Der Aufgang Des Abendlandes
Herabsetzen von
Kolossalformen zu immer kleineren bedeutet keine Anpassung oder natürliche Auslese, da hier Verbesserung nur fingiert
wird. Solange die für ihre Ernährung nötigen Verhältnisse bestanden, waren jene ungeschlachten Ungeheuer
genau so »geeignet«, »passend«, »tüchtig« (der englische Ausdruck fit meint allerlei
zusammen) wie heutige Gebilde. Diese Arten sind eingegangen unter Druck äußerer Eingriffe mannigfacher Art. Die
Naturlithographie (Abdruck auf Steinplatte im Meerschlamm) des Archäopterix zeigt eine Krokodilart mit Flügeln, und
da noch heute in Südamerika ein winziger harmloser Ableger des apokryphen Flügeldrachens lebt, so betrachten wir
die Möglichkeit geflügelter Reptile einfach als etwas den Insekten Analoges, die doch gewiß einen Wurmleib
mit Flügelextremitäten darstellen. Daß die in Gesamtform und Wesen ganz davon abweichenden Vögel sich
aus dem Reptil selbständig entwickelt hätten, ist eine um so kühnere Voraussetzung, als man schon in alten
Schichten Vogel und Reptil als Zeitgenossen findet. Transformierung aller Materie unter Einwirkung kosmischer Elemente
versteht sich von selber, dagegen bleibt fundamentale Änderung der Art nicht nur unkontrollierbar, sondern widerspricht
der Idee einer Art. Wo man Aufstieg vom Niedern zum Höhern erträumt, werden schlichteste Transformierungsakte als
tiefsinniges Gesetz ausgespielt. »Wie sich aus einem Römer ein Italiener, aus einem Liter Wasser unter
Einfluß der Kälte Eis entwickelt« (Bölsche)? Taschenspielerei der Begriffsverwirrung. Eis ist keine
Verbesserung des Wassers, der Italiener keine des Römers, aus dem er sich ja gar nicht anders transformierte als durch
Totschlagen der meisten Lateiner und schon früh einsetzende Blutmischung anderer Rassen. So geht es in der Natur zu:
Wenn die Mehrzahl einer Art gefressen und der Rest mit anderen begattet wird, entsteht etwas Neues, meist Schlechteres, wer
wird dies Aufwärtsentwickeln der alten Art aus sich selber nennen! Zwangsweises Emporzüchten durch planvolle
Naturgewalt? Was heißt Besseres! Der Renaissance galt die Antike dafür, das war so in politisch sozialer
Organisierung, umgekehrt stand der Italiener damals hoch über dem Römer an feingeistiger Begabung, dafür
verlor er alles, was einst Rom groß machte, und der Kunstüberschwang verschwand, je mehr das germanische Mischblut
eintrocknete. Der Süditaliener, nachdem die günstige normännisch-sarazenische Befruchtung durch frivol
sinnliche Franzosenherrschaft der Anjou unterdrückt, bleibt ein trauriges Zerrbild der Degenerierung, gemessen besonders
an der alten Großgriechenkultur. Die Darwinisten sollten sich peinlich hüten, in ihre Hypothesen je etwas
Kontrollierbares einzumischen wie Beziehung auf den historischen Menschen. Da kann man ihnen hohnvoll beipflichten: Ja, die
Evolution gleicht der des Italieners aus dem Römer, d. h. sie entbehrt jeder Aufwärtstendenz.
Die sogenannten Übergangsformen, selbst wenn sie gefunden würden, hätten nur Bedeutung, wenn dabei innere
Selbstentwicklung oder planvoller Aufbau transzendenter Naturweisheit vorläge, welch letzteres ein richtiggehender
Materialist nicht zugeben darf. Die Transformierung beschränkt sich aber auf rein äußerliche Merkmale, wie
die zoologische Einteilung in höhere und niedere Arten. Viele Vögel sind klüger als die meisten
Säugetiere, Ameise und Biene klüger als alle Vögel außer dem Papagei, vom Verstand der Reptile wissen
wir wenig, »klug wie die Schlangen« war irrig, doch sind sie für ihre Bedürfnisse nicht dümmer als
ein Schimpanse. Man muß dies stets wiederholen, um dem Evolutionswahn die Spitze abzubrechen. Ähnlich muß
man der Anpassung auf die Finger sehen. Daß die Farbe der Haut sich nach dem Milieu ändert, ist einfache Licht-
und Luftwirkung, hier paßt sich nichts an, sondern wird von außen angepaßt. Laubfrosch und Heuschrecke
erscheinen uns grün aus gleicher Lichtursache wie Blatt und Gras, Eisbär und Schneehase weiß wie der Schnee,
in dem sie leben, Löwe und Kamel gelbbraun wie der Wüstensand. Dieser gleichmäßigen Färbung unter
bestimmten Lichtkomplexen kommt nicht mal objektive Richtigkeit zu als bloßen Vorstellungen menschlichen
Sehvermögens. Wenn Naturforscher davon ein Wesens machen, verleugnen sie das Abc der Wahrnehmungskunde. Hier lerne man,
wie das Getöse des Darwinismus verwirrt, einschüchtert und wörtlich blendet, so daß man jede
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