu durchströmen und unter ihrem verbissenen Gesichtsausdruck zu vibrieren. Omar Jussuf fragte sich, ob noch mehr an ihr nagte als der Tod ihres Vaters und ihres Liebhabers, mehr als die Einsamkeit eines Mädchens, das keine Familie hatte, die sie trösten konnte. In ihrer Trauer schwang eine stumme Wut mit, sodass sich Omar Jussuf ein wenig vor ihr fürchtete.
    Sie klickte auf ihre Maus, und auf dem Computermonitor erschien ein Foto. Rania und Nisar saßen am Tisch eines Restaurants, das zu einem größeren, öffentlichen Bereich zu gehören schien. Neben drei lächelnden Kellnerinnen in weißen Hemden und schwarzen Krawatten lachten sie in die Kamera. Auf dem Tisch versprühte eine kleine Düse aus der Mitte eines rosa Kuchens Funken.
    »Nisar wurde einfach von allen geliebt, Ustas «, sagte Rania. »Dieses Bild ist an meinem Geburtstag gemacht worden. Er hat die Kellnerinnen gebeten, ›Happy Birthday‹ zu singen. Er hat ihnen den Text auf Arabisch beigebracht. Sie fanden das total komisch.« Sie murmelte den Refrain: »Sana hilweh, ja dschamil. Sana hilweh, ja dschamil.«
    Jetzt weiß ich, warum sie in ihr Büro wollte, dachte Omar Jussuf, während Rania sich am Computer durch weitere Fotos von Nisar klickte. Aber ich habe das Geburtstagslied noch nie mit so viel Herzschmerz gehört .
    Er überlegte, wie er sie trösten konnte. Er dachte an den Streit zwischen Rania und ihrem Vater, den er mitgehört hatte, als er ins Café zurückgekommen war, weil er seine Mütze vergessen hatte. Er kam zu dem Schluss, dass der übliche Rat, auf Allah zu vertrauen, ein Mädchen, das von Manhattan geträumt hatte, nicht trösten würde. »Ich habe immer Vertrauen gehabt, meine Tochter«, sagte er sanft. »Nicht in den Islam, das muss ich zugeben, sondern in menschliche Qualitäten. Natürlich wird mein Vertrauen auf Liebe, Menschlichkeit und Intelligenz vom Leben im Nahen Osten auf eine harte Probe gestellt. Dort sehe ich Ereignisse, denen diese Qualitäten völlig abgehen. Aber die Zeiten, in denen sie fehlen, bestärken nur meinen Glauben daran, dass es sie geben muss.«
    Obwohl Ranias große Augen feucht wurden, waren sie für Omar Jussuf nicht zu deuten. Er verstand sie in etwa so, wie man einen Goldfisch am Grund eines Brunnens wahrnimmt, verzerrt und verformt.
    »Ich hatte eine Chance«, sagte sie. »Ich habe sie ergriffen. Dann wurde sie zerstört. Sie ist für immer vorbei. Zu wissen, dass es sie wirklich gab, ist nicht gut, weil die Freude darin bestand, sie zu haben. Daran zu denken oder davon zu träumen, macht ihren Verlust nur noch unerträglicher.«
    »Reden Sie von Nisar?«
    Sie schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Ich rede von mir.« Etwas Sinnliches und Kraftvolles sprach aus ihrem Blick. Es kam Omar Jussuf so vor, als ob der Blick seine Wangen berührte und ihm den Atem nahm.
    »Wir haben die Huris geschaffen und sie zu Jungfrauen gemacht, lebendige Gefährtinnen der Rechtschaffenen«, murmelte er. Er grunzte, weil er erst jetzt bemerkte, dass er die Worte des Korans laut zitiert hatte, während er Rania beobachtet hatte.
    »So hat Nisar mich immer genannt – seine Huri «, sagte sie. »Aber es sollten ›vollkommene Gefährtinnen‹ sein, und also bin ich keine Huri, und Little Palestine ist kein Paradies.«
    »Sie müssen sich ihre Trauer gestatten, ohne sich selbst gegenüber allzu streng zu sein.«
    »Ich habe meinen Vater enttäuscht und Ala auch. Ich habe sogar Nisar enttäuscht. Ich bin eine

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