Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
von
Tönen, die einen bestimmten Sinn haben. Wohl möglich, daß des Gorillas nächtliches
Weltschmerzbrüllen ein Fluchen auf die degenerierte Menschenbande bedeutet, deren verbrecherische Raubgier von ihm
abzustammen sich rühmt! Ihm, der sich redlich von süßen Früchten nährt und keinem Mitwesen etwas zu
Leide tut trotz seiner 12-Männerstärke und Schnelligkeit, die ihm noch nie karnivorische Jagdlust erregte, in allem
schon dem ältesten Menschen so unähnlich wie möglich! Trotz Nachäffung äußerer Bewegungen
verstand ein Affe noch nie Worte nachzuahmen und deren Sinn sich anzueignen, denn hier handelt es sich einfach um die Gabe
begrifflichen Denkens, die nur einigen allein redenden Papageien nicht versagt blieb und wozu vielleicht der Vogelgesang
einen Übergang bildet. Daß wir vermittelst der Sprache denken (Mauthner), heißt umgekehrt, daß wir
vermittelst des Denkens reden. Unsere Urahnen hatten wahrscheinlich schon früh eine bildliche Schriftsprache
(Hieroglyphen, Runen, Tasmanische bunte Zeichen auf Borke), waren daher sicher eine vom heutigen Anthropoiden gänzlich
verschiedene Art, die sich beständig erhielt. Evolutionsscherze von Klaatsch, wonach der geschwänzte Baumhocker
durch Anstemmen seiner Hinterpfoten auf den Stamm sich zum Aufrechtgehen erzog, enden mit dem Kladderadatsch, daß der
aufrechte Gang einfach durch Straffung der Rückenmarkganglien infolge vermehrter Hirn- und Schädelschwere entstand,
das Hirn also immer den Entscheidungspunkt bildet. Da aber dessen Volumen allein nicht den Intellekt bedingt (ein
Vogelköpfchen birgt sicher mehr Psychereize als der eines Nashorns), so besagt relative Hirnvermehrung beim Schimpanse
gar nichts. Anatomisch verrät der äußerlich platt- und glattstirnige Pferdeschädel weit mehr Denkkraft,
sobald man sein Inneres seziert, die Ameise bedarf nicht mal eines Hirns zur Gründung ihres Sozialstaats!
    Der Stammbaum des gewöhnlichen Affen ist so lückenhaft wie der des Anthropoiden. Laut Evolution müßte
der Mensch unbedingt zuletzt erschienen sein wie in der sumerischen (von den Assyrern übernommenen und von den
Hebräern entlehnten) Genesis, in Wahrheit kannten ihn schon die alten Saurier lange ehe heutige Reptile herumkrochen. Ob
und wann der Mensch sich von irgendwelcher Affenform oder der Uraffe sich als sodomitischer Bastard vom Menschen absonderte,
steht im zerfetzten unleserlichen Codex der Natur, nicht in Schweinsleder gebunden wie ein Korpus Juris, nirgendwo zu lesen.
Aus zusammenhanglosen vergilbten Blättern, deren Fetzen man zufällig fand, einen spannenden Detektivroman zu
erdichten, heißt Wissenschaft!
    In der Materie waltet ewiges tägliches Werden, aus Nichtsein erwächst zunächst nur Werden (Hegel). Nun
bedingt sich aber Nichtsein nur durch den Begriff Sein, Sein wird ergänzt durch den Widerpart Nichtsein. Daher sind Sein
an sich und Nichtsein an sich undenkbar, beide eins, man sollte vielmehr das Weltbild viel logischer in Sichtbar und
Unsichtbar spalten. In der Unendlichkeit gibt es notwendig kein Nichtsein und ein Werden aus beständigem Sein ist nur
vager Kausalbegriff. Das Unsichtbare kann sich mit gleicher Schnelligkeit in das in ihm schon enthaltene Sichtbare verwandeln
wie bei einer elektrischen Licht-Geschäftsreklame, die eine Serie abblendet, um im selben Augenblick eine andere
erscheinen zu lassen. So sehr sich Buddhas Beweisführung für Entstehen und Vergehen einschmeichelt, wird sie
empirisch nur durch Umbildung und Erneuerung der Körperzellen belegt. Ständiges Werden des Sichtbaren tangiert
nicht Beständigkeit des Unsichtbaren, Wechsel ist kein Nichtsein der Seinsidee. Darwin als Hegel der Zoologie
konstruiert zuerst einen Grundbegriff Ein-Urform, von dem er die Dinge ableitet; wer aber lieber zuerst die Dinge untersucht,
findet keine Logik in seiner Werdelehre, deren mechanistische Auslegung in einen Abgrund fällt, wo keine
Seinergänzung mehr blüht, schattenhaftes Zufallsspiel ohne Gesetzmäßigkeit.
    Zuchtwahl? In der Tierwelt schließt sich die Art viel strenger ab als unter Menschenrassen, hinter künstliche
Paarung von Esel und Pferd setzt die Natur ihr Verbot durch Unfruchtbarkeit des Maultiers. Auslese? Jeder Organismus ist dem
andern relativ ebenbürtig bis zum untersten Einzeller, Kristallisierung wirkt nicht mindere Wunder als der menschliche
Körperbau. Wo aber wirklicher Wertunterschied besteht im einzigartigen Fall jener menschlichen geistigen

Weitere Kostenlose Bücher