Der Aufgang Des Abendlandes
Oberschicht,
handelt es sich um rein psychischen Vorgang, bei dem nie Auslese stattfand. Denn die materielle Oberschicht des Ausbeuter-
und Gewaltstaats gehört zum nämlichen Pöbel wie die unterjochten Vielzuvielen, doch allzeit wird ein
ungefähr gleiches Quantum des Geistesadels als Körnchen Salz und Sauerteig in die Masse gemengt, ohne daß das
Gebäck dieser Vielheit damit besser schmeckt. Zwei Symbolismen werden aufgepflanzt: Das unterste Insekt bezahlt
Fortpflanzung mit sofortigem Tod, die höchste Lebeform Genie vererbt sich nie, meist fortpflanzungsunfähig, oder
die Nachkommenschaft stirbt aus. Es soll keine wahre Auslese stattfinden, physische Zeugung ist zugleich Leben und Tod.
Ehrenbergs mikrologische Studien fanden nirgends aufsteigenden Zusammenhang, obschon sich dies bei solchen Primitivformen
viel leichter beobachten ließe als im Makrokosmos.
Im Darwinismus macht die Natur halsbrecherische Bocksprünge, begibt sich auf die schiefe Ebene des
Giraffenrückens, trägt als dies hohe Geschlecht den Kopf allzuhoch, spekuliert aber auf Baisse, da man mit
Bücklingen besser durchs Leben kommt und die Buckligen seit Aesop im Geruch boshafter Intelligenz stehen, und verleiht
sich sogar zwei Buckel! Man muß wirklich ein Kamel sein, um dies Selbstbestimmungsrecht von
Antilop-Giraffe-Kamel-Abwandlung gelten zu lassen, wo doch Selbstbestimmungsrecht der Völker nur ein trauriger
Spaß! Der Darwinismus reitet aber nicht auf einem Kamel, sondern dem Flügelroß Pegasus, das er
wahrscheinlich als fossile Urart des englischen Vollblut schätzt, sein Steepelchase setzt über Hindernisse weg,
ohne das Endziel des Starts zu kennen. »Weisheit Gottes« klingt doch minder phrasenhaft als »Weisheit der
Natur«, denn wenn sie Stoff ist, wie kann sie weise sein! Den Einzelorganismen aber die Eigenkraft zutrauen, ihre
physische und psychische Struktur nach Milieubedürfnis zu ändern, eröffnet eine für Anthropoiden und
Menschen beschämende Perspektive. Vom Erhabenen der sanften dummen Giraffe bis zum Lächerlichen des
häßlichen höckerigen pflichttreuen klugen Kulturträgers Kamel ist also nur ein Schritt, wahrlich ein
Riesenschritt mit Siebenmeilenstiefeln. Für den Affen wäre hochnötig, sich Krallen oder Waffen zu schaffen, um
den Raubtieren ihre Vorliebe für Affenfleisch auszutreiben. Dem Menschen wäre Rettung vor vielem Ungemach, wenn er
wenigstens seine Haut widerstandsfähiger gegen klimatische Einflüsse machen dürfte. Warum blieben denn bei
beiden die mechanischen Notwirkungen aus, die dem Kamel Umsturz seiner Giraffenhaftigkeit verbürgten? Ob aber diese
meisterhafte Einrichtung eines Wüstentrabers durch Vorsehungsschöpfung einer passenden Art oder evolutionäre
Selbstzüchtung entstand, jedenfalls springt fürsorgliche Planmäßigkeit der »Natur« ins Auge.
Darwinismus sollte das Kamel im Wappen führen, doch wenn er danach sich für Mechanismus zureiten läßt,
dann ist er wirklich nach burschikosem Studentenausdruck ein Kamel.
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Ein klassisches quid pro quo des Platzwechsels liefert der im Meer plätschernde Elefant Walfisch, doch auch die
schwimmende Bauherr-Ratte Biber ist nicht von schlechten Eltern. Solche Saltomortale können nur gelingen durch Beihilfe
unbekannter Mächte hinter den Dingen, Mechanik-Arbeit würde hier unglaublich subtile Konstruktion voraussetzen, die
der Stoff sich nicht selber geben kann. Die Dynamik der Kaulquappe, die sich Sprungfüße wachsen und
fröhliches Gequak ertönen läßt, bildete ihr Talent in der Stille, ihren Charakter im Geräusch des
eigenen Energieimpulses, doch woher entfließt dieser? Ihr Embryo-Laich war eben seit Anbeginn nicht fischartig, das
Vorhersein verschiedener Typen im Embryo mag noch so sehr sich gleichen, ihr plötzlich Da-Sein in gänzlich
verschiedenen Formen beweist das Gegenteil materialistischer Folgerung. Nämlich der Stoffbrei ist überall
gleichgegeben als Bindemittel der Materialisierung, der Farbentopf steht nun da, doch man muß Farben erst teilen und
mischen, um sie vielfarbig auf die Palette zu setzen, worauf erst der Pinsel (Energetik) der Künstlerpsyche das
Naturgemälde schafft. Beim mechanischen Entstehen müßte die Vielfältigkeit der Typen schon im Embryo
vorbereitet sein, bei großer Ähnlichkeit aller Embryonen läßt sich die gänzliche Verschiedenheit
der zu Tage geförderten Produkte nur erklären durch exterritoriale Geheimdiplomatie des Unsichtbaren.
Die Evolution
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