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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Respektsverbeugungen
einstreut oder z.B. Virchow, weil er aus Rechthaberei den Haeckelismus befehdete, für ehrlicher hält als den naiven
Enthusiasten in Jena, der noch als Greis wie ein Jüngling schwärmte. Wir legen Wert darauf, daß Haeckel und
der eifrige Romanleser Darwin immerhin einen höheren Menschentyp darstellen als übliche verlehrt trockene
Spezialisten. Ihre künstlerische Empfänglichkeit glaubte für neue Ideale zu streiten, wobei freilich Darwin
gelegentlich pessimistische Anwandlungen bekam, Haeckel aber frisch-freifröhlich »das Gute, Wahre,
Schöne« auf sein Panier schrieb, während er es tötete und die Massengefolgschaft seiner Irrlehre sich
aus Unguten, Unwahren, Unschönen zusammensetzte. Anmaßung einer gelehrten Gilde, die sich einbildet, juristische
Pandekten der Natur herausgeklaubt zu haben und damit die Unfehlbarkeit naturwissenschaftlicher Justiz zu begründen,
indem sie jedem »Laien« das Recht abspricht, Natur mit unbefangenen Augen zu sehen wie Goethe, den sie
fälschlich mit freundlicher Herablassung zu den Ihren zählt – wie allein kann man sie bloßstellen? Wenn
man ihre Widersprüche entlarvt und fragt, was eigentlich unwissenschaftlich an Überlieferungen theosophischer
Erbweisheit anmute. Dies ist der rechte Weg. Auf der einen Seite lauter Hypothesen anthropomorphisch eingestellten Verstandes
mit fast keiner denkerischer Intuition und ohne jede Erfahrung im kosmogenischen Erleben – auf der anderen Seite uralte
Überlieferung, deren Glaubwürdigkeit man anzweifeln könnte, die aber gewaltig intuitiv wirkt, d.h. jeder
Vernunft einleuchtet und sich auf gewisse nachweisliche Wahrheiten stützt. Was sie darbietet, enthüllt uns die
»Natur« in majestätischer Erhabenheit gegenüber ausgeklügelter Unnatur der Mechanik für
ordinäres Menschenverständnis. Sehen wir also genau zu unter Verwendung und Durcharbeitung vieler Argumente, wie
die geniale Russin sie mit Bienenfleiß zusammentrug, wobei einerlei, ob man ihren Geheimschriftsatz, dessen
Strophenstil unbedingt archäisch klingt, für authentisch hält oder nicht. Das ist ebenso Nebensache, wie die
verbürgten »Wunder« der Blavatzky, wir halten uns nur an logischen Wahrheitswert. [Fußnote]Dreiste
Vorrede der Anny Besant zum 3. Band der »Secret doctrine«, worin sie der Gewaltigen auf die Schulter klopft,
deren Geist sie geerbt zu haben vorgibt – wie kam er in Annys Propagandaschriften herunter! –, zeigt sie als
geeignete Genossin Steiners, der beiläufig mit ihr in eine Querele über ein Hindulegat verwickelt war. Für uns
gibt es nur eine Autorität im Okkultismus, die »Schwindlerin Blavatzky«.
    Comte dekretierte, man werde nie die chemische Zusammensetzung der Sonne kennen, 30 Jahre später kamen Kirchhoff und
Bunsen. Doch was bewies die Spektralanalyse? Daß wahrscheinlich die Chromasphäre des Gestirns uns bekannte
Elemente enthält; daraus zu folgern, daß man das Lebensprinzip der Sonne entdeckte, ist lächerlich. Schon
Herschel gab zu, daß die Sonne von gewissen Organismen gelenkt zu werden scheine und man nicht wisse, ob nicht
organische Lebenskraft erforderlich sei, um Wärme, Licht, Elektrizität zu entwickeln. Später erbaute sich der
Physiker Hunt an der Idee, daß die »Photosphäre der Sonnenhülle« (Arago) der ursprüngliche
Sitz der Lebenskraft unseres Weltsystems sei. Richardson fügte »Nervenäther« hinzu, was sich mit
Paracelsus' Liquor vitae deckt, wonach der Spiritus vitae aus Spiritus mundi entsprang. Metcalfs in Einzelheiten unklare
Theorie läuft auf Einheit von Sonne- und Erdkraft hinaus, wobei der Mensch mit Äther geladen sei! Im Gegensatz zum
zerstörbaren Individuum sieht Okkultismus in diesem Ätherspiritus das Unzerstörbare, rechnet aber die Sinne
dazu als Symptome des Lebensgeistes Krischna, deren verschiedene Feinheit oder Dumpfheit aus extramundanen Ursachen
entspringe: offenbar richtig, weil die Sinne, wenn nur körperlich aufgefaßt, nie telepathische Phänomene
zeitigen könnten. Paracelsus' magnetischer »Archäus« ist hier klarer demonstriert als jener zweideutige
Nervenäther: Lebenskraft ist nicht im Menschen eingeschlossen, sondern strahlt um ihn als leuchtende Aura und kann zu
Fernwirkung veranlaßt werden, kann dieselbe Essenz des Lebens vergiften oder reinigen. Wenn Vogt und Huxley über
Lebenskraft spotten, so gestand Ouatrefages in unserem Sinne: »Leben beherrscht und leitet die unbelebten Kräfte
durch seine

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