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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Sie kamen ins Bekaatal, um bei den Iranern zu trainieren, bei den Revolutionsgarden, und sie rekrutierten Leute aus der Gegend wie Papa, um für sie die Drecksarbeit zu erledigen. Er hatte keine Wahl. Sie haben ihn auch nicht höflich darum gebeten, wenn Sie wissen, was ich meine. Als die Regierung einige Drogenproduzenten ins Gefängnis werfen wollte, hat der Islamische Dschihad meinen Vater geopfert, weil sie wussten, dass er keiner von ihnen war.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hat nicht an die islamische Revolution geglaubt. Er mochte die iranischen Mullahs nicht und wollte auch nicht, dass die Hisbollah den Libanon übernimmt, und die Sache der Palästinenser war ihm völlig egal. Er liebte nur mich und meine Mutter.«
    »Dann wurde er bei der Amnestie der Regierung freigelassen.«
    »Amnestie.« Rania lachte höhnisch. »Wir haben den Libanon sofort verlassen, damit er vergessen konnte, zu welchem Leben man ihn gezwungen hatte. Wir sind in die USA gegangen.«
    »Aber zu Hause muss jemand gewusst haben, dass er auf seinen US-Einreiseformularen über seine Verurteilung wegen Drogen gelogen hat«, sagte Omar Jussuf. »Hätte er die Wahrheit gesagt, hätten ihm die Amerikaner nie die Staatsbürgerschaft zuerkannt. Sie hätten ihm nicht einmal ein Touristenvisum erteilt. Ist es nicht so?«
    Rania fummelte an einem Briefbeschwerer aus Plastik in Form des Felsendoms herum. Der Dom war mit einer grellen Eigelbfarbe bemalt. »Jemand vom Islamischen Dschihad hat ihn hier aufgespürt. Ich weiß nicht, wer es war. Mein Vater nannte ihn ›den kleinen Mistkerl‹. Entschuldigen Sie den Ausdruck, Ustas .«
    »Schon gut. Ich bin kein Anhänger des Dschihad. Dieser Mann hat Ihren Vater dazu gezwungen, hier in Brooklyn Drogen zu verkaufen?«
    Rania ließ das Kinn auf die Brust sinken.
    »Können Sie ihm verzeihen?«, fragte Omar Jussuf.
    Für einen Moment war sie verwirrt. »Weil er mit Drogen gehandelt hat?«, sagte sie.
    »Heute ist der Tag, an dem Sie Ihren Vater beerdigen werden. Machen Sie Ihren Frieden mit dem, was er getan hat.«
    »Wegen der Drogen kann ich ihm verzeihen, Ustas . Das war die Schuld eines Hurensohns vom Islamischen Dschihad. Aber ich kann ihm nicht verzeihen, dass er Nisar für sich arbeiten ließ.«
    »Ist Nisar deshalb umgebracht worden? Wegen seiner Verbindung zum Drogenhandel?«
    Rania schüttelte den Kopf, und Tränen ließen ihre schwarzen Wimpern noch stärker glänzen. Sie winkte Omar Jussuf aus dem Zimmer hinaus. Er schloss die Tür hinter sich.

Kapitel
19
    Als Omar Jussuf durch den Warteraum hinausging, sah ihn die Kaugummi kauende Frau von oben bis unten verächtlich an. Beruhigen Sie sich, Verehrteste, dachte er. In dieser Schlange hätte ich mich lieber nicht vorgedrängt . Er ging nach draußen und nestelte am Reißverschluss seines Parkas herum. Als sich die Glastür schon hinter ihm schloss, schlüpfte noch ein etwa siebenjähriger Junge hinaus und zupfte ihn am Mantel.
    Omar Jussuf ging langsam in die Hocke, um dem Jungen ins Gesicht schauen zu können. Er lächelte. »Was gibt’s, kluger Junge?«
    Der Junge stieß einen Schrei aus und zückte ein Messer. Instinktiv ließ sich Omar Jussuf gegen die Wand fallen und fiel auf den Hintern. Der Junge kicherte und schwenkte das Messer. Es war ein kunstvoll gearbeiteter Omani-Dolch mit einer gekrümmten, zwanzig Zentimeter langen Klinge.
    Omar Jussuf war so schockiert, dass er sogar einige Sekunden brauchte, um auf den vor Vergnügen kreischenden Jungen wütend zu sein. »Wo ist deine Mutter?«, sagte er.
    »Das ist für dich, Ustas .«
    »Was ist das?«
    »Das Messer.« Der Junge ließ den Dolch fallen. Omar Jussuf keuchte, als das Messer seitlich in seinem Schoß landete. Das Heft war aus einem Stück marmoriertem Rhinozeroshorn in Form eines Stundenglases geschnitzt.
    »Das ist auch für dich.« Aus seiner Tasche zog der Junge die mit Silber- und Goldfäden bestickte Messerscheide. »Ist das nicht schön?«
    Die Begeisterung des Jungen für traditionelles Kunsthandwerk besänftigte Omar Jussuf. »Sehr schön.« Er nahm die Scheide und wollte den Dolch hineinstecken, stieß jedoch im Inneren auf ein zusammengerolltes Stück Papier. Er zog es heraus. Bevor er es lesen konnte, kicherte der Junge und lief weg. Omar Jussuf rappelte sich auf. Der Junge war schon um die Ecke verschwunden.
    Omar Jussuf rollte den Zettel auseinander und las: »Wenn ich Sie hätte töten wollen, würde dieses Messer jetzt in Ihrer weichen Brust stecken. Treffen Sie

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