Der Aufgang Des Abendlandes
seinen Speichel als Angelköder benutzt. Weil er am Orinoko lebt? Der Tiger kann sogar
schwimmen im Ganges und Irawaddi, doch nie wird er Fischer, so wenig wie Löwen und Leoparden am Kongo und Niger.
Überall nur individuelle Akte selbsttätiger Intelligenz ohne Veränderung der Organe, es sei denn, daß
das verschiedene Verdauungssystem der Pflanzen- und Fleischfresser dafür gelten soll (Wiederkäuer haben vier
Magen), doch wer will hier entscheiden, ob die Kost das System oder das System die Kost beeinflußte!
Zweckmäßig heißt soviel wie lebensfähig als Begleiterscheinung jedes organischen Werdens, doch eine
Eigenschaft ist nicht Erklärung ihrer selbst. Die unendliche Gruppen- und Gestaltenfülle, durchaus beharrlich in
ihrer Mannigfaltigkeit, verrät uns nicht, warum sie in jeder Form seit Anbeginn zweckmäßig organisiert. Das
uralte Zebra ist für sich so zweckmäßig, wie für uns das Kavalleriepferd, die hochbeinige
Höhlenkatze wie das Hauskätzchen oder der uralte kurzbeinige Löwe. Die Hauptraubtiertypen erhielten sich seit
urvordenklicher Zeit, und was von ihren äußeren Formen unterging, ist von Elementen und Menschen ausgerottet, ihre
geringe Transformierung, d.h. Abweichung von ursprünglicher Form hatte bestimmte Grenzen, nur Verkürzung der
Maße wegen ungünstig werdendem Milieu. Bei Rind, Schaf, Antilope usw. ist überhaupt keine Abwandlung
bemerkbar, erst recht keine Verbesserung. Der Riesenwidder in Tibet, ein Überbleibsel der Urzeit, hat den Begriff des
Leithammels in heroischem Verhältnis von Herren- und Mannentreue: Der erwählte Führer stürzt sich in den
Abgrund, sobald er keine Rettung vor Jägern sieht, unverzüglich folgt ihm die ganze Herde in den Tod aus trotzigem
Ehrgefühl, dem Feind seinen Triumph nicht gönnend. Nichtswürdig ist die Hammelnation, die nicht ihr alles
setzt an ihre Ehre! Wir unterstreichen dies von uns gefundene Beispiel, denn erstens macht es jede Evolution lächerlich,
wenn aus so erlauchten Hammeln, die an Napoleons Scherz erinnern »mon mouton (General Mouton) est un lion«, der
heutige dumme Graser emporreifte, zweitens offenbart es Seele und Geist noch nicht geknechteter Tiere besonders
auffällig.
Das Versteinerungsarchiv der Paläontologie lieferte trotz glaubensstarker Prophezeiungen keinerlei
beweiskräftige Übergangsdokumente. Wer sonst in irgendwelcher Wissenschaft eine welterschütternde Theorie
(alle Lebeformen aus einer Urzelle) auf solche Beweise stützen würde, verfiele dem Gelächter. Jede Ausgrabung
zeigt die Urarten so schroff gesondert wie die heutigen, die Ahnenprobe des darwinistischen Stammbaums gleicht einer
mittendurch gerissenen Kette, und die Ausrede verfängt nicht, gerade die Mittelformen seien zufällig spurlos
verschwunden. Denn gerade diese müßten viel zahlreicher gewesen sein als die Haupttypen und in jeder Bodenschicht
massenhaft stecken. Nichts fand sich als Zähne angeblicher Halbaffen oder Halbanthropoiden, wobei der Wunsch oft Vater
des Fundgedankens war. Warum sollte sich das Skelett eines Riesenaffen nicht so gut erhalten haben wie das eines
Dinosauriers, wovon man jüngst in New Jersey die allergrößten Exemplare entdeckte? Vielmehr liegt dringender
Verdacht nahe, daß der Mensch älter sei als der Affe. Natürlich drängte heutiger Darwinismus eiligst die
Forschung zurück, daß der Mensch schon im Tertiär vorkam. Man roch Lunte, daß dies Zugeständnis
gefährlich werden könne. Sind denn die Ameghinofunde am La Plata als Schwindel entlarvt? Wir halten schon deshalb
für verfehlt, eine Eolithenzeit unfertiger Steinschleifung als Prolog der langen Steinzeit wegzudisputieren, denn die
ersten historisch beglaubigten Steinwerkzeuge sind schon technisch so reif, daß man lange Vorschulung voraussetzen
muß. Dem La Plata-Menschen soll eine Rippe gefehlt haben, dagegen haben die Skelette von Correze und Krapina schon das
vollständige heutige Knochengerüst mit geringer Abweichung der Kniekehle. Der breitausladende Kiefer erklärt
sich unseres Erachtens durch die Nötigung, beim beliebten Aussaugen des Marks Knochen zu zermalmen: als diese Gewohnheit
abnahm, wich der Kiefer zurück. Der Gibraltarmensch hat schon die gleiche Mundpartie wie wir. Die ältesten Funde
ergeben schon Feuerstätten und ausgebildete Beerdigungsgebräuche mit religiösem Hinweis. All dies, auch
Eindringen antiker Feuerbestattung statt der älteren Einscharrung, wie man es auch bei den zahlreichen
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